Linkshändigkeit ist keine Krankheit oder ein Makel, sondern eine Laune der Natur. Die Ursache liegt im Gehirn, dessen beide Hälften (Hemisphären), durch einen Balken voller Nervenstränge verbunden, über Kreuz den Körper steuern. Die dominante Gehirnhälfte ist verantwortlich für die Händigkeit: Bei Rechtshändern ist die linke Seite des Gehirns dominant, bei Linkshändern die rechte.
Warum es zum Vertauschen der Seitendominanz im Gehirn kommt, ist ungeklärt - auf jeden Fall wird man schon als Linkshänder geboren. Dabei spielt Vererbung eine Rolle: Linkshändigkeit liegt in der Familie.
Wenn ein linkshändiges Kind gezwungen wird, immer die rechte Hand zum Schreiben oder Schneiden zu benutzen, wird die dominante rechte Gehirnhälte ständig unterfordert, die schwächere linke überfordert. Das bringt einiges durcheinander - es kommt zu einer Art Kompetenzstreitigkeiten der Gehirn-Hemisphären.
Umgeschulte Linkshänder müssen für alle Tätigkeiten etwa ein Drittel mehr Energie aufwenden. Denn die Stärken der dominanten Hemisphäre werden nach einer Umschulung nicht mehr genutzt. Stattdessen steht das Gehirn unter Dauerstress. Dass alles etwas schwerer fällt, ist eine der möglichen Folgen der Umschulung. Gedächtnis- und Konzentrationsschwächen, feinmotorische Mängel im Schriftbild oder Sprachstörungen bis hin zur Legasthenie sind weitere. Und aus ihnen können sich Minderwertigkeitsgefühle oder Verhaltensstörungen entwickeln.
Deshalb ist es wichtig, Kinder wegen Linkshändigkeit nie zu tadeln oder auszulachen, sie stattdessen zu unterstützen. Linkshänder brauchen nämlich eine kleine Extra-Portion Selbstbewusstsein, damit sie sich im Kindergarten und in der Schule nicht seltsam vorkommen, wenn zum Beispiel niemand in den Lage ist, ihnen auf Anhieb zu erklären, wie man mit links eine Schleife bindet.
Dass Linkshändigkeit genauso gut ist wie Rechtshändigkeit, kann man betroffenen Kindern gar nicht früh genug vermitteln. Denn es gilt zu verhüten, dass sie sich selbst umerziehen und Rechtshänder nachahmen, nur um nicht "anders" zu sein.
Wenn Eltern unsicher sind, ob ihr Kind nun "rechts" oder "links" ist, sollten sie es bei Tätigkeiten beobachten, die nur mit einer Hand ausgeführt werden und bei denen nicht schon für Rechtshänder geformte Gegenstände die Handhabung nahelegen: beim Zähneputzen etwa, beim Hantieren mit Kamm und Bürste, beim Greifen oder beim Blumengießen.
Im Zweifel gibt ein Test beim Heilpädagogen oder Ergotherapeuten klaren Hinweis auf die Händigkeit. Ein guter Zeitpunkt ist um den fünften Geburtstag herum - dann kann das Kind in der Schule von vornherein mit der richtigen Hand schreiben lernen. Wichtig ist es, dem Lehrer sofort zu sagen, dass das Kind Linkshänder ist und eine Umschulung nicht in Frage kommt.
Viele linkshändige Kinder schreiben anfangs in Spiegelschrift. Das hängt mit der umgekehrten Blickrichtung (von rechts nach links statt in Leserichtung) zusammen und verliert sich mit der Zeit. Lehrer und Eltern sollten jedoch genau auf die Schriftrichtung achten, also darauf, dass das Kind die Auf- und Abstriche der Buchstaben richtig lernt und zum Beispiel das große A von links unten nach rechts oben führend beginnt. Sonst kann es später nicht fließend in Schreibschrift schreiben.
Um leichter schreiben zu lernen, braucht ein linkshändiger Schüler Bewegungsfreiheit für den linken Arm. Er sollte deshalb links in der Bank sitzen oder neben einem anderen Linkshänder. Das Licht kommt am besten von rechts oder von vorn.
Quelle(n):
www.eltern.de