Nur noch kurz ein Foto für Social Media..

.. und Stunden später ist das Smartphone noch immer in der Hand. Die Ablenkung durch Handys soll An Schulen in Neuseeland künftig der Vergangenheit angehören..

gutefrage-Redaktion
6.12.2023
Frau mit Handy in der Hand

Mal kurz googeln, was das bedeutet, noch eben sehen, was es Neues auf Instagram, TikTok und co gibt. Dann muss noch der Kalender geprüft und Mails müssen abgerufen werden.

Das Handy ist aus dem Alltag vieler kaum mehr wegzudenken. Egal ob es als Navi oder für die Kommunikation genutzt wird - es ist deutlich erkennbar, dass die Nutzung mehr und mehr zunimmt.

Doch das betrifft besonders auch Jugendliche. Sie gehen mit ihren Smartphones in die Schule, sind häufig abgelenkt. In Neuseeland möchte der konservative Premierminister Christopher Luxon deshalb nun Handys an Schulen verbieten lassen.

Bei unserer Meinung des Tages haben wir unsere Community gefragt, wie sie über ein Verbot von Smartphones denkt. Im folgenden Text erfährst Du interessante Fakten rund um Handys und wir zeigen Dir die unterschiedlichen Meinungen, die es bei unserer Frage gab! Viel Spaß beim Lesen.

Luxons Pläne für Schulen

Neuseeland hat einen neuen Regierungschef - Christopher Luxon. Bereits während des Wahlkampfes äußerte er sich zu seinen Plänen, Handys an Schulen künftig zu verbieten.

Der Grund dabei ist für ihn naheliegend: Nachweislich lassen die Bildungserfolge nach, besonders im Bereich Lese- und Schreibfähigkeiten. Einige Wissenschaftler befürchten deshalb bereits eine Krise - und das in einem Land, das einst dafür bekannt war, weltweit zu den Spitzenreitern in Sachen Lesekompetenz zu gehören.

Durch ein Verbot von Smartphones an Schulen soll die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsspanne der Schüler gesteigert werden. Lernende sollen sich nach Luxon während der Unterrichtszeit auf ihre Aufgaben konzentrieren, denn ein weiterer Leistungsabfall könnte katastrophale Folgen für die Kinder, aber auch für den künftigen Wohlstand Neuseelands bedeuten.

Lehrperson an der Tafel, Schüler mit Smartphone in der Hand

Situation an Schulen in Deutschland

In Neuseeland ist also das Verbot geplant. In unserer Frage wollten wir von unseren Nutzern wissen, was sie davon halten und ob das auch in Deutschland sinnvoll wäre.

Doch zuerst werfen wir einen Blick auf die aktuelle Situation im Land.

Schulen können ihren Schülern in Deutschland nicht verbieten, dass sie Handys mitbringen. Allerdings ist in den Schulgesetzen des jeweiligen Bundeslandes sowie der Hausordnung der betreffenden Schule immer klar geregelt, was erlaubt ist und was nicht. Es gibt beispielsweise Einrichtungen, die das Telefonieren auf dem Schulhof oder in anderen bestimmten Bereichen erlauben. Bayern ist beispielsweise ganz besonders streng: Das Bayerische Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen hält fest, dass Mobilfunktelefone auf dem gesamten Schulgelände ausgeschaltet sein müssen.

Im Allgemeinen ist es Schulen auch gestattet, die Nutzung von Smartphones in den Pausen zu untersagen.
Sofern gegen die entsprechenden Regelungen verstoßen wird, sind Lehrer auch tatsächlich rechtlich bemächtigt, im Falle einer Störung des Unterrichts dem betreffenden Schüler dessen Handy wegzunehmen.

Schwierig wird es dann allerdings, wenn es um die Frage geht, wann einkassierte Handys zurückgegeben werden müssen. Dazu gibt es keine einheitlichen Regelungen, es wird auf eine Verhältnismäßigkeit gesetzt.

Auch ist nicht eindeutig festgelegt, ob es haltbar ist, das Smartphone nur an die Eltern des Schülers herauszugeben. Allerdings gab es hier bereits einen Rechtsstreit, bei dem der Schule Recht gegeben wurde. Die Eltern scheiterten mit ihrer Klage.

Aktuell gibt es noch keine Gerichtsentscheidungen darüber, ob es rechtens ist, Schülern auch das Mitnehmen von Handys auf einer Klassenfahrt zu untersagen - denn hier kann es im Notfall sehr hilfreich sein, wenn es sich um einen Notfall handelt.

