Es ging um einen komplizierten Erbfall, mit dem zwei junge Anwälte einer großen Kanzlei beschäftigt waren. Der erste Anwalt hatte die Angelegenheit auf einen guten Weg gebracht, so dass gute Erfolgsaussichten für die Mandantin zu erkennen waren.
Zu einem wichtigen Ortstermin hieß es dann, der Anwalt sei krank, aber eine Kollegin könnte für ihn einspringen. Es gab einen wichtigen Grund für die Mandantin an einer Terminverlegung interessiert zu sein, aber die Ersatzanwältin erklärte, dass das für das OLG äußerst schwierig bis unmöglich wäre.
Die Mandantin ließ sich überreden, denn sie musste sich spontan entscheiden. Von Anfang an gab es Ungereimtheiten mit dieser Kollegin, deshalb fragte die Mandantin auch ständig nach, wann der Kollege wiederkommt. Über Monate hinweg hieß es, er sei noch immer krank. Die junge Kollegin sagte auf unabsehbare Zeit. Die Mandantin befürchtete die ganze Zeit, dass sie Opfer eines Anfängerfehlers werden könnte, aber es kam noch viel schlimmer. Der erste Anwalt hatte entscheidende Strategien und Widersprüche der Gegenseite entlarvt, u.a. dass die Gegenseite ursprünglich wahrscheinlich nicht vorhatte auf dem Hof zu wirtschaften, jedenfalls nicht zeitnah. Jetzt aber zogen sie alle Register, um das glaubhaft zu machen. Nicht unwichtig, weil es um die Frage ging, ob ein seit längerem nicht mehr bewirtschafteter Hof nun noch ein Hof sei oder nicht. Davon würde nämlich abhängen, wie hoch der Pflichtteil der Mandantin ausfallen würde.
Schaut man sich das Abschlussurteil an, hat sich die Gegenseite in jedem Punkt durchsetzen können, aber auch in jedem Punkt, selbst da, wo es mit dem ersten Anwalt richtig schlecht für sie aussah. Die Kollegin war von der Erfolgsstrategie ihres Vorgängers vollkommen abgewichen. Und obwohl die Mandantin den Wunsch an die Anwältin äußerte, dass wichtige Punkte ihres Vorgängers in den Abschlussbericht mit hinein genommen werden sollten, verzichtete sie darauf, mit der Begründung Richter mögen keine Wiederholungen. Sie hat in den Abschlussbericht alles in die Schale geworfen und die Gegenseite hat sich mit der Vorgehensweise ihres Kollegen letztendlich erfolgreich durchsetzen können.
Es gibt Auffälligkeiten im Vorgehen dieser jungen Anwältin, da möchte man nicht mehr nur von Anfängerfehlern ausgehen, denn sie ist ja nicht dumm.
Das Gericht hat den Sack zugemacht, indem es Gründe für die Zulassung einer Rechtsbeschwerde nach § 70 Abs. II FamFG ausgeschlossen hat und sich gegen eine Anfechtung ausspricht. Mit dem Urteil erfuhr die Mandantin, dass sich die Kanzlei vom ersten Anwalt einvernehmlich trennen wird.
Kann die Mandantin Schadensersatzansprüche an die Kanzlei gelten machen? Denn sie geht schlechter aus dem Verfahren heraus als vor Prozessbeginn, weil sie jetzt auch noch die Hälfte der Gerichtskosten zu tragen hat.