Guten Abend.
Ich habe Familie, einen guten Freund, der leider etwas weiter weg wohnt. Ich besuche zwei Vereine, bin bald Student, momentan Praktikant. Eigentlich habe ich genug Kontakt zu anderen Menschen.
Und doch fühle ich mich einsam. Falls es so etwas wie "subjektive Einsamkeit" gibt, dann ist es das, was ich fühle.
Ich habe alles, was ich brauche. Ein Dach über dem Kopf, Essen auf dem Teller, eine gute Schulbildung, Intelligenz, Menschen um mich herum. Aber ich werde mit meinem Leben nicht glücklich. Ich fühle mich, als regnet es nur auf mich herab.
Dann sieht man alle anderen. Alle mit ihren Freunden unterwegs, glücklich, strahlend, lebensfroh. Und man selbst schaut sich im Bus um, und sieht nicht mal jemanden, der einen interessiert anschaut. Alle wenden einem den Rücken zu, schauen einen mit dem Hintern nicht an. Man ist unsichtbar.
Ich wäre so gerne ein Superheld. Jemand, der andere Menschen glücklich macht, der Menschen um sich hat, die ihm etwas bedeuten. Ich bin aber kein Superheld. Ich bin ein mittelklassiger Badmintonspieler mit Programmierkenntnissen. Unbedeutend. Ein Sandkorn am Strand der Gesellschaft. Einer unter 80 Millionen.
Und die eigene Introversion macht einem auch ständig einen Strich durch die Rechnung. Ich bin nicht schüchtern. Ich bin ein ganz lieber Kerl, manchmal etwas frech, manchmal etwas direkt. Ich sehe auch nicht schlecht aus (auch wenn es schönere Kerle als mich gibt).
Ich bin nur ein wenig in mich gekehrt. Ich rede nicht mehr, als ich reden muss, um Informationen auszutauschen. Die Interaktion mit anderen Menschen empfinde ich als anstrengend und stressig.
Ich habe einfach nur das Gefühl, nicht weiter zu kommen. Meine Versuche, Anschluss zu finden, schlagen fehl. Ich komme mit einigen Menschen, die ich kennen lerne, ganz gut zurecht, aber fast nie springt dabei mehr, als nur ein paar Gespräche raus.
Ich habe dieses Problem nicht erst seit gestern. Ich habe immer wieder mal Phasen, in denen ich mich so schlecht fühle. Über ein Portal im Netz habe ich mich anonym mit einer ehrenamtlichen Psychologin unterhalten. Sie meint, mir wäre mit einer Gesprächstherapie geholfen.
Aber wirklich höchstpersönlich ist das für mich etwas anderes, als anonym über ein Internetportal. Ich weiß nicht, ob ich mich da überhaupt öffnen kann. Ich denke, meine Gefühle und Gedanken nicht vernünftig kommunizieren zu können. Ich weiß nicht, ob das wirklich dazu beitragen könnte, eine positive Veränderung meines Zustandes herbei zu führen. Ich weiß nicht, ob ich einem Psychologen persönlich überhaupt etwas von meiner Situation berichten könnte.
Warum muss ich mich denn so fühlen, wie ich mich fühle? Warum kann ich nicht einfach glücklich sein, so wie alle anderen auch?
Gruß