Ein Vernichtungslager nicht, aber ich habe 1987 die Gedenkstätte Berlin-Plötzensee (wo unter anderem die Geschwister Scholl hingerichtet wurden) besichtigt. Das war mitten im Sommer, 30 Grad Außentemperatur, aber einen atmosphärisch kälteren Ort habe ich nie erlebt.

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Aus heutiger Sicht und in Kenntnis der Fakten wäre es leicht (aber auch unehrlich) zu sagen "da hätte ich nicht mitgemacht".

Mein Großvater mütterlicherseits war Kriegsfreiwilliger, weil er gebürtig aus einer Gegend stammte, die nach dem 1. WK zum polnischen Staatsgebiet gehörte und er aus diesem Grund nicht in seine Heimat zurückkehren konnte. Vor diesem Hintergrund ist die Annahme, dass er dem Versprechen der Nazis - die verlorenen Gebiete "heim ins Reich" zu holen, sicher sehr aufgeschlossen gegenüberstand. Ob er ein vollends überzeugter Nazi war, weiß ich nicht, aber es würde mich vor dem Hintergrund des oben geschriebenen nicht sonderlich überraschen.

Zwei ehemalige Nachbarn von mir (beide inzwischen leider verstorben) waren ebenfalls Soldaten im 2. WK. Einer gehörte zu einer Stabskompanie an der Ostfront und hat immer gesagt das er nicht über das, was er gesehen und erlebt hat, reden möchte. Er hat lediglich gesagt das sie immer dort eingesetzt wurden, wo "die Heide brannte". Aus diesem einen Satz lässt sich bereits viel ableiten.

Der andere Nachbar dagegen hat oft und viel über seine Kindheit, Jugend und seine Zeit bei der Wehrmacht gesprochen. Allerdings nicht etwa weil er etwas verherrlichen wollte, sondern ich glaube für ihn war es - auch noch in hohem Alter - ein Stück weit Aufarbeitung. Er hat keine Absolution erwartet, wollte aber das seine Motive verstanden werden. Er ist im Nationalsozialismus aufgewachsen, wurde vom System völlig indoktriniert und weil es damals keine - zumindest keine legalen - Alternativen gab, ist es nicht verwunderlich das er zunächst auch mit einer gewissen Begeisterung Soldat geworden ist. An der Front wurde ihm allerdings recht schnell klar welches Unrecht vor sich ging und das er falschen Heiligen gefolgt war. Nach dem Krieg hat er zum Glauben gefunden und Zeit seines Lebens durch großzügige Spenden versucht - gerade und vor allem an der jüdischen Bevölkerung - etwas wieder gut zu machen. Seine Lebensgeschichte hat er aufgeschrieben und ich durfte das Manuskript einmal lesen. Eine Passage hat mich besonders bedrückt. Er schrieb davon wie er und seine Kameraden sich in den letzten Kriegstagen durch ein Waldgebiet in Richtung Westen bewegten, als hinter ihnen plötzlich das laute Hurrräääää russischer Soldaten ertönte. Sie konnten nichts sehen und in seiner panischen Angst hat er mit seinem leichten MG blind in den Wald geschossen. Die Frage, ob er dabei jemanden getroffen oder gar getötet hat, hat ihn danach niemals wieder losgelassen.

Durch ihn habe ich noch einen weiteren ehemaligen Soldaten kennengelernt, der seine Lebensgeschichte ebenfalls zu Papier gebracht hat. Seinen Namen werde ich hier nicht nennen, wohl aber den Titel seines Buches. "Und morgen gibt es wieder Brot" Ein fantastisches Buch, bei dessen Lektüre man den Eindruck hat den Autor als unsichtbarer Dritter auf seinen Wegen zu begleiten.

