Ich bin ein überaus vernunftbetonter Mensch, weshalb Suizid für mich ein absurder und verächtlicher Schritt wäre. Daher wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie dazu kommen. Dennoch: Ich will nicht mehr leben. Es ist dieser innere Konflikt in mir, der mich auf ewig zum Leiden verdammt. Mein Leiden ist im Grunde darin gegründet, dass es keinen Mitstreiter in meinem Leben gibt. Ich kann mich mit niemandem identifizieren. Mit niemandem. Ich verachte die menschliche Natur und habe mich vor 10 Jahren (mit jungen 13) von meinen Mitmenschen abzukapseln begonnen, da ich schon sehr früh eine sehr vernunftzentrierte Haltung angenommen habe, die v.a. eine kantische Prägung besitzt, die teilweise stark im 18. Jhd. verhaftet ist. Ich habe schon damals die akribische Beschäftigung mit Ideen und der Rationalisierung meines Lebens der Gesellschaft meiner Mitschüler vorgezogen. Und je mehr der Kanon meiner Prinzipien anzuschwellen begann, desto mehr Verachtung habe ich für die menschliche Natur entwickelt. Und dieser Prozess ist vollkommen irreversibel. Man könnte sagen, dass ich in diesen Denkschemata aufgrund tiefster Überzeugung und der Schlüssigkeit meiner Ideen gleichsam gefangen bin. Nichts kann dieser Ideologie und diesem Menschenbild etwas entgegensetzen. Und nur noch ein Mensch, der mich verstünde und sich in eine ähnliche Richtung bewegt, wäre jemand, den ich liebte. Und da ich einen solchen Menschen nicht finde, bin ich seit diesen 10 Jahren absolut alleine, mitunter auch überaus einsam. Ich bin erst 23 und meine Zukunft sieht alles andere als rosig aus, da ich mit der Gesellschaft und diesem Leben nicht mehr kompatibel bin. Ich würde gerne gehen, aber Selbstmord kann ich nicht akzeptieren - unter keinen Umständen. Doch die Qual und die Erkenntnis, dass auch niemand mir helfen könnte, macht mein Leben beinah unerträglich. Kann sich jemand damit im Groben identifizieren? Erfährt jemand einen ähnlichen Leidensweg?