Schon seit Geburt an bin ich immer ein stiller Mensch gewesen. Ich habe kein Problem damit, nicht zu reden oder Zeit alleine zu verbringen.
Egal ob damals beim Spielen, in der Schule beim lernen oder jetzt beim Arbeiten.
Eigentlich ist mein Charackter sehr gegensätzlich. Einerseits kann ich sehr emotional sein. Bei der kleinsten Kleinigkeit fange ich sehr schnell zum heulen an. Andererseits bin ich sehr emotionslos. Ich sehe Dinge viel zu rational. Wenn ich einer Situation entgegentrete, versuche ich quasi immer den effizientesten Weg zu finden, auch wenn meine Antworten dann monoton und einfach wirken.
Nur diese Emotionslosigkeit schnürt mir jedes Mal den Hals zu. Ich kann nicht spontan sein. Nicht mit Menschen offen reden.
Als Kind war es mir egal, wenn ich alleine war. Später hab ich als Anpassung versucht, allen gerecht zu werden, mit der Konsequenz, dass ich immer den Kürzeren zieh.
Nachdem mir erst kürzlich klargemacht wurde, dass ich mich nicht von allen über den Tisch ziehen soll, hab ich angefangen diese monotonen Antworten zu meiner allgemeinen Sprachmelodie zu machen. Nur dadurch komme ich mir mittlerweile wie ein blödes Miststück vor, dass sich einen Dreck um Andere schert.
Seit ein paar Wochen muss ich immer mehr an meine Kindheit denken. An alle Abschnitte meines Lebens, die ich immer wieder angefangen und beendet habe. Wie ich mir jedes Mal gesagt habe, dass ich es diesmal besser mache. Immer wieder versucht habe, an meinen Fehlern zu feilen. Und in den ganzen Jahren habe ich nichts verbessern können.
Einzelne Phrasen und Redensarten von den unterschiedlichsten Leuten kopiert. Aber ich hab nicht das Gefühl, dass es besser geworden ist. Ich fühl mich immer leerer in den letzten Wochen.
Das einzige, was mir die Lebensfreude erhält ist mein Verlobter. Man könnte meinen, dass ich durch ihn vll etwas mehr sozialisiere. Aber er hat ja auch keine Freunde.
Ich fühl mich wie auf ner Insel gestrandet, wo ich mein ganzes Leben mit ihm verbring.
Es hört sich krank an, aber so fühl ich mich auch. Auch wenn er das einzige ist, was ich in meinem Leben wirklich richtig machen konnte, wär ich doch froh Kontakt zur Außenwelt zu haben.
