Meine ehemals beste Freundin ist seit sie Kinder hat von der BildflĂ€che verschwunden. Ich kann mich an keine Situation in den letzten 4 Jahren erinnern, in der ich wirklich richtig alleine mit ihr war. Nicht einmal beim Telefonieren. Ich habe in dieser Zeit viel durchgemacht. Mein damaliger Mann hat die Wohnung und das Konto geleert. Es war eine schlimme Schlammschlacht. Wenn ich etwas davon erzĂ€hlt habe, hat sie meist nur âhmmâ gesagt oder es hat ein Kind dazwischen gegrĂ€tscht. Einmal sagte sie auch âzu so etwas gehören ja immer zweiâ. Der Partner, den ich danach hatte, war eigentlich noch schlimmer. Es hat wundervoll begonnen. Dann hat er mich irgendwann rund um die Uhr bewacht, mich angelogen, Bilder von mir auf eine Sexseite gestellt, mich zu sexuellen Handlungen gezwungen, die ich grausam fand. Im FrĂŒhjahr diesen Jahres wollte ich nicht mehr leben. Ich habe sehr oft bei der Telefonseelsorge angerufen und habe nur noch geweint. Eine andere Freundin, die weiter weg wohnt, hat besagte Freundin gebeten, sich um mich zu kĂŒmmern. Sie ist dann mit mir in die Klinik (Paychiatrie) gefahren und meinte, ich soll mir helfen lassen. Dabei hat sie jedoch erwĂ€hnt, dass Mann und Kinder bei den Schwiegereltern (oder etwas Ăhnliches) sind und sie jetzt da extra weggegangen ist. Es war nur ein beilĂ€ufiger Satz, der aber das GefĂŒhl, dass ich nicht wichtig bin und maximal irgendwo dazwischen gequetscht werde, bestĂ€tigt hat. Ich schĂ€tze, dass sie sich die Zeit genommen hat. Jedoch habe ich keine psychiatrische Behandlung gebraucht, sondern Menschen, die mich in den Arm nehmen, mit mir reden und mir aus dieser Beziehung helfen. Jemanden, der da ist. Der vielleicht gesagt hĂ€tte: Komm doch mal zwei Tage zu uns, damit du zur Ruhe kommst. Das macht kein Psychologe. Vielleicht wĂ€re ich auch nie an den Punkt gekommen, an dem ich im FrĂŒhjahr war, wenn ich das GefĂŒhl gehabt hĂ€tte, dass mir echtes Interesse entgegengebracht wird. Ich habe mich irgendwie abgeschoben gefĂŒhlt. So als ob man mich jetzt in die Klinik bringt, damit die das âProblemâ lösen. An meinem Geburtstag z.B. hatte diese Freundin einen Blumentopf dabei. Sie sagte: âIch hoffe, es ist nicht schlimm, dass mein Kind ein paar BlĂŒten abgerupft hatâ. Dann begleite ich sie zum Auto und sehe, dass da noch drei andere Töpfe drin stehen - ohne abgepflĂŒckte BlĂŒten. Sie hat einen liebevollen Mann und zwei gesunde Kinder. Ich gönne ihr das von Herzen. Aber gestern haben wir uns getroffen, um zu reden (auch ĂŒber unsere Freundschaft) und ich habe davon erzĂ€hlt, dass ich von meinem Freund vergewaltigt wurde und dass es mir deshalb so schlecht ging und sie sitzt stocksteif da und meint, sie hĂ€tte mir ja auch etwas im Vertrauen erzĂ€hlt und ich habe nie mehr nachgefragt, wie ich es ihr damit ging. Ich will jetzt kein Race to the bottom - alias wer hat die schlimmere Geschichte erlebt - daraus machen, aber ich war irgendwie sprachlos. Sie hat mir erzĂ€hlt, dass sie auch mal beim Psychologen war in einer Situation in der es mir gar nicht gut ging (ich glaube es war da, wo wir in der Klinik waren oder zumindest um diese Zeit). Das klingt jetzt blöd, aber das war sie selber hat, war bestimmt auch nicht toll, aber sie wurde nicht vergewaltigt. Mir fĂ€llt nur der Vergleich ein, dass jmd im Krankenhaus auf Intensiv liegt und der Besuch, der vorbei kommt, beschwert sich, dass der Halbtote sich nicht nach dessen ErkĂ€ltung erkundigt hat. Vielleicht hinkt der Vergleich auch, aber so hat es sich angefĂŒhlt. Sie hat nach dem Tag in der Klinik zwar noch zweimal per WhatsApp nach mir gefragt, aber damit war die Sache dann auch gegessen. Sie vertrat damals auch die Ansicht, dass ich unbedingt eine Therapie brauche (was stimmen mag, aber erst einmal musste ich weg von diesem Mann). Ich habe dann gestern das von ihr Gesagte wiederholt und gemeint, dass ich der Meinung war, sie hĂ€tte so etwas wie âmit Therapie kann man alles regelnâ gesagt. Ich habe dabei geweint. Anstatt mich von sich aus in den Arm zu nehmen, saĂ sie da und meinte ganz harsch âNein, das habe ich nicht gesagtâ. Ich habe das GefĂŒhl, dass das keine wirkliche Freundschaft mehr ist. Ich habe mich gestern so gedemĂŒtigt gefĂŒhlt. Auch weil sie oft einfach nichts gesagt hat. Ich meinte dann: Sag doch bitte was darauf. Dann meinte sie: Ich kann nur etwas Falsches sagen. Aber das Schweigen war unertrĂ€glich. Ich hĂ€tte mir danach auch irgendeine Reaktion gewĂŒnscht. Irgendwas. Aber es ist wie die letzten 4 Jahre. NichtsâŠ