Hey, ich kann dir die ganze Geschichte mal erzählen: Slowenienkrieg: Nach der Unabhängigkeitserklärung gibt die jugoslawische Staatsspitze der jugoslawischen Volksarmee (JNA) den Befehl zum Einmarsch in Slowenien. Doch bei den Gefechten mit slowenischen Truppen und Polizeiverbänden ergeben sich viele kroatische und bosnische JNA-Soldaten, die mit der Unabhängigkeitsbewegung sympathisieren, kampflos. Nach Vermittlungen der Europäischen Gemeinschaft wird ein Waffenstillstand ausgehandelt.
Der Slowenienkrieg endet nach zehn Tagen mit einem Kompromiss, der Brioni-Erklärung: Slowenien und Kroatien garantieren, ihre Unabhängigkeitsbemühungen drei Monate lang einzustellen, dafür verpflichten sich die JNA-Truppen zum Rückzug. Dass dieser Krieg so schnell und relativ unblutig zu Ende geht (Schätzungen gehen von wenigen Hundert Toten aus), hängt auch damit zusammen, dass Sloweniens Bevölkerungsstruktur vergleichsweise homogen ist - lediglich zwei Prozent der Einwohner sind Serben. Kroatien- und Bosnienkriege: In Kroatien dagegen sind 1991 zwölf Prozent der Einwohner Serben, in Bosnien-Herzegowina sogar 32 Prozent. Als 1990 die neue kroatische Verfassung verabschiedet wird, in der die Serben ihren Status als zweites Staatsvolk verlieren, ist das ein Affront. Die Serben in Kroatien und Bosnien-Herzegowina drohen mit der Bildung eines autonomen Staates, sollte die geplante Unabhängigkeit in die Tat umgesetzt werden. Propaganda aus Belgrad trägt dazu bei, die Lage zu verschärfen.
Als sich Kroatien (am 25. Juni 1991) und Bosnien-Herzegowina (am 15. Oktober 1991) endgültig von Jugoslawien lossagen, wird der schon vorher schwelende Konflikt zu einem Flächenbrand. JNA-Verbände und serbische Freischärler besetzen ein Drittel Kroatiens, über 10.000 Menschen sterben, Hunderttausende flüchten oder werden vertrieben. Doch die Kroaten erobern bis Jahresende große Teile des Landes zurück.
Der Krieg verlagert sich immer mehr ins benachbarte Bosnien-Herzegowina. Die dort lebenden Serben wollen - genau wie die in Kroatien - die von ihnen besiedelten Gebiete an Rest-Jugoslawien anschließen. Doch die bosnischen und kroatischen Truppen leisten Widerstand. Es kommt auf allen Seiten zu "ethnischen Säuberungen"(Serbrenica...) - die Bewohner der eroberten Gebiete werden ermordet oder vertrieben, feindliche Soldaten und Zivilisten werden in Lager gebracht. Im weiteren Verlauf kommt es auch zu Kämpfen zwischen Kroaten und Bosniern, weil kroatische Separatisten Anspruch auf bosnische Gebiete erheben. Im Juni 1992 wird eine Schutztruppe der Vereinten Nationen (UN) nach Kroatien und Bosnien-Herzegowina geschickt. Sie soll in den serbisch kontrollierten Gebieten für Waffenruhe sorgen, ab 1993 hat sie zudem in extra eingerichteten Schutzzonen die Aufgabe, die Zivilbevölkerung zu schützen und zu versorgen. Da die UN-Verbände zur Neutralität verpflichtet sind und kein Mandat zum Kämpfen haben, gehen die Kämpfe jedoch an vielen Orten weiter.
1995 startet die kroatische Armee eine Großoffensive, erobert sämtliche serbischen Gebiete in Kroatien zurück und nimmt West-Bosnien ein. Hunderttausende Serben fliehen vor den anrückenden Truppen, es kommt zu Vergeltungsaktionen und Grausamkeiten. Als die NATO (North Atlantic Treaty Organization) immer massiver Luftangriffe gegen serbische Stellungen fliegt, erklärt sich die serbische Führung zu Friedensverhandlungen bereit. Das Abkommen von Dayton beendet im Dezember 1995 offiziell die Kriege in Kroatien und Bosnien-Herzegowina.
Schon 1993 wird in Den Haag der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien errichtet, der Völkermorde und Kriegsverbrechen untersuchen und bestrafen soll. Dort werden unter anderem Prozesse gegen den früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević und gegen Radovan Karadžić geführt, den Anführer der bosnischen Serben. Auch Akteure der anderen Konfliktparteien, wie der kroatische General Ante Gotovina oder der bosnische Kommandant Rasim Delić, werden vor Gericht gestellt. Kosovo und Montenegro: Doch die Region kommt nicht zur Ruhe. In der serbischen Provinz Kosovo, die zu über 80 Prozent von Albanern bewohnt wird, werden ab Mitte der 1990er Jahre ebenfalls Rufe nach Unabhängigkeit laut. Anfangs wird gewaltfrei protestiert, doch ab 1996 radikalisieren sich immer mehr Kosovaren, es kommt zu terroristischen Aktivitäten. Die "Befreiungsarmee für Kosovo" (UÇK) bringt im Frühsommer 1998 ein Drittel der Provinz unter ihre Kontrolle. Darauf marschiert die serbische Armee ein, es kommt zu groß angelegten Vertreibungen der kosovarischen Bevölkerung, mehrere Hunderttausend sind auf der Flucht. Als die Kosovo-Konferenz in Rambouillet scheitert, startet die NATO am 24. März 1999 Luftangriffe gegen serbische Militäreinrichtungen und die Infrastruktur des Landes. Auch deutsche Flugzeuge beteiligen sich - der erste Kriegseinsatz der Bundeswehr überhaupt. Anfang Juni 1999 akzeptiert Serbien den Friedensplan und zieht seine Truppen aus dem Kosovo zurück.