Ein paar Tipps aus meiner persönlichen Erfahrung (lebe seit fast zwei Jahren vegetarisch, seit gut einem vegan):
[1] Lass Dich nicht auf (Rechthaber)Diskussionen ein, bei denen man gegeneinander arbeitet bzw. bei denen klar ist, dass keiner seinen Standpunkt ändern will und das deshalb auch nicht tut. Das führt nur zu Trotz und spornt deine Familie/Freunde dazu an, ihren Standpunkt keinesfalls zu verlassen.
Also auch auf Aussagen wie "Vegetarisch leben ist ungesund" oder "Menschen haben schon immer Fleisch gegessen" nicht einsteigen, sondern nur knapp antworten und gleich dazusagen..
zB "Ich will keine Diskussion führen, wenn von vornherein klar ist, dass niemand seinen Standpunkt oder seinen Blickwinkel ändern will/dass sich niemand ernsthaft auf das einlassen möchte, was ich sage."
[2] Wenn Du gefragt wirst, warum Du jetzt vegetarisch lebst, dann "leier" keine Fakten/Details aus der Tierhaltung runter, sondern erkläre aus der Ich-Perspektive. Dadurch fällt es den Leuten leichter, sich in Deine Perspektive zu versetzen und sie haben weniger das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. Außerdem solltest Du nicht zu viele Fakten einwerfen, das überfordert die Leute nur. Bleib lieber bei einem Beispiel und mache deutlich, dass das nur ein Aspekt ist;
Also nicht "Die Schweine heutzutage werden nur 6 Monate alt und dann geschlachtet, nachdem sie unter unzumutbaren Bedingungen in dreckigen Ställen auf Gitterböden zusammengepfercht waren. Deshalb darf man kein Fleisch essen."
Sondern: "Ich wusste ja eigentlich schon länger, dass die Tierhaltung heutzutage nicht gut ist, aber irgendwie habe ich trotzdem Fleisch gegessen. Aber dann habe ich erfahren/gelesen, dass zB ein Schwein nach sechs Monaten geschlachtet wird, da ist es umgerechnet gerade mal so alt wie ein 3-jähriges Kind. Das finde ich schon krass, dass es sozusagen als "Baby" schon geschlachtet wird. Und dann ist mir klar geworden, dass sowas ja nur passiert, weil Leute wie ich das Fleisch dann kaufen oder essen. Und aus solchen Gründen zum Beispiel kaufe und esse ich es einfach nicht mehr, damit diese Dinge meinetwegen nicht mehr passieren. Es gibt aber auch noch viele andere Aspekte, die ich nicht gut finde. Kannst Du Dir vorstellen, welche zum Beispiel?"
[3] Wenn sich Deine Familie/Freunde darauf einlassen würden, dann schlage vor, mal einen Film zusammen zu gucken, der gut zeigt, warum Du Vegetarier geworden bist (wobei hier die Gefahr groß ist, dass aus Angst, selbst vegetarisch/vegan werden zu "müssen", abgelehnt wird). Sag gleich dazu, dass so ein Film nur Fakten und Umstände zeigt, die keinen zu einer bestimmten Entscheidung zwingen, sondern die nur zeigen, wie die Umstände in der heutigen Tierhaltung sind. Nach dem Motto:
"Jeder darf frei entscheiden, wie er sich ernährt. Es ist dazu aber sicher gut, wenn er überhaupt weiß, wo sein Essen herkommt, denn das ist schließlich Teil dieses Essens."
[4] Berichte nicht vor oder während des Essens, warum Du vegetarisch lebst oder welche Zustände in der heutige Tierhaltung herrschen. Die Leute werden ja mit hoher Wahrscheinlichkeit weiteressen. Dazu müssen sie jegliches Nachdenken/Reflektieren (unbewusst) unterbinden oder das, was Du gerade berichtet hast, ausblenden. Dadurch haben sie eine mögliche "Hemmschwelle" übertreten, essen also genau das, was dem Gesagten eigentlich widerspricht, so dass ihnen das auch beim nächsten Essen leichtfallen wird. Werden sie jedoch unabhängig von der Mahlzeit mit Fakten/ deiner Erklärung konfrontiert, so haben sie Zeit, darüber nachzudenken bzw. einen Denkprozess in Gang zu setzen. Wahrscheinlich werden sie zwar trotzdem weiter Fleisch und Co. essen, dies müssen sie jedoch nicht machen, indem sie konkret etwas Ausblenden/einen Denkprozess unterbinden, da dieser zu diesem Zeitpunkt ja nicht bewusst in ihnen abläuft. Verschiebe Die Frage/deine Antwort also lieber auf später;
"Ich denke, es ist der falsche Zeitpunkt, um auf Deine Frage zu antworten. Wir können aber gerne später/ein andermal darüber reden."
[5] Bleib gelassen. Du hast jahrelang konsumiert, ohne Dich bewusst zu einer Form des Essens zu entscheiden. Jetzt hast Du Dich informiert und auf dieser Grundlage eine Entscheidung getroffen- Das ist toll und mehr, als man von den meisten Menschen sagen kann, man nennt es auch Mündigkeit :-)
Lieben Gruß, Klimbimm