Ja, leben in einer eigenen Realität. Ich habe bis heute geglaubt, dass über mir eine mir mütterlich zugewandte Frau wohnt. Mit der ich täglich Geräusche zur Begrüßung austauschte. Schnackelgeräusch, wenn ich in der Badewanne sitze, von oben. Meine Antwort: 3 Klopfzeichen gegen die Kacheln. Wenn ich nachhause komme, rufe ich leise nach oben: Hu hu (zur Begrüßung). Heute sah ich die wirklich über mir lebende Frau und erfuhr von ihr, dass die Frau meiner Phantasie schon vor etwa 9 Jahren ausgezogen ist. Wie fühle ich mich jetzt? Irgendwie ist da noch immer eine wärmende mir zugewandte Energie, aber mir kamen die Tränen. Anscheinend suche ich unbewußt einen Ausweg aus der Anonymität, Fremdheit und Isolation. Seit dem Tod meiner Mutter 1983 hat sich das Leben für mich geändert. Es ist, als ob eine Sonne untergangen ist und der Kälte Platz gemacht hat. Man schafft sich einen Ersatz durch Phantasie. Manche würden sagen, dass ein Platz oder Raum lange Zeit die Ausstrahlung speichert, die von der Person, die in ihr wohnte, ausging. Andere glauben an Geister. Ich habe das Gefühl, gerade eine wichtige Freundin verabschiedet zu haben. Unsichtbar, aber mir stets mit offenen Ohren zugewandt.