Hallo liebe Leute,

ich bin seit knapp drei Jahren Busfahrer, obwohl ich Bürokaufmann gelernt habe. Da mich große Fahrzeuge schon immer interessiert haben, wollte ich es Mal ausprobieren. Und ich kann Euch sagen, was man da täglich erlebt, geht auf keine Kuhhaut! Die Fahrgäste - egal ob alt oder jung - werden immer egoistischer, arroganter und teils auch aggressiver. Von Verantwortung und Pflichtbewußtsein keine Spur. Und von Einsicht ebenfalls nicht. - Ich befördere in einer größeren Kleinstadt mit gut 80.000 Einwohnern jeden Tag viele Schüler und Erwachsene auf vielen verschiedenen Linien. Daher kann ich nicht jeden Schüler kennen.

Tatsächlich ist es aber so, daß mir seitens der Geschäftsführung aufgetragen wurde, soweit das bei den Massen möglich ist, JEDEN zu kontrollieren und auch abzukassieren. Hat jemand seinen Ausweis von der Schule nicht dabei, der ihn zum Freifahren berechtigt, hat er zu zahlen. Hat er auch kein Geld dabei, kann er halt nicht mitfahren. Ins Geschäft kann er auch nicht einfach so gehen und etwas gratis mitzunehmen. Geld gegen Dienstleistung. Kein Geld, keine Dienstleistung. Zwar finde ich es auch dreist und unfair von einem Kollegen, der JEDEN Tag die GLEICHEN Schüler befördert, einen Schüler nicht mitzunehmen, obwohl er ihn ja kennt und auch weiß, daß er über einen Ausweis verfügt, ABER es gibt zumindest in meinem Fall (wo ich nicht jeden kenne) leider auch Schüler, die keine Verantwortung übernehmen und ihren Ausweis selten oder nie dabei haben. Wie soll ein Fahrer denn wissen, ob ein Ausweis seitens des Verkehrsbetriebs aus irgendwelchen Gründen eingezogen wurde?

Seit kurzem bin ich auf den immer gleichen Schulbuslinien eingesetzt. Die Schüler hatten anfangs Probleme, ihren Ausweis bei jeder Fahrt parat zu haben. Ich habe IMMER darauf bestanden ihn zu sehen. Es hat vielleicht drei Wochen gedauert, da haben sie´s dann drauf gehabt. Nun sind zwei Jahre vergangen und ich kenne einige der Schüler, alle aber zumindest vom Sehen her. Dennoch weisen sich die Schüler IMMER aus! Und hat Mal jemand seinen Ausweis nicht dabei, dann sagt er mir das. Das ist dann auch kein Problem, DENN: findet Mal eine Kontrolle statt und er hat mir nicht Bescheid gesagt, zahlt er nach Vorlage des Ausweises beim Verkehrsbetrieb eine Verwaltungsgebühr. Sagt ein Schüler aber nicht Bescheid und es kommt eine Kontrolle, dann mache ich das mit dem Kollegen Kontrolleur aus. Somit zahlt er überhaupt nichts. DAS ist ein nettes Miteinander!

Es gibt aber auch andere Fälle, wo ich gerade sehr junge Schüler (6 oder 7 Jahre) nicht kenne, die ihren Ausweis nicht dabei haben. Stelle ich das beim Vordereinstieg und der Kontrolle fest, verlange ich Kohle. Schon einige Male ist es vorgekommen, daß der Schüler oder die Schülerin kein Geld dabei haben. Gerade vor Schulbeginn ist das ein Streitthema: Mitnehmen oder eben nicht? Eigentlich dürften wir ja nicht, denn keine Dienstleistung ohne Geld. ABER: Wir als Fahrer müssen immer abwägen, was wichtiger ist: Eine 6-Jährige abweisen, damit sie zu spät oder gar nicht in die Schule kommt und ihr vielleicht im ausgesetzten Streß auf dem Fußweg etwas passiert? - Da scheiß´ ich dann auf die Kohle und nehm´ sie mit bestimmenden Worten mit: "Morgen hast du deinen Ausweis aber wieder dabei, sonst mußt du zahlen. Wenn du kein Geld dabei hast, dann mußt du leider zu Fuß gehen!" - Meist wirkt das dann.

Ich habe aber auch schon andere Fälle gehabt, wo sich etwa 15-Jährige Schüler einen Spaß gemacht haben und ihn mehrere Tage am Stück nicht parat hatten mit den immer gleichen Sprüchen: "Ich hab´ den Ausweis heut´ (schon) wieder vergessen." Nach dem zweiten Tag riecht man die Lunte, daß es einige gibt, die die Freundlichkeit ausnutzen und schwarzfahren, weil sie gar keinen Ausweis besitzen . Die schließe ich sehr wohl von der Fahrt aus und lasse sie zu Fuß gehen. Bei Teenagern im Alter von 15 oder 16 ist das auch erlaubt, bei schulpflichtigen Kindern dagegen nicht.

