Bin zur zeit krankgeschrieben wegen meiner Psyche. Bald werde ich eine Psychotherapie machen.
Seit einigen Wochen schon bin ich zuhause, schlafe jeden Morgen aus, frühstücke gemütlich und gesund, gehe dann ins fitnessstudio, esse dann gesund zu Mittag (viel Gemüse usw) und Mittags genieße ich einfach die Natur und laufe im Wald herum oder an seen. Es ging mir wirklich noch nie so gut, wie einfach nichts zu tun, sprich: nicht wie eine Marionette jeden tag zur Arbeit zu gehen und abends niedergeschlagen wieder nach Hause zu kommen und dann noch im Stress alles übliche zu erledigen. Wie kann das sein? Ist das ein Zeichen, dass wir Menschen vielleicht gar nicht für den Arbeitsalltag gemacht sind, rein biologisch? Natürlich ist meine Devise nicht: ich mache harz vier oder so. Aber ich stelle dennoch alles ein wenig in Frage. Sind wir zu Marionetten und gefügigen Menschen des Systems der Arbeit geworden und sind jeglicher natürlichen Lebensweise entzogen worden?
Ich finde, dass dieser Gedanke seine Berechtigung hat bzw. diese Frage.
Ich habe in den letzten Wochen so viel Zeit für mich, ich kann endlich mal interessante Bücher lesen, Freiheit genießen, die Natur genießen und bemerkte, dass ich eigentlich mit sehr wenig zufrieden sein kann. Nun ernähre ich mich sehr, sehr gesund mit viel Gemüse, Obst usw und man sieht es mir auch schon an. All dies ist während der Arbeit alles untergetaucht: kantinenessen (Schnitzel,Fertiggerichte und vor lauter Stress am Abend zb noch kurz einen Kebap geholt), wenig Sport, keine Zeit, Dauerstress. Ich bemerke auch folgendes: ich habe mich die letzten Wochen von der Menschenmasse zurückgezogen, konzentriere mich auf meine Familie und lasse es mir gut gehen, genieße einfach alles. So gut ging es mir noch nie und ich brauche dabei sogar weniger Geld als sonst!
Naja. Und natürlich mache ich mir - da ich ja so viel Zeit habe- viele Gedanken über die Gesellschaft und stelle in gewisser Weise unsere Art zu leben in Frage. Sollten wir mehr entspannen, meditieren, weniger Arbeiten (rein biologisch betrachtet in Bezug, was gut ist für den Mensch) und uns bewusst fragen, ob wir zu Marionetten geworden sind? Haben wir wirklich Freiheit? Freiheit bei der Arbeit? Ein kleines Beispiel nenne ich von meinem Opa: Er sagte mal zu mir (er war einfacher Arbeiter): “die heutigen Gesetze des Arbeitsalltags sind unmenschlich. Heute müsse man bei der Arbeit schon ein schlechtes Gewissen haben, wenn man Kaffee hole, wann man wolle und die allgemeine Arbeitsathmosphäre gleicht einer Sklavenhaltung. Gott sei dank bin ich in Rente“. Er sagt, früher sei die Arbeit allgemein menschlicher, nicht so stressig gewesen, was der Grund sei, dass heute viele an Depressionen leiden, wie ich. Die Firmen aber würden nach außen ein falsches Bild vermitteln: ein aufgeschlossenes, menschenfreundliches und modernes Bild.
Jedenfalls mache ich mir aktuell sehr viele Gedanken und stelle auch unser heutiges Leben in Frage. Findet ihr, dass das berechtigt ist?