Aber zurück zur eigentlichen Fragestellung: Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wäre auch ich - da, wie oben bereits geschrieben - vom System indoktriniert und ohne wirkliche Alternativen - Soldat geworden. Allerdings bin ich froh und glücklich darüber hier nur eine theoretische Frage zu beantworten und nicht real den Weg gehen zu müssen, den die Generation unserer Großeltern gegangen ist. WIR tragen Gott sei Dank keine Schuld, aber wir tragen die VERANTWORTUNG dafür, das so etwas niemals wieder passiert...

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Großvater mütterlicherseits (Jahrgang 1897) stammte gebürtig aus einer Gegend in Südpolen, die vor dem 1. WK zum Deutschen Reich gehörte. Er war bereits im 1. WK Soladt hat mutmaßlich bei der Artillerie an der Ostfront gedient. Nach dem Krieg konnte er nicht zurück in seine Heimat, da diese nunmehr polnisches Staatsgebiet war. Ein Kriegskamerad nahm ihn schließlich mit zu sich nach Hause und mein Opa arbeitete fortan als Knecht auf einem Bauernhof im heutigen Sachsen Anhalt.

Aufgrund des Verlustes seiner Heimat gehe ich davon aus, dass er der Philosophie der Nazis und dem Versprechen die verlorenen Gebiete "heim ins Reich zu holen" nicht abgeneigt gegenüber stand. Ob er Mitglied der NSDAP war weiß ich nicht, allerdings gibt es ein Foto aus den dreißiger Jahren von ihm, auf dem er ein Abzeichen der Deutschen Arbeitsfront trägt. Ab 1939 (er war zu Beginn des 2. WK bereits 42 Jahre alt) war er wieder Soldat. Laut Unterlagen der Deutschen Dienststelle war er kurzzeitig einem "Sonderkommando Elbing" zugeteilt. Was die Aufgabe dieses Sonderkommandos war, weiß ich nicht. Später war seine Einheit an der Operation "Weserübung" beteiligt und anschließend am Westwall stationiert. Aufgrund einer Magenerkrankung war mein Großvater im weiteren Verlauf des Krieges mehrfach in Lazaretten und wurde schließlich als "verwendungsfähig zur Heimatverteidigung" entlassen. Fortan war er bis Kriegsende einem leichten Luftsperrbatallion (Flak) zugeteilt und geriet 1945 in britische Gefangenschaft.

Die Engländer wiederum hatten wahrscheinlich Mitleid mit dem augenscheinlich ausgezehrten alten Mann, wollten ihm etwas Gutes tun und haben ihm Schokolade gegeben. Mein Opa sagte immer "die haben mir nichts anderes als Schokolade zu essen gegeben, weil sie wollten das ich Verstopfung bekomme".

Mein Großvater väterlicher Seits war in einem Zulieferbetrieb der Rüstungsindustrie beschäftigt und als sogenannter "kriegswichtiger Arbeiter" vom Dienst an der Waffe freigestellt. In Erzählungen wurde immer betont das mein Großvater angeblich Sozialdemokrat war, der mit den Nazis nichts zu zun haben wollte, den ihm im Betrieb zugeteilten Zwangsarbeitern unter der Hand Sonderrationen und Zigaretten hat zukommen lassen und heimlich Feindsender gehört hat. Aus heutiger Sicht glaube ich allerdings das er nichts weiter als ein Opportunist war, der sein Fähnchen immer schön so in den Wind gehängt hat, wie dieser gerade wehte.

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Welche Stelle ist dem Ordnungsamt einer Stadt übergeordnet?

