• Ich würde Deiner Lehrerin/Deinem Lehrer sagen, daß die Frage falsch gestellt ist, weil ein soziales Pflichtjahr gar nicht erlaubt wäre. Siehe Grundgesetz und Europäische Menschenrechtskonvention. Es wäre sinnvoll, wenn Ihr im Unterricht auch darüber sprecht, warum das da drinsteht. Es ist ein Grundprinzip unseres Staates, daß wir über unser Leben frei entscheiden können, sobald wir 18 sind (die Wehrpflicht ist auch nur eine Ausnahme davon, für den Fall, daß man sehr viele Soldaten braucht). Das heißt nicht, daß wir alle Egoisten werden sollen. Wir müssen uns gegenseitig motivieren, etwas für die Gesellschaft zu tun. Und solange wir noch nicht 18 sind, müssen dies auch die Eltern und die Schule. Aber wenn der Staat uns dazu zwingen würde, ist er zumindest unter dem Gesichtspunkt kein freiheitlicher Staat mehr. Und daß es immer einige geben wird, die keinen Bock haben, sich zu engagieren - damit müssen wir leben.
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Contra: das Grundgesetz verbietet es (Artikel 12). Pflichtarbeit darf der Staat nur für Gefangene und in Notlagen anordnen, also wenn jeder mit anpacken muß, bei Katastrophen zum Beispiel. Und es gibt den Artikel 2, der besagt, daß wir uns frei entfalten können. Das heißt unter anderem: wenn wir erwachsen sind, darf der Staat uns nicht vorschreiben, wie wir unser Leben führen sollen.

Für eine Änderung müßte der Bundestag UND der Bundesrat mit 2/3 Mehrheit abstimmen. Aber dann gibt es noch die Europäische Menschenrechtskonvention (und ein paar andere internationale Verträge): Artikel 4 verbietet Zwangs- und Pflichtarbeit ohne Wenn und Aber.

Der Staat muß schon sehr, sehr harte Gründe liefern, wenn er Grundrechte einschränkt. Das haben wir gerade mit Corona erlebt, da ging es um Menschenleben und darum zu verhindern, daß das halbe Land lahm liegt. Aber er darf solche Einschränkungen auch nicht dauernd halten. (Deshalb wurde zum Beispiel auch die Wehrpflicht abgeschafft.)

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Wir haben in Deutschland ein Grundgesetz, das ein Pflichtjahr verbietet.

https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_12.html

https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_2.html

Man könnte es theoretisch zwar mit 2/3 Mehrheit ändern, aber dazu wären sehr, sehr triftige Gründe nötig.

Es müßte schon ein krasser Notstand herrschen, daß jedes Jahr 700 000 Hilfskräfte fehlen (soviel müßten jedes Jahr eingezogen werden). Und davon sind wir weit entfernt.

Daß wir ab 18 unser Leben frei gestalten können und nicht irgendwo arbeiten müssen, wo wir nicht wollen, sind sehr wichtige Grundrechte! Der Staat muß dafür sorgen, diese Grundrechte möglichst zu erhalten, und er muß sich rechtfertigen, wenn er sie einschränken will. Siehe Corona. (Die Wehrpflicht ist auch nur eine Ausnahmeregelung, selbst wenn sie ein halbes Jahrhundert praktiziert wurde.)

Es ist auch ein Menschenrecht, nicht zu einer Arbeit verpflichtet werden zu können. Deutschland ist Unterzeichner der Europäischen Menschenrechtskonvention. Darin sind Zwangs- und Pflichtarbeiten ausdrücklich verboten. Es gibt nur wenige Ausnahmen z. B. für Arbeiten, die selbstverständlich sind (Hilfe bei Katastrophen z. B.) oder für Gefängnisinsassen.

https://www.jusline.at/gesetz/emrk/paragraf/artikel4

Die Sozialverbände und die Bundeswehr wollen außerdem so viele unausgebildete Arbeitskräfte auch gar nicht haben. Sie brauchen in der Hauptsache Leute, die eine entsprechende Ausbildung haben.

https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/interview/audio-soziales-pflichtjahr-paritaetische-ulrich-schneider-100.html

https://www.focus.de/politik/deutschland/eberhard-zorn-bundeswehr-generalinspekteur-gegen-wiedereinfuehrung-der-wehrpflicht_id_136940018.html

Dem Staat entgehen mit einem Pflichtjahr Steuern, weil jede/r dann ja erst ein Jahr später "normal" ins Berufsleben kommt und erst dann Steuern zahlt.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/dienstpflicht-wieso-ein-pflichtjahr-der-wirtschaft-schaden-wuerde-a-1222537.html

Es würde zusätzlich eine Menge Geld kosten, dieses Pflichtjahr zu organisieren. Die Bezahlung macht schon mal ca. 13 bis 15 Mrd. € pro Jahr. Man bräuchte Behörden, die diese 700 000 Leute jedes Jahr "einziehen" und ihre Arbeitsplätze "checken", außerdem müßten die Verpflichteten ja von irgendwem eingewiesen und kontrolliert werden. Manche werden schwänzen, wer holt die ab? Die Polizei? Bekommen die Schwänzer Geld- oder gar Gefängnisstrafen? Betrifft ein Pflichtjahr nur Leute mit deutschem Paß oder alle 18-jährigen, die in Deutschland wohnen? Was ist, wenn ich mit 18 meinem Wohnsitz ins Ausland verlege? Es gäbe viel zu klären.

In Deutschland gibt es außerdem ca. 480 000 Kinder und Jugendliche, die Familienangehörige pflegen müssen. Die werden sich schön bedanken, wenn sie mit 18 dann auch noch ein Pflichtjahr absolvieren müssen.

https://www.mdr.de/selbstbestimmt/reportage/pflege-durch-kinder-jugendliche-100.html

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