Mein Vater hat mich irgendwie nie richtig erzogen. Er hat sich wohl immer gedacht, ach lass mal. Der Junge wird schon früh genug verstehen, wie das Leben läuft. Um ehrlich zu sein, nein tu ich nicht. Ich hab irgendwie nichts verstanden was in meinem Leben passiert ist, was außenrum alles passiert ist. Meine Mutter hat auch nie was gemacht. Ich bin mit 24 immernoch ein Kleinkind. Ich verstehe nicht wieso Menschen schlechte Dinge tun und wieso sie gute Dinge tun. Warum es Probleme gibt, die absolut vermeidbar wären. Wieso lieben wir, wieso hassen wir. Ich wurde nie auf diese Gesellschaft angepasst. Ich musste meinen Weg immer hart erkämpfen. Heute hab ich einen Schlussstrich gezogen. Ich werde nie wieder auf andere hören und meinen eigenen Weg gehen. Ich werde mich nie wieder lenken lassen. Ich hasse diese Gesellschaft dafür, dass sie mich so im Stich gelassen hat. Ich gehe von Morgens bis Abends schaffen für diesen Staat. Was hat mir der Staat gegeben? Eine kaputte Jugend, nur an der Konsole gehangen. Ich konnte nie akzeptieren, dass sich meine Eltern getrennt haben. Ich habs einfach nicht verstanden. Ich habs nicht verstanden, wieso musste ich in dieser asozialen Migrantenfamilie aufwachsen. Ich bin hier geboren, fühle mich überall fremd. Ich habe alles verpasst, mein ganze Jugend. Die Scheidung hat mir alles genommen was ich geliebt habe. Sicherheit, ohne die ich innerlich sterben würde, und ich starb. Vom einem Ort zum anderen umgezogen, nicht ein Mensch, der mich festhielt. Der mir das Gute im Leben zeigen vermochte. Ich kenne nur Verzeiflung und Angst. Wann hat das ein Ende?
Liebe Grüße