Man bekommt alles scharf, sei es Stahl oder Messing, es hängt alles vom Schleifen an sich ab. Dass man danach noch mit dem Finger über die "Schneide" fahren kann, ohne sich zu verletzen, liegt daran, dass die "Schneide" noch nicht wirklich vorhanden ist.
Einfach weiterschleifen, dauert eine Weile (nur bei geschmiedeten ungeschliffenen Klingen), aber lohnt sich. Immer die Klinge mit einem Winkel von ca. 15° aufsetzen und gegen(!) die Schneide über den Schleifstein ziehen. Zu flaches Aufsetzen Resultiert in einer "Folie" als Schneide, wobei der Winkel an sich durch den spitz zulaufenden Klingenquerschnitt limitiert ist. Die Schnitthaltigkeit wird durch zu flaches Ansetzen auch verringert. Somit kann durch zu flaches ansetzen die polierte Fläche (bei einigen teureren Messern oder auch Japanischen Klingen) beschädigt werden und muss aufwändig nachpoliert werden. Zu steiles Ansetzen wirkt sich auf die Schnittleistung aus, sozusagen ein "stumpfes Messer". Durch die Klingengeometrie bedingt (klingt komisch, ist aber so) müssen manche Messer (Küchenmesser und Kampfmesser, und auf keinen Fall Japanische Klingen) mit einem Winkel von insgesamt 40° - 65° angeschliffen werden, damit die Schnittleistung erst zustande kommt.
Generell ist 1055 ein recht zäher Stahl, aber nicht rostfrei und ungehärtet ist der Stahl für ein Messer eher ungeeignet. Rostfreie Stähle (Chromgehalt von mindestens 5%) wie 420, 420C, 440A, 440C, sind eher spröde (Bedingt durch Chrom), jedoch hart und sehr gut zu schleifen. Ich persönlich würde diese Stähle in keinem Messer empfehlen, da sie nicht wirklich Biegebeanspruchungen aushalten und sofort brechen. Ich würde mich eher an Hochlegierten und Hochfesten Messerstählen umschauen.
Kohlenstoffstähle würde ich über 1055 empfehlen. 1045 ist um einiges kostengünstiger und auch weicher als 1055 und höher. Die Festigkeit ist auch geringer, da der Kohlenstoffgehalt geringer ist. Richtig getempert, weist Kohlenstoffstahl gute Biegsamkeit auf und besitzt zudem noch Härten von 54 - 58 HRC.
Tipps beim Schleifen:
1. Schau dir einmal das Messer genau an: Drehe das Messer so, dass die Spitze von dir weg und die Schneide nach oben zeigt und sich eine Lampe oder die Sonne in der gedachten Verlängerung der Messerklinge befindet. Wenn du nun gerade auf die Schneide schaust und zur Vertikalebene kippst, wird bei einem stumpfen Messer der Grat der Schneide Licht reflektieren. Ein wirklich scharfes Messer kannst du genauso betrachten, ohne dass die Schneide Licht reflektiert. So weißt du, dass die Schneide komplett scharf ist und keine Flachstellen aufweist.
2. Schleife das Messer, indem die Schneide im Winkel von 15° auf den Schleifstein/ Wetzstab aufsetzt, und das Messer gegen(!) die Schneide mit wenig bis moderatem Druck langsam(!) über den Stein/Stab ziehst(!) (zu dir hin für die eine Seite, von dir weg für die andere). Damit müsste man recht schnell eine ordentliche Schneide zusammenbekommen.
2. Weist das Messer beim Kauf keine Schneide auf(meist bei hochwertigen und voll funktionstüchtigen Deko-Objekten), sollte es professionell angeschliffen werden, außer man besitzt ein Bandschleifgerät mit Schleifbändern mit einer Körnungen von maximal 600 bis minimal 1000. Dann kann man sich selbst daran versuchen, das Messer anzuschleifen und den Winkel von 15° einzuhalten.
3. Beachte, dass bei Rundungen gegen Klingenspitze, und beim Schleifen mit Schleifstäben unter Einhaltung des Ansetzwinkels, die Schneide immer normal zum Schleifstab steht (Schneide soll von oben betrachtet ein "T" mit dem Schleifstab bilden), da sonst der Schneidenwinkel unerwartet groß wird und nicht zum Schneiden imstande ist.
Werden die vorhergehenden Punkte zum Schleifen von Klingen beachtet, bekommt man oft unerwartet scharfe Schneiden zustande.
Von Hand gemachte Schneiden dauern um einiges länger zu schleifen, als nur die Schärfe draufzubringen. Daher rate ich allen "Stumpfmesserbesitzern", die Klinge zum Messerschleifer zu bringen, der das Werkzeug besitzt, einen 2 Millimeter dicken Stahl in wenigen Minuten zu einer scharfen Schneide zu verwandeln (spart Zeit und Mühe). Hoffe ich konnte helfen, und noch viel Spaß beim Schleifen.
(Für bestehende Schneiden sind feinste Korngrößen von z.B. einem Keramikschleifstab empfehlenswert.)