Kann ein Psychologe eigentlich auch einem Menschen helfen, der klüger ist, als er selbst?

Die Aufgabe eines Psychologen (bzw. Psychotherapeuten) ist es, einem Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, wenn dieser sie in Anspruch nehmen will. Je nachdem, ob die Chemie zwischen Therapeut und Patient stimmt, ist diese Hilfe erfolgreich oder aber auch nicht. Wie aber sieht es mit dem intellektuellen Unterschied aus? Kann der Psychotherapeut tatsächlich jemanden behandeln, der ihm gewissermaßen "überlegen" ist?

Ich stelle mir das so vor, dass auch jemand, der ziemlich klug ist, in seiner Problemsituation (vermutlich sogar über Jahre hinweg) bestimmte Abwehrmechanismen erlernt bzw. entwickelt hat. Vielleicht auch gerade wegen seiner intellektuellen (bzw. intelligenten) Fähigkeiten. Selbst wenn er sich helfen lassen möchte, sind diese Mechanismen instinktiv vorhanden und lassen sich nicht einfach abstellen. Eventuell kann sein Therapeut dann nicht zu ihm vordringen. Vermutlich könnten sich die beiden auf geistiger Ebene auch nicht verstehen und der Psychologe schätzt die Situation seines Patienten nicht ganz korrekt ein. Oder aber der hilfebedürftige Mensch beeinflusst seinen Helfer selbst auf gewisse Weise, so dass dieser ihm nicht richtig helfen kann.

Aber was ist dran an diesem Gedanken? Spielt es eine Rolle für den Erfolg der Therapie, ob einer von beiden klüger ist als der andere? Oder sind Sympathie und die empathischen Fähigkeiten des Therapeuten bedeutend wichtiger für eine möglichst erfolgreiche Hilfe?

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Du stellst eine Frage, die mehrere Ebenen beinhaltet.

Intelligenz per se heißt für eine Psychotherapie noch nicht sehr viel. Ein Patient kann seine kognitiven Fähigkeiten dazu einsetzen, in seiner Therapie schneller zu Erkenntnissen zu gelangen als vielleicht jemand mit "weniger in der Birne". Er kann komplexere Zusammenhänge verstehen und leichter zu Lösungsmöglichkeiten gelangen. Dies alles muss aber auch emotional unterfüttert sein, damit es im Inneren etwas verändern kann.

Dann gibt es Patienten, die ihre Intelligenz tatsächlich im Sinne der Abwehr einsetzen, die ihr Verhalten super rationalisieren können im Sinne, das mache ich zwar, aber mit meinen Schwierigkeiten hat das gar nichts zu tun, weil ...

Ein "Problem" in der Therapie wird unterschiedliche "Intelligenz" erst, wenn

a) der Therapeut (vielleicht unbewusst) in Konkurrenz mit dem Patienten tritt auf intellektuellem Gebiet. Das ist schlecht für die Behandlung, denn dann ist der Therapeut nicht mehr neutral bzw. stellt nicht die Belange des Patienten an die erste Stelle, sondern hat ein eigenes Anliegen bzw. Problem. Nüchtern besehen ist die Frage der "Intelligenz" auch zweitrangig, denn es geht um emotionale Schwierigkeiten des Patienten, die ihn in die Therapie geführt haben.

b) wenn der Patient die "Intelligenzfrage" zum Anlass nimmt, den Therapeuten auf die Probe zu stellen oder abzuwerten. "Kennen Sie das Buch XY? ... Ach ... nein?" Da muss der Therapeut souverän sein und auf das Dahinterliegende eingehen, nämlich den Test oder die Abwertung, und nicht nur inhaltlich darauf eingehen, einfach eine Antwort zu geben und sich heimlich vorzunehmen, das Buch noch zu lesen. - Diese Art der Abwehr steht im übrigen natürlich auch Patienten zur Verfügung, die messtechnisch über einen geringeren IQ verfügen als der Therapeut.

Und nicht zuletzt ist die Frage der "Intelligenz" weniger relevant, als sie auf den ersten Blick scheint. Denn ich mag studiert haben, dennoch habe ich keine Ahnung vom Alltag einer Kassiererin in einem Supermarkt und davon, welche Probleme mit Kollegen hier auftreten können. D.h. für die Abläufe hier ist sie die Expertin und "klüger" als ich, und ich muss durch Fragen meine "Defizite" füllen. Ebenso wie der Hochschuldozent, der einen höheren akademischen Grad hat als ich, der mir auch seinen Alltag schildert, soweit darin Schwierigkeiten auftreten.

Also: (vermeintlich) unterschiedliche "Intelligenz" ist nur ein Problem bei einer ganz speziellen Gruppe von Patienten, die andere Menschen, ob nun Therapeut oder nicht, zur Stabilisierung des eigenen Selbstwertgefühls abwerten (müssen).

Der Therapeut sollte über soviel Selbstreflexion verfügen, sich nicht persönlich angegriffen zu fühlen, sondern das Dahinterstehende zu analysieren. Und schon gar nicht mit dem Patienten konkurrieren.

Die Patienten, die Intelligenz dazu einsetzen, ihre wahren Probleme nicht angehen zu müssen, gibt es, und sie haben eine schlechte Behandlungsprognose, wenn es ihnen nicht gelingt, im Laufe der Zeit ihre Angst zu überwinden und sich wirklich einzulassen auf die Therapie, in der schmerzliche Dinge zum Vorschein kommen können/werden.

