Ich habe eine Facharbeit über Borderline beschrieben und mich im zuge dieser auch mit dem Symptom des selbstverletzenden Verhaltens beschäftigt. Ich kopier das einfach mal hier rein.
4.3.2 Selbstverletzendes Verhalten Selbstverletzendes Verhalten (SVV) ist die absichtliche Schädigung des Körpers ohne Tötungsabsicht. Es ist eines der neun DSM-IV Kriterien, welches 60-90% der Betroffenen erfüllen und deshalb ein Hauptmerkmal bei Borderline ist, es dient meist zum Rückgang negativer Emotionen. Einige dieser Verhaltensweisen, beispielsweise Rauchen, Trinken, oder bestimmte Extremsportarten sind gesellschaftlich akzeptiert, die meisten allerdings nicht. Eine Unterart des SVV ist das Hochrisikoverhalten. Dieses implementiert sich absichtlich in für sich gefährliche Situationen zu bringen. Frauen balancieren teilweise auf Brücken oder tanzen auf den Bahngleisen, wohingegen Männer oft andere provozieren oder sich prügeln. Neben Hochrisikoverhalten sind der Substanzmissbrauch, Nahrungsentzug oder Fressanfälle weitere Formen der indirekten Selbstverletzung. (vgl. Rahn 2011, S. 67, Dulz/ Herpertz/ Kernberg/Sachsse 2000, S. 143)
Direkte autoaggressive Verhaltensweisen sind das weit verbreitete Schneiden oder Einritzen der Haut mit einem scharfen Gegenstand, aber auch das Schlagen des Kopfes gegen eine harte Fläche, das Verbrennen mit kochendem Wasser, Zigaretten oder einem Bügeleisen, das Zufügen von Stichwunden, Injektion von Schmutzwasser, Öffnung der Bauchdecke oder Verätzungen. Die Verletzungen finden meist an den Extremitäten statt und nur sehr selten am Kopf oder Rumpf. Ein Drittel aller betroffenen Personen beginnt mit diesem Verhalten bereits im Grundschulalter. SVV trifft bei fast allen nicht betroffenen Menschen auf Unverständnis, teilweise sogar Ekel, es hat aber einen relativ einfachen Hintergrund: Erst einmal empfinden fast alle Erkrankten bei der Selbstverletzung keine Schmerzen aus mehreren Gründen. Durch die häufige Selbstverletzung wird das generelle Schmerzempfinden gemindert, die Schmerzen werden verdrängt und außerdem werden durch einen Defekt im Gehirn mehr Endomorphine ausgeschüttet als bei normalen Menschen.
Diese sind auch der Grund für die oben genannt Verhaltensweisen. Die Endomorphine wirken betäubend für die Wunde, allerdings auch für Emotionen und Spannungen, sie wirken (da kaum Schmerzen vorhanden sind) also entspannend. SVV ist also eine künstliche Emotionsregulation. Der Körper trainiert sich diese Verhaltensweisen an und es entsteht eine Sucht. Beim Hochrisikoverhalten werden allerdings Gefahrensituationen ausgelöst, der Körper schüttet Adrenalin, Dopamin und andere Hormone aus, welche ein Gefühl der Wachheit, Lebendigkeit und der Körperwahrnehmung erzeugen, welches alles Gefühle sind die vielen Borderlinern fehlen. Nach den oben genannten Gründen für SVV folgen Selbstbestrafung und die Wiedererlangung von Kontrolle mit einigem Abstand, das Anstreben von Mitleid, Hilfe und Zuwendung kommen dahingegen kaum vor. Der Tod ist bei all dem nicht beabsichtigt, kann aber eine Folge sein. ( vgl. Bohus/ Reicherzer 2012, S. 19-22, Dulz/ Herpertz/ Kernberg/Sachsse 2000, S. 147, S. 390-405)
Bei Fragen einfach das hier kommentieren, hoffe es hat geholfen.