Ich war für ein Jahr mit mittlerer Reife dort, da ich keinen Ausbildungsplatz gefunden hatte. Meine Erfahrung war wie folgt:
Du sitzt jeden Tag von 08.00-17.00 Uhr in einem großen Betonbau, der zwar beheizt - aber nicht im geringsten klimatisiert ist (Wenn du glück hast, gibt es für 20 Teilnehmer einen Ventilator). Dafür bekommst du 200€/Monat +Geld fürs Bus/Bahnticket (Stundenlohn von ca. 1,14€/22 Tagen).
Du hast dort Unterricht und in jeder Unterrichtsstunde machst du Übungen der jeweiligen Fächer (Bei mir waren das Englisch, Deutsch, Mathe, Sozialkunde, BWL, Elektrotechnik und "Bürokaufmännische Grundlagen").
Die Idee mit den Übungen ist eigentlich ja gut, aber das Problem war folgendes:
In Deutsch, Englisch, Mathe und BWL bekommst du teilweise 5/6-Klass Aufgaben, welche einfach aus einem Schulbuch kopiert wurden (Die Übungen sind für Realschüler oder Gymnasiasten viel zu leicht und bringen gar nichts).
In Sozialkunde lernst du, wie man richtig mit anderen Menschen umgeht - ebenfalls auf Grundschulniveau (Liegt hier aber wohl daran, dass viele "Asoziale" Jugendliche da dabei sind).
In Elektrotechnik haben wir über die ganzen 8 Monate einen Elektromotor gebaut und Firmeninterne Geräte repariert - Klar, wir waren der billigere Reparaturservice.
und in dem letzten Fach haben wir die Grundfunktionen von Excel, Word und PowerPoint gelernt. Alle in der Version 2003. (Teilweise wussten die Lehrer hier nicht, was zu tun war und wir "Schüler" mussten Ihnen helfen).
Dazu kommt, dass du in jedem dieser Fächer Tests schreibst - Sowohl angemeldet als auch unangemeldet. Aus deinen Ergebnissen wird dann ein Stärken/Schwächen-Bogen von dir erstellt und an den schlechten Fächern darfst du dann noch länger Teilnehmen, wodurch deine Motivation sehr sehr erhöht wird (nicht).
Da dieser Unterricht aber ja nicht die gesamte Woche ausfüllt, gibt es noch eine Nebenbeschäftigung. Du lernst, wie man sich richtig Bewirbt - Und bewirbst dich dann nicht auf Ausbildungsplätze, sondern für Praktika. Die Idee dahinter ist, dass die Firmen die Jugendlichen kennen lernen und dann evtl. eher einstellen - Wie man jemanden in einer Woche kennen lernt, kannst du dir aber ja wohl denken, denn so lang sind die meisten Praktika.
Allerdings kannst du natürlich auch das Glück haben, dass dich dein Praktikumschef als billige Arbeitskraft missbraucht und dann abstößt. In meinem Fall ist das jedem Teilnehmer mind. 1x passiert (inkl. mir).
Du kannst dir deinen Urlaub nicht frei wählen, sondern du bekommst in den Schulferien evtl. mal ein paar Tage frei.
Es gab keine Verpflegungsmöglichkeit (außer einen Automaten, wo es Semmeln für 3€ aufwärts gab und einen ranzigen Kaffeautomaten).
Bist du zu spät, oder lässt einen Tag ausfallen, wird dir das Geld dafür abgezogen. Das wird auch getan, wenn du entschuldigt bist (z.B. Todesfall in der Familie) oder du in einem Praktikum bist.
Fazit: Mit hat mein BvB rein gar nichts gebracht, sondern war die reinste Zeitverschwendung (Immernoch untertrieben). Ich habe mich während meiner Zeit dort auf verschiedene Ausbildungsplätze beworben - und diese Maßnahme in verschiedenen Schreiben rausgelassen. Heute habe ich einen Ausbildungsplatz bei einer Firma, wo ich mich ohne den Zusatz "BvB" beworben habe. Das einzige gute an der Zeit dort, waren die Menschen, die ich dort kenne gelernt habe und mit denen ich auch heute noch befreundet bin. Jeder von Ihnen würde dir das gleiche Schildern, wie ich. Ich würde mir an deiner Stelle noch einmal sehr gut überlegen, ob du das wirklich machen willst. Ich bin der Meinung, dass mich ein 450€ Job und meine eigenen Bewebungskünste weiter gebracht hätten.