Will nicht mehr gläubig sein?

Also ich hab da ein Problem. Ich habe früher häufig versucht an Gott zu glauben und zu leben wie es die Bibel will, aber ich konnte nicht auf Dauer glauben und deshalb hab ich ihn immer wieder verloren. Ehrlich gesagt glaube ich, dass falls es Jesus wirklich gibt das er mir eh nicht mehr vergeben würde weil ich mich von ihm abwand und sehr schlecht über ihn gesprochen habe. Mittlerweile macht mich mein Glaube nur noch sauer. Ich fühle mich eingeschränkt, die Bibel ist widersprüchlich und Christen versuchen, sich die harten Stellen im alten Testament schön zu reden wo z.B. gesagt wird, dass vergewaltigte Frauen die nicht laut genug schrien hingerichtet werden sollen. Mich macht der Glaube wütend, die Einstellung der Christen Kinderschändern zu vergeben, nur weil sie an Jesus glauben aber jemand der irgendwo im Urwald lebt und noch nie von Jesus gehört hat und ein ganz normales Leben führte, der soll dann in die Hölle. Für mich klingt es überheblich und ich Frage mich auch, warum die Bibel komischerweise Dinosaurier, Neandertaler usw. Nicht erwähnt. Ich habe die letzten Monate so viel gebetet das Gott mir Einsicht und Verständnis gibt, aber im Grunde genommen hat sich mein Leben nicht wirklich verändert und auch nicht meine Sichtweise. Mir geht auch dieses ich muss rein sein auf die Nerven und ich weiß einfach nicht, was ich denn noch tun soll weil ich hin und her gerissen bin von meiner Religion die mir eigentlich immer nur Angst gemacht hat und von meiner eigenen Denkweise.

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Hallo Waldmaedchen21,

ich kann dich gut verstehen und kann dir sagen, dass du beruhigt sein darfst. Dein Gefühl ist kein Fehler und mir erging es vor etwa zehn Jahren sehr ähnlich. Mittlerweile bin ich 27 Jahre und kann es selbst nicht mehr ernst nehmen, wie ich einmal an ein so offensichtlich widersprüchliches Konstrukt festgehalten habe. Doch wenn Menschen verzweifelt sind oder es einfach nicht besser wissen, suchen sie oft nach einem Sinn im Leben. Es ist viel einfacher die Verantwortung über sich selbst, seine Taten und sein gesamtes Leben Jemandem abzugeben und alles damit zu erklären, dass irgendwer da oben sitzt und dein Leben für dich lenkt. So gibt es für jede Sache die dir oder um dich herum geschieht, einen Grund und du musst dich nicht weiter darum kümmern, nur um Vergebung bitten, danke sagen und darauf vertrauen, dass Jemand den Rest für dich erledigt. Einfach, nicht? Naja, es ist nur einfach für Menschen die sich damit zufrieden geben, dass die eigentlichen Fragen nie wirklich beantwortet werden, da auf Alles "Gott" die Antwort ist. 

In Wahrheit sind wir selbst alle dieser "Gott" den die Menschen suchen. Der Gott oder die Göttin unseres eigenen Lebens. Ich muss dazu sagen, dass ich viele Jahre sehr religiös war, ich zwang mich dazu die Bibel zu lesen und mein Leben nach diesem Gott zu richten, ich besuchte verschiedene Gemeinden, suchte aber eigentlich, wie ich später feststellte, nur nach einem Sinn im Leben und nach einer höheren Macht die mein damaliges verletzliches Ich in schweren Zeiten auffangen würde.

Allerdings fühlte ich mich gar nicht wirklich aufgefangen, jedes Mal nachdem ich die Bibel gelesen hatte und mir über die Gesetze die dieser Gott für die Menschen festgelegt hatte, bewusst wurde, bemerkte ich wie widersprüchlich und ungerecht das alles war. Also distanzierte ich mich wie von selbst mehr und mehr von meinem Glauben, bis ich mich selbst aufgefangen hatte und eine klarerer Sicht auf mein Leben bekommen hatte. Du bist aufjeden Fall sicherer dran, wenn du an dich selbst und dein Gefühl glaubst, statt dich auf irgendwelche Menschen zu verlassen die in der Vergangenheit ihr eigenes trostloses Weltbild niedergeschrieben haben. Es gibt eben nicht nur die eine Wahrheit, jeder hat seine Eigene. Es ist dein Leben und du darfst dich ganz frei entscheiden. Und wenn du dich loslöst von den Dingen die dir die Menschen um dich herum einzureden versuchen, dann kannst du deinen eigenen Weg bestimmen und den Frieden und die größte Freude schon in deinem jetzigen Leben finden, statt sehnsüchtig auf den Tod zu warten wo das angebliche Paradies an Gottes Seite auf uns warten soll, nachdem wir unser Leben damit vergeudet haben uns nach seinem Willen zu richten. Das Leben und unser Planet Erde sind sehr kostbar und geben uns schon alles, um ein glückliches Leben führen zu können. Hier sollte das Paradies für uns sein, nicht irgendwo "da oben". Es sind nur oft die unglücklichen und verzweifelten Menschen, die uns daran hindern, so zu leben. Wer verletzt ist oder es nicht anders kennt, kann sich nur schwer von etwas lösen, dass ihm/ihr zuvor noch in irgendeiner Form Halt gegeben hat. Dass du ein starkes Gefühl hast das dich wach rüttelt und dich die Wahrheit, wie die von dir erwähnten Widersprüche, erkennen lässt, kannst du als eine Stärke ansehen die sich als Intuition benennen lässt.

Du wirst sicher noch zu vielen, noch größeren Erkenntnissen kommen die dein Leben und vielleicht sogar das Leben Anderer positiv beeinflussen werden.

Alles Gute dir.

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