Ich persönlich bin Scheidungskind und heute auch Ehefrau. Ich finde aus meiner jetzigen lebenssituation heraus kann ich das gut einschätzen und von beiden Perspektiven betrachten. Meine Eltern redeten das erste mal offiziell über Trennung als ich 8 war. Getrennt haben sie sich als ich 13 war.
Mein Vater ist sehr schnell wütend, streitet oft, ist streng und konservativ (hat aber natürlich wie jeder Mensch auch seine guten Seiten)
Meine Mutter eher eine offene und jung gebliebene Persönlichkeit und wurde durch sein Verhalten oftmals „unterdrückt“ und so habe ich in Erinnerung, wie sie nicht wirklich für ihre Meinung oder uns eingestanden ist
Irgendwann kam auch Betrug ins Spiel und mein Vater meinte öfter mal, dass kurz nach meiner Geburt deren Ehe schon zerbrochen war.
ich muss ehrlich sagen, das ich während ihrer Trennung oft dachte ‚vielleicht ist es besser so, wenigstens streiten sie jetzt nicht mehr/ ich geh mit meiner Mama mit dann hab ich nicht mehr die Strenge meines vaters / es ist eine Beziehung - die kann nunmal zerbrechen“ aber heute denke ich, wie egoistisch deren Verhalten eigentlich war und wie rücksichtslos.
Du meinst ja wir scheidungskinder sind weniger problematisch, dass kann dadurch sein, dass (hab ich tatsächlich mal einer psychologischen Studie entnommen) wir Streit lieber aus dem Weg gehen. Früher reif muss man werden. Mann muss damit umgehen können, wenn die Eltern sich den ganzen Tag nur einsperren weil sie gestritten haben, es an einem selbst auslassen, du sie mit deinen Problem nicht zusätzlich belasten willst und lernst damit selbst fertig zu werden - oder eben wenn dein Elternteil alleinerziehend ist und ganze Zeit arbeitet um euch ein anständiges Leben bieten zu können und du somit auch nicht wirklich was von dem Elternteil hast. In der Scheidung bzw. im ganzen Prozess der Trennung wird einfach weniger auf einen geachtet ich bin damals zum beispiel komplett in Drogen usw abgerutscht und niemand hat das bemerkt - da muss man selbst raus finden. Ich war wochenlang jeden Tag alleine zuhause - mein Vater hat gearbeitet und sich mit Freunden abgelenkt meine Mutter hat gearbeitet und hatte schon angefangen ihre nächste Beziehung zu führen.
und wirklich schockierend bei dem ganzen finde ich ist, dass ich, in so jungen Jahren unbewusst den Glauben verloren habe, dass es sowas wie liebe, Ehrlichkeit und Treue gibt. Ich dachte sogar, dass ich mich über die Scheidung freue und gut damit klarkomme. Erst als ich in meine Beziehung bzw ehe hineingeraten bin habe ich gemerkt was ich einer Beziehung für Zweifel entgegenbringe und was für bindungsängste ich habe. Sollte man da nicht den passenden Partner finden der dir das beweist, kann ich mir gut vorstellen, dass der Glauben an so etwas verloren geht. Ich merke auch an mir wie sehr mich das belastet wenn mein Partner mal sehr wütend ist oder schreit -ich fühle mich direkt wieder in diese Zeit zurückversetzt.
ich muss ehrlich sagen ich finde wie gesagt dieses Verhalten einfach unfassbar kindisch, egoistisch und rücksichtslos.
Schön und gut jede 2.-3. ehe in deutschland scheitert aber als paar das 20-25 Jahre miteinander verbringt, ist es meiner Meinung nach klar, dass irgendwann mal ein Tiefpunkt erreicht ist, an dem die Luft raus ist, an dem man das Interesse nicht mehr spürt, an dem man denkt „wozu sollte ich jetzt noch was tun? Die Gefühle sind nicht die selben “ aber ICH finde gerade dann, sollte man darauf schauen was man die vergangenen Jahre alles zusammen durchgemacht hat, man sollte seine Kinder betrachten die man zusammen auf diese Welt gebracht hat und ihnen die Welt vorgestellt hat, man sollte sich daran erinnern wie die ersten Jahre waren, wie glücklich man war - was man zusammen erlebt hat und wieso man sich verliebt hat und man sollte auch daran denken wie sehr man die Kinder nachhaltig verletzt und prägt mit der Trennung. Ja, Mama und papa werden ihr ganzes Leben lang für einen da sein, aber das Bild der perfekten Welt ändert sich. Besonders, was ehebruch angeht, ist das eine meiner Meinung nach, nicht zu verzeihende tat die man seinem Partner UND auch seinen Kindern damit antut. Man denkt in dem Moment nur an sich und dass man doch auch wieder mal glücklich sein will aber statt daran zu arbeiten und die beste Lösung für alle zu finden, macht man es sich sehr einfach.