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Die Frage ist so pauschal schwer zu beantworten. Einen guten Überblick über die Bewerberzahlen dürften lediglich die Mitarbeiter der Institute haben, und dann auch nur über ihres. Ich z. B. weiß, dass 2003 an meinem tiefenpsychologischen Ausbildungsinstitut 4 Bewerber auf einen Platz kamen – über 2011 bin ich nicht mehr im Bilde. Deine Chancen könntest Du also bestenfalls beim Ausbildungsinstitut erfragen.

Vermutlich ist die Vergabe der Plätze nicht statistisch auszurechnen – "bei fünf Bewerbern pro Platz bewerbe ich mich an fünf Instituten oder besser an sechs, dann sollte es an einem klappen." 

Ich würde das Ganze andersherum und qualitativ aufziehen: an welches Institut willst DU? Und warum? Das könntest Du schon mal in das Bewerbungsschreiben aufnehmen. (Natürlich kannst Du ein paar verschiedene Institute anschreiben, die in Frage kommen, um die Chancen zu erhöhen.)

Brauchst Du unbedingt jetzt den Platz? Ich kenne einige, die bei der ersten Bewerbung am Institut nicht angenommen wurden / lediglich auf der Warteliste landeten und beim zweiten Mal erfolgreich waren.

Was ist praktisch machbar? Wie weit willst/kannst Du fahren, oder würdest Du auch umziehen?

Bei der Bewerbung zählen Diplomnoten nur bedingt – vielleicht sollte Klinische Psychologie nicht das schlechteste Fach gewesen sein. Und Praktika – bei den heutigen Bachelor/Master-Studienordnungen sind nicht mehr so viele Praktika gefragt, also dürften zwei auch genügen.

Auch die "Vorbildung" spielt nicht unbedingt eine Rolle – eine Freundin, die an einer absolut auf Verhaltenstherapie orientierten Uni studiert hatte, wurde am tiefenpsychologischen Ausbildungsinstitut angenommen, weil sie so überzeugend erklärt hat, warum sie TP lernen will.

Ansonsten: persönlicher Eindruck (wird naturgemäß sehr unterschiedlich gehandhabt) (Reflexionsfähigkeit, manchmal Lebenserfahrung, ausreichend konkrete Vorstellung von der Tätigkeit, warum will man Psychotherapeut werden, was könnte für einen schwierig werden … - mir als TP'lerin wurde auch biographisch ganz schön auf den Zahn gefühlt, um schon mal die zentralen Konflikte/das Struktur- und Abwehrniveau zu eruieren).

Nicht zu unterschätzen sind auch die formalen Aspekte: hat sich jemand überlegt, wie er die Ausbildung bis zum Ende finanzieren will – die Ausbildung soll aus Sicht des Instituts möglichst nicht abgebrochen werden müssen.

Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen, und wünsche Dir viel Erfolg!

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Die Frage ist eine echte Inspirationsquelle :)

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Wanderdüne - Flagellant - Hendiadyoin - eitel Wortgeklingel - obsolet - inkommensurabel - famos - Bruchbude - Halbkreisingenieur - turmalingrün metallic - Wiedehopf - "das putzt" - Berserker - Henkersmahlzeit - armer Tropf - bramarbasieren - Springinsfeld - Dukatenesel - Tunichtgut - Dünkel - ondulieren

Schöne Worte und Wendungen gibt's bei Thomas Mann!

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Ich habe mir gerade die Internetpräsenz dieses Verfahrens angesehen. Erstmal macht es keinen guten Eindruck, dass die letzte Aktualisierung über drei Jahre her ist.

Zum Inhaltlichen: es sieht nach einem Sammelsurium aus verschiedenen Therapieverfahren aus, gespickt mit wissenschaftlich und psychologisch-positiv klingenden Begriffen. Es macht aber stutzig, dass in 8 Tagen alles super werden soll. "Gründliche Aufarbeitung der eigenen Lebensgeschichte." Da werden also belastende, vielleicht sogar traumatische Erlebnisse aufgewühlt, und dann steht man nach den 8 Tagen alleine da und kann sehen, wie man klarkommt ?!

Eine Psychotherapie braucht u.a. deswegen längere Zeit, weil sich erstmal ein Vertrauensverhältnis zwischen Klient und Therapeut aufbauen muss, innerhalb dessen man an die Bearbeitung schwieriger Themen gehen kann. Und dann sind ja nicht gleich alle wichtigen Inhalte sofort präsent, sondern tauchen nach und nach auf, je nachdem, was die Psyche des Klienten "verkraften" kann, bzw. wenn mehr auftaucht, als aktuell verkraftet werden kann, muss die Therapie einen Schutzraum bieten können, um das aufzufangen! (in 8 Tagen??) Und nicht zuletzt brauchen Veränderungen Zeit. Die Zeit zwischen den Sitzungen ist nicht sinnlos vertane Wartezeit, sondern hier kann das in der Therapie Besprochene "arbeiten" (neue Gefühle/Sichtweisen/Verhaltensmöglichkeiten in Situationen des Alltags tauchen auf, Träume). Auch dies kann man nicht willkürlich beschleunigen (8 Tage??).

Also: Finger weg vom Quickie-Heilsversprechen!

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