Die Frage klingt spannend und herausfordernd. Vor allem aber ist lobenswert, dass da jemand ist, der sich offensichtlich ernsthafte Gedanken macht. Rein vorsorglich bitte ich jedoch um Nachsicht, wenn meine Antwort bzw. Gegenfrage etwas provokativ klingen, habe bisher jedoch damit ganz gute
Erfahrungen hinsichtlich des simplen ‚Nachdenkens‘ gemacht, zumal ich solche Fragen nahezu täglich gestellt bekomme und schließlich als Selbständiger das Thema ebenfalls auf dem Tableau habe. Allerdings ist es nicht leicht und auch nicht gerade sinnvoll mit ‚Ferndiagnosen‘ zu arbeiten oder gar nach dem Motto „Haste mal ‘nen Aktientipp?“
Bevor ich antworte, eine Frage (beruflicher Neugier): Bist Selbständig mit Angestellten oder eher Einzelkämpfer? Weil mit Mitarbeitern und der richtigen, versicherungsfreien bAV hättest Du als Geschäftsführer bereits einen Großteil Deiner obigen Rentenfrage gelöst! (bei vielen Mitarbeitern sogar alles). Für mehr Info, schau hier: https://betriebssparen.de
Doch nun zur Frage: Gleich zu Anfang mal ein Zitat Deiner Aussagen:
„Aktuell besitze ich (35 J.) bereits zwei Rürup-Verträge (Sparbetrag pro Monat insg. 350 EUR p.M.) sowie eine kleinere private Rentenversicherung (ca. 60 EUR p.M.).“
Und gleich danach: „Irgendwie erscheint mir jede Versicherungsform nicht mehr sinnvoll zu sein, da keine großen Zinsen zu erwarten sind und am Ende eh wieder alles besteuert wird (mit meinem Alter hab ich da ja die "Arschkarte" gezogen)“
Verstehe ich nicht ganz bzw. die Frage drängt sich geradezu auf: Was denn nun, glaubst Du an Versicherungen oder nicht?
Falls JA, dann schließ so viele ab wie Du kannst. Gibt ja temporär ein beruhigendes Gefühl, wenigstens ein „Versprechen auf die Zukunft“ (Police) gekauft zu haben. Und wenn dieses nicht eingelöst werden kann, hast Du
wenigstens etwas für die deutsche Volkswirtschaft getan. (Vgl. §314 VAG) und
hättest dazu vielleicht noch einen Grund mal richtig zu „meckern“.
Falls NEIN – dann reden wir ja ab sofort über ca. 910,- EUR monatlich – es sei denn, Du bestehst tatsächlich darauf, dass es „Halbschwanger“ doch gibt.
Die Idee mit Gold wäre schon mal die richtige Richtung. Auch die genannten Vorschläge mit Immobilien, ETF’s oder anderen Anlagen – solange hoffentlich sachwertbezogen – sind grundsätzlich gut. Allerdings gibt es eines nicht: DIE ANLAGE schlechthin! Alles was Du tust hat insbesondere in unserer
volatilen Zeit KEINE 100%ige SICHERHEIT! Daher solltest Du zunächst ein paar grundsätzliche Dinge überlegen bzw. beachten, wie z.B. die uralte
Bauernweisheit: Niemals alle Eier in nur 1 Nest legen. Bei einem solchen
Beitrag kannst ja auch schön aufteilen, falls doch mal was „wegfliegt“. Alle
Anlagen sollten mindestens einen Sachwert-Bezug haben (Währungsunsicherheit, Inflation usw.). Die Anbieter sollten schon länger am Markt sein (bei mir min. 10J.) und das Geschäftsmodell transparent, also leicht verständlich und nicht (wie etwa bei Versicherungen & Co.) „die machen das schon…“, „war schon immer so…“, "Kosten irgendwie gezillmert ..." „haben ja schließlich einen großen Namen…“, bla … bla …
Wenn Du also etwas bewegen willst, musst Du erstmal gedanklich weg vom „Sparer“ und hin zum „Investor“, obwohl einige solcher Anbieter auch Raten-/Sparpläne anbieten.
Damit das nicht alles nur graue Theorie bleibt, hier mal nur 3 Alternativen, die es neben Gold, Immobilien und Aktien noch so gibt und derzeit auch ganz beliebt sind (nicht vollständig!)
Pfandgeschäfte (hohe Rendite, Sicherheit: Pfand wie Auto, Schmuck etc., Steuer: voll)
ÖL-/Gas-Beteiligung (keine Aktien! seit 18J. pünktliche Gewinnauszahlung p.a., Sicherheit: Rohstoff, Steuer: Vorteil US-DE)
Genossenschaftsanteile (transparent, p.a. Rendite muss unter Genossen gleich aufgeteilt werden, Sicherheit: Immobilien, Einlagen versichert, Steuer: begünstigt bis keine)
Gold (keinen Sparplan – zu teuer! selbst sparen und dann zum London-Fixing cash kaufen)
Voraussetzung: Weiter oben genannte Grundsatz-Entscheidungen treffen und dann mit den Sachen einzeln B E S C H Ä F T I G E N !!! Du kaufst ja ein neues Auto auch nicht nach dem Motto: „Kennste eins – kennste alle“ – oder?
Wer’s wie gesagt einfach haben will, macht es wie bei der betrieblichen Altersvorsorge: Direktversicherung, Pflicht erfüllt, fertig – mit allen daraus entstehenden Konsequenzen – Hauptopfer Angestellte. Wer sich mit
dem Thema ernsthafter beschäftigt, erkennt auch den betriebswirtschaftlich
nachhaltigen Nutzen der Win-Win-Betriebsrente.
Und genauso ist das mit privaten Investitionen. Wer blind das macht, was die Masse macht, bekommt auch, was die Masse bekommt = meistens nix. Ganz nach dem Motto: Millionen Fliegen können ja wohl nicht irren - Sch...... muss wohl doch schmecken.
Viel Spaß bei Deinen Entscheidungen und viel Glück bei der Anlage!
Gruß, Arridor