Seit kurzem bin ich dazu übergegangen, Trinkgelder verbotenerweise anzunehmen. - Warum? Ganz einfach: Auf der einen Seite versuche ich immer auch Teenager ohne ausreichend Geld (10 oder 20 fehlende Cent) für die Fahrt mitzunehmen. Auf der anderen Seite sehe ich es aber auch nicht ein, ständig einen Minus-Kassenbestand zu haben. Daher nehme ich Trinkgelder an - nicht für mich, sondern für die Kasse, um einem "Bedürftigen" auszuhelfen, ihn ohne ausreichend Fahrgeld mitzunehmen. So ist jeder zufrieden: der Fahrgast, der manchmal unbedingt ein Trinkgeld loswerden möchte, der junge Fahrgast, der einen "coolen" Busfahrer erwischt hat und der Verkehrsbetrieb, weil er positive Kundenresonanz erhält - und sei es nur, daß der Fahrgast weitererzählt, was es doch auch für nette Busfahrer gibt.

Ihr seht, lieber Leser oder liebe Leserin - schaut man Mal hinter die Kulissen, versteht man manchmal auch einen vermeintlich "bösen" Busfahrer. Es gibt halt wie überall solche und solche!

Zusammend: Kinder dürfen NICHT stehengelassen werden, ältere schon.

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Sagt mal, wo lebt ihr denn? "Mir ist nicht bekannt, daß es da ein Gesetz dagegen gibt", "Wenn du einen Sitzplatz hast", "Busfahrer, die eigen sind", "Wer gerade am Steuer sitzt" ...

Seit kurzer Zeit habe ich mir meinen Traum erfüllt und fahre Bus, d. h. ich sitze am Steuer. Ich bin weder eigen, noch ein unfreundlicher Zeitgenosse, aber das was ich hier lese ... da frage ich mich, ob manche genügend Grips für diese Seite haben ...

Natürlich gibt es ein "Gesetz" - die Allgemeinen Beförderungsbedingungen. Und die besagen, daß ein Busfahrer (der das Hausrecht im Fahrzeug besitzt) einen Fahrgast von der Beförderung ausschließen kann, wenn "die Sicherheit und Ordnung des Betriebs gefährdet ist". Natürlich hat er Entscheidungsfreiheit. Wenn ein Fahrer den Burschen mit den Inlinern mitnimmt, dann nimmt er im Falle eines Unfalls die Verantwortung für die Verletzungen. Für die, die im Deutsch nicht ganz so gut sind: Er bezahlt, weil KEINE Versicherung das übernehmen wird. DAHER werden die allermeisten Fahrer den Jungen mit den Inlinern NICHT mitnehmen - zu SEINER und zur EIGENEN Sicherheit des Fahrers. - Wer etwas anderes sagt, kennt sich mit der Thematik nicht aus!

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Ich bin selbst Busfahrer und fahre gerne so riesige Fahrzeuge. Was ich nicht abkann, sind unfreundliche und sich falsch verhaltende Fahrgäste. Ich bin kein Wrack und zunächst immer freundlich zu jedem Fahrgast - egal ob Schüler oder Greis. Ich lebe in einer Kleinstadt mit über 80.000 Einwohnern. Da geht es etwas beschaulicher zu. Was man sich aber auch seitens der Fahrgäste oft gefallen lassen muß, ist echt krass. Wäre so etwas bei mir im Bus passiert wäre, hätte ich die Situation evtl. auch falsch gedeutet. Dein Fahrausweis wär´ bei mir sicher auch weg gewesen. Allerdings hätte ich Deinen Namen aufgenommen und den Fahrschein bei uns im Büro abgegeben. Dort hättest ihn dann mit Deinen Eltern abholen können - Deine Eltern hätten sich allerdings von den Kollegen eine Standpauke anhören dürfen. Und bei "normaler" Erziehung durch Deine Eltern Du wohl auch. - Laut BO Kraft kann alles, was die Sicherheit und Ordnung im Betrieb beeinträchtigt seitens des Fahrers geahndet werden. Ich habe schon Mal zwei Schülern ihre Sichtkarten mit Foto und Namen (von der Schule) abgenommen, weil sie im Bus hinten die Klappfenster ohne den Griff zu benutzen ständig zugeworfen haben und ich zuerst dachte, es wäre im Bus jemand gestürzt. - Benehmt Euch im Bus doch bitte so, wie man es als Gast normalerweise tut. Ihr seid Fahr-GÄSTE und habt nicht das Recht gepachtet, für Euren Fahrpreis alles tun zu dürfen, wozu ihr Lust habt. - Keine Getränke, kein Essen, keine Schuhe auf den Polstern (wollt ihr Euch das nächste Mal in Euren eigenen Dreck setzen?), usw. - Dann klappt´s auch mit dem Fahrer. :-p

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