Im Schnitt ist dieser "Mythos" sicherlich zu einem gewissen Teil wahr, aber überall dort, wo von einem Durchschnittswert auf die Allgemeinheit geschlossen wird, entsteht unrecht.
Selbst wenn 99% aller Männer in einem goldenen Schloss, und nur 1% unter der Brücke leben würden, täte man unglaublich vielen Menschen Unrecht, wenn man jetzt z. B. eine Männersteuer von 1000€ pro Monat einführen würde. (Sorry, das Beispiel ist total bescheuert, aber ist ja nur ein Beispiel.)
Deshalb ist es völlig irrelevant, ob jemand Männlein, Weiblein, Schwarz, Weiß, Behindert, Gesund, Flüchtling, Einheimischer, oder irgendwas dazwischen ist: Sobald man von einem Durchschnitt auf die Allgemeinheit schließt, muss es prinzipbedingt Menschen geben, die darunter leiden werden.
Dazu fällt mir eine Vorlesung eines Professors an einer amerikanischen Uni ein, in der er beiläufig erwähnte, dass es grundsätzlich für schwarze Frauen eine bestimmte finanzielle Förderung gibt. Das Problem war, dass in diesem Kurs die Tochter eines Fabrikbesitzers saß, die zwar schwarz war, aber nur die teuersten Markenklamotten trug.
Ihr Kommilitone war ein weißer junger Mann, der mit seiner alleinerziehenden Mutter und seiner Schwester in einem Wohnwagen hauste, und sich von "Roadkill" ernährte ... also überfahrenen Tieren, der er an der Straße auflas.
Das Problem war jetzt, dass die Tochter des Fabrikbesitzers Anspruch auf nicht unerhebliche Förderung hatte, der junge Mann hingegen nicht.
Deshalb führt die Debatte "Mann vs. Frau" grundsätzlich zu überhaupt nix und man sollte eher zwischen "bedürftig und nicht bedürftig" abwägen, völlig unabhängig vom Geschlecht. Dass dabei dann am Ende an vielen Stellen vermutlich mehr Frauen als "bedürftig" gelten werden, ist ja in Ordnung, solange denen geholfen werden kann, die es wirklich nötig haben.
Gerade im Radio lief ein Interview mit einer Politikerin, die darauf hinwies, dass es momentan so wenig Frauen im Bundestag gibt, wie schon seit X Jahren nicht mehr. Das ist genau so ein Problem: Warum wird hier über Mann und Frau debattiert, und nicht über "befähigt bzw. ungeeignet"? Im Bundestag sitzen fast ausschließlich Juristen, warum wird nicht darüber diskutiert, mehr Naturwissenschaftler ins Parlament zu holen? Ob das am Ende Mann oder Frau ist, ist völlig Wurscht, solange die Befähigung stimmt.
Ich denke, die ganze Feminismus-Debatte lenkt nur vom einzig wichtigen Thema in diesem Land ab: Der immer weiter auseinander gehenden Schere zwischen Arm und Reich.
Da Zeit eine endliche Ressource ist, sollte man sich überlegen, worin man sie investiert. Meiner Meinung nach ist es Verschwendung über "Studenten vs. Studierende" zu streiten, wenn sich die Bestrittenen kaum noch ein WG-Zimmer in der Innenstadt leisten können.
Wenn ich heute jemandem erzähle, dass ich früher 50 Mark für 150qm Wohnfläche im Herzen von Berlin bezahlt habe, werde ich ungläubig angeschaut. Wir sind gefühlt alle paar Wochen umgezogen, weil es vor günstigen und guten Wohnungen nur so wimmelte. "Umziehen" war das Hobby von Studenten in den 90ern.
Aber Studenten von heute lassen sich scheinbar alles gefallen, in absolut belanglose Diskussionen hineinziehen und merken es noch nicht mal selber.
Ich halte von Feminismus gar nix ... nur von Gleichberechtigung, und zwar nicht nur von Mann / Frau, sondern von wirklich ALLEN. Wer sich mit Feminismus beschäftigt, hat zu viel lange Weile und keine wirklichen Probleme. Klingt hart, trifft aber den Nagel auf den Kopf. :)