Hallo liebe Usergemeinde,

gehen wir einmal von folgendem Sachverhalt aus:

In regelmäßigen Abständen finden an Sonn- und Feiertagen auf einem Supermarktparkplatz Flohmarktveranstaltungen statt. Unmittelbar an den Parkplatz grenzt ein Alten- und Pflegeheim, sowie eine Seniorenwohnanlage. Aufgrund baulicher Gegebenheiten werden die Marktstände nur ca. 6 Meter von den o.g. Gebäuden entfernt aufgebaut. Der Aufbau der Marktstände beginnt in der Regel bereits vor 6 Uhr morgens und ist mit einer entsprechenden Geräuschkulisse (öffnen und zuschlagen von Autotüren, werfen von Zeltstangen und Paletten, laute Gespräche und Gelächter) verbunden. Der laufende Flohmarktbetrieb selbst ist ebenfalls lauter als der Geschäftsbetrieb/ Autoverkehr auf dem Supermarktparkplatz unter der Woche. Hinzu kommt ein absolut chaotisches Parkverhalten der Flohmarktbesucher. Anwohnerparkplätze, abgesenkte Bordsteine, Zuwegungen für Rollstuhlfahrer und selbst Rettungswege werden rücksichtslos zugeparkt. Den Ordnungsdienst des Veranstalters interessiert das nicht und selbst bei Hinweisen auf Fehlverhalten und Bitte um Regulierung bleibt dieser untätig. Mehrfach haben sich aus diesem Grund nun schon Anwohner an das zuständige Ordnungsamt gewandt und Fotos sowie Videoaufzeichnungen als Beweise vorgelegt. Es haben auch schon zwei Ortstermine mit Mitarbeitern des Ordnungsamts stattgefunden. Den Beschwerdeführern wurde zugesichert Rücksprache mit dem Veranstalter zu halten und sich dann wieder zu melden. Das zugesagte Feedback des Ordnungsamts erfolgte jedoch nicht und die Flohmarktveranstaltungen gehen in unveränderter Form weiter. Nach §69a der Gewerbeordnung hätte das Ordnungsamt die Möglichkeit weitere Veranstaltungen zu untersagen, diese jedoch zumindest auf ein für die Anwohner erträgliches Maß zurecht zu stutzen. Selbst wenn §69a der Gewerbeordnung hier nicht greifen würde, bliebe noch der Ansatz dem Veranstalter wegen fortgesetzter Verstöße gegen das Sonn- und Feiertagsgesetz bzw. gegen das Landes-Immissionsschutzgesetz die Genehmigung für weitere Veranstaltungen dieser Art zu entziehen. Alten- und Pflegeheime sind durch den Gesetzgeber schließlich nicht umsonst unter einen besonderen Schutz gestellt. Trotz aller Verweise auf die zuvor genannten Aspekte bleibt das Ordnungsamt jedoch untätig.

Nun meine Frage:

Sofern man nicht gleich einen Anwalt einschalten und Unterlassungsklage gegen den Veranstalter anstrengen will, an wen kann/sollte man sich wenden, wenn das Ordnungsamt auf Mißstände hingewiesen wurde, aber trotzdem untätig bleibt?

Mit bestem Dank CyclonSword

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Das Bundesland ist NRW und die Region Ostwestfalen-Lippe.

@ markusrichard

Danke für die Antwort. Es wurden schon mehrere Rechtanwälte um Rat gefragt und die Antwort fiel frei nach dem Motto "frag 10 Anwälte und du bekommst 10 (unterschiedliche) Antworten" aus. Das Problem ist wer im Zweifelsfall zu belangen wäre. Verhaltensstörer, Zustandsstörer...

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Dieses Lied sollte zumindest einige (moralische) Fragen beantworten.

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0CCEQtwIwAA&url=http%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3D3M7qjMX5tXc&ei=HDUfVJMry8A8_IyBiA4&usg=AFQjCNHuInJWGD-rjR5j8VLQ10Io-REYxA&bvm=bv.75775273,d.ZWU

Es geht hier nicht um IHN oder SIE, sondern um das Kind. Es ist gezeugt und es lebt. Niemand hat das Recht zu entscheiden ob es leben darf oder nicht. Wenn es nicht gewollt ist, gibt es genug Möglichkeiten ihm ein Leben ohne seine leiblichen Eltern zu ermöglichen.

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