Was du gebrauchen könntest, wäre keine "Alles-Egal"-Haltung, sondern eine "Alles-ist-okay-wie-es-ist"-Haltung. Die östlichen Religionengehen davon aus, dass Leiden durch Bedürfnisse entsteht. Wenn ich Hunger habe und nix zu Essen bekomme, leide ich. Wenn ich mich nach Nähe sehne und keine Freunde habe, leide ich. Wenn ich mir Anerkennung wünsche, aber verachtet werde, leide ich. Also sagt der Buddhist "Wenn nicht das geschieht, was du dir wünschst- Dann wünsche dir doch das, was gerade geschieht." Ein Beispiel: Draußen regnet es. Du kannst dich darüber ärgern oder du kannst dich daran erfreuen oder es kann dir egal sein... so oder so wird es weiter regnen. Du kannst die äußeren Umstände nicht beeinflussen, aber du kannst deine Einstellung verändern. Wenn du dich ärgerst, geht es dir schlecht. Wenn es dir egal ist, dann geht es dir so neutral. Wenn du dich daran erfreust, bist du glücklich. Also wieso solltest du die neutrale Egal-Einstellung wählen, wenn du dich auch für dein Glück entscheiden kannst?
Natürlich klingt das alles immer ganz schön, aber in der Realität ist es dann doch schwierig umzusetzen. Allerdings ist das Leben, wie du es jetzt gerade führst, vermutlich auch nicht besonders einfach, oder?
Was du tun kannst: Führe doch mal ein Tagebuch. Nicht umfangreich, sondern schreibe einfach alles auf, was dich am jeweiligen Tag genervt hat oder angekotzt hat. z.B. bin in der Schule beleidigt worden- habe mich mit meiner Mutter gestritten- war heute Nachmittag einsam. Und dann überlegst du dir, was daran auch ganz gut war oder zumindest nicht schlecht. Sagen wir Nummer eins, die Beleidigung in der Schule: Erstmal kannst du dankbar sein, weil du ein privilegierter Mensch bist- du wohnst in Deutschland, du gehst zur Schule, du leidest nicht an einer schweren Krankheit etc. Dann wirst du dir bewusst, dass eine Beleidigung dir nix anhaben kann. Ich demonstriere dir wieso: Nimm dir einen Geldschein aus deinem Portemonnaie. Schau wieviel er wert ist, sagen wir 10 Euro. Wirf ihn nun auf den Boden, trample auf ihm herum und beschimpfe ihn wüst, am besten mit Beleidigungen, die du sehr verletzend und demütigend findest. Danach hebst du ihn hoch und schaust ihn an: Na, wieviel ist der Schein jetzt wert? Kann es unter Umständen sein, dass sich an seinem Wert nichts, aber auch gar nichts geändert hat? Das ist ja kurios. Und nun bedenke, wieviele identische 10-Euro-Scheine es auf der Welt gibt und wieviele identische lalasfragen es auf dieser Welt gibt... vermutlich fällt dir nur eine ein. Und du weißt sicherlich, dass Einzigartigkeit den Wert enorm steigert. Also wie soll dein riesengroßer Wert bitte von einer Beleidigung beeinträchtigt werden? Demnach ist eine Beleidigung eigentlich völlig unwichtig. Und derjenige, der sich hat beleidigen lassen, konnte sich mal die Seele rausrotzen... wer weiß, vllt hat es ihm sehr gut getan und da du unter einer Beleidigung nicht leidest, kannst du ihm sicherlich den Gefallen tun, sich ein bisschen besser zu fühlen. Du bist ein großzügiger, liebenswerter Mensch.// Du hast dich mit deiner Mutter gestritten. Wie schön, dass du eine Mutter hast und dass ihr miteinander redet! Und was den Streit betrifft- der kann euch beiden genauso wenig anhaben wie eine Beleidigung. Ich meine, guck dich an, du lebst, du bist unverletzt, du bist vermutlich noch genau der selbe Mensch wie vorher. Also, war der Streit nicht schlimm. etc.pp.
Genauso führst du dein Tagebuch. Es gehören aber noch zwei Dinge dazu: Erstens: Tue jeden Tag mindestens eine Sache, die dir Spaß macht oder die sich gut anfühlt. Das kann ein Ausflug sein oder ein schönes Buch lesen oder eine leckere Tasse Lieblingstee. Schreibe immer alles auf. Und zweitens: Schreibe dir jeden Tag mindestens einen netten Satz über dich auf. Was du an dir magst oder warum es absolut berechtigt ist, glücklich zu sein. Wenn dir nix anderes einfällt, schreib: Ich bin wertvoll. Wie wir gerade erfahren haben, stimmt das und es tut gut, das mal zu lesen.