Vor knapp drei Jahren ist mein Vater mit nicht einmal 60 Jahren innerhalb weniger Wochen nach Diagnose an Krebs verstorben. Er war glücklich verheiratet, hat nie geraucht, kaum Alkohol getrunken und wenn doch, dann hat er es genossen. Ich bin ihm charakterlich sehr sehr ähnlich, nur habe ich auch das Suchtpotenzial meiner Mutter in mir, vermute ich zumindest.
Bier hat mir immer gut geschmeckt, nichts geht über ein/zwei leckere Halbe zum oder nach dem Essen. Aber seit etwa einem halben Jahr bin ich auch ein riesengroßer Fan von Spiritousen. Ob Whisk(e)y, Vodka, Gin oder Rum, ich habe alles dabei und trinke mehr oder weniger täglich, weil es mir verdammt gut schmeckt.
Es könnte eine Form von Alkoholismus sein, das ist mir bewusst. Aber ist das etwa mein Weg seit den Jahren, in denen mein Vater tot ist, damit umzugehen? Ich habe nie wirklich getrauert, da ich viel zu viel damit beschäftigt war, meine Familie bei Laune zu halten und sie zu ermutigen. Dabei habe ich an mich selbst nahezu nichts rangelassen und selten geweint. Ich habe einen großen, stabilen und überaus liebenswerten Freundeskreis, viele hegen die selben Gefühle für den Alkohol wie ich.
Trinke ich so viel, weil ich erstmals wirklich traurig um meinen Paps bin oder versuche ich mir das nur einzureden, um eine Art von Sucht zu gerechtfertigen? Ich wünschte mir selbst so oft, ich und er könnten mal einen gemütlichen Whiskeyabend zu zweit machen und einfach über alles quatschen. Mit meiner Mutter geht das nicht... sie ist nach dem ersten Glas Wein meist schon so betrübt und bedauert sich, was mich wieder in eine Art von Beschützerposition befördert, in der ich gar nichts an mich heranlassen kann.
Würde ich eventuell nicht so viel trinken, wenn mein Vater noch leben würde?