Durchgestrichenes Handysymbol

Handynutzung pro Tag nach Altersgruppen

Dass das Smartphone für die meisten aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken ist, ist hinlänglich bekannt. Statista untersuchte die durchschnittliche Nutzungsdauer pro Tag in unterschiedlichen Altersgruppen. Diese wurden unterteilt in (1) 16-29 Jahre, (2) 30-49 Jahre, (3) 50-64 Jahre und (4) ab 65 Jahre. Dabei ergab sich, dass Gruppe (1) täglich im Schnitt 177 Minuten am Smartphone verbringt. Das entspricht knapp drei Stunden am Tag, in der Woche somit 21 Stunden. (2) lag mit 151 Minuten etwas dahinter, gefolgt von (3) mit 144 Minuten. Es lässt sich also erkennen, dass es hier zwar Unterschiede gibt, diese jedoch wesentlich geringer ausfallen, als vermutet werden könnte. Lediglich bei Gruppe (4) gibt es dann einen merklichen Abfall der Nutzungsdauer: Die ü65-jährigen verbringen "nur" 80 Minuten pro Tag am Handy.

Deutscher Lehrerverband gegen Handyverbot

Neuseeland ist nicht das erste Land, in dem ein Handyverbot in Schulen zur Diskussion steht.

In Frankreich beispielsweise sind Handys in der Schule schon seit 2018 verboten. Auch in anderen Ländern wie Großbritannien und den USA wurden ähnliche Ansätze erprobt, jedoch mit gemischten Ergebnissen.

Doch der Deutsche Lehrerverband spricht sich weiter strikt gegen ein Verbot von Smartphones aus. Einerseits, weil viele Eltern darauf bestehen, dass ihre Kinder erreichbar und mobil sind, insbesondere, wenn es beispielsweise um kurzfristige Unterrichtsausfälle geht. Andererseits, weil es auch in analogen Zeiten bereits Ablenkungen gab, frei nach dem Motto "wer abgelenkt sein will, ist abgelenkt" und ein Verbot auch nichts an virtuellem Mobbing ändern würde - hierbei wäre schlichtweg nur ein anderer Zeitpunkt die Folge.

Meinungen unserer Community

Nutzer RedPanther ist gegen die Einführung eines Handyverbots und erläutert in einer ausführlichen Antwort, weshalb:

Ich finde Handyverbote an Schulen kontraproduktiv.

Dadurch verspielt man jede Chance, Schülern die Vor- und Nachteile des Smartphones beizubringen. Die Dinger können verdammt nützlich sein, wenn z.B. ein Schüler merkt dass ihm etwas entfallen ist und sich nicht traut, sich zu melden. Einfach schnell im Internet nachschlagen und er weiß es wieder.

Wir sehen auch hier auf Gutefrage regelmäßig Fragen, die sich mit einer einfachen Googlesuche viel schneller beantworten ließen. Anscheinend bekommen manche junge Menschen von niemandem beigebracht, wie man sich schnell eine Info aus dem Internet holen kann! Das würde ich als klassische Aufgabe eines Lehrers ansehen. Schüler anzuleiten und zu ermutigen, sich frei verfügbare Informationen zunutze zu machen. Und natürlich auch, zu hinterfragen ob die gefundenen Informatinen seriös sind; nicht einfach alles zu glauben, was irgendwelche Leute in social media behaupten.

Und natürlich könnten Schüler im Unterricht auch lernen, dass das Smartphone eben nicht alles kann, sondern man für manche Dinge auch noch ehrliche Geistesarbeit leisten muss. Warum nicht mal Klassenarbeiten mit erlaubter Handynutzung abhalten, wo aber leider viele Fragen so gestellt sind, dass es nicht um reine Faktenwidergabe geht, sondern die kreative Verknüpfung von (recherchiertene oder gelernten) Fakten und deren Implikation gefragt ist?

Das Smartphone gehört zu unserer Welt. Völlig egal ob man's gut findet, die Tatsache muss man akzeptieren. Und das Beste daraus zu machen, ist eine klare Sache der Bildung und fällt damit in den Aufgabenbereich der Schule.

All das blockiert man mit einem Handyverbot an der Schule. Könnte man glatt als Verbot des praxisnahen Lernens interpretieren.

Und: Smartphones gibts schon länger als die meisten heutigen Schüler. Da Lehrer sich ja auf einem halbwegs aktuellen Wissensstand halten sollen, sollte man erwarten können, dass sie sich bisher mal ein Bisschen damit beschäftigt haben was das für Dinger sind. Das Argument, dass Lehrer den von mir geforderten Bildungsauftrag bzgl. Smartphones nicht leisten könnten, ist daher in meinen Augen nicht stichhaltig.

Weiterhin beschört man damit den Reiz des Verbotenen herauf. Jugendliche testen nunmal aus, ob sie erwischt werden wenn sie was Verbotenes machen, finden Mitschüler cool die was Verbotenes machen... Hätten sie einfach die Handys auf dem Tisch liegen und wer will, der benutzt es halt kurz, wäre da nichts Besonderes und Cooles dran. Sehen wir in jedem Erwachsenenunterricht.

Klar, dann müssen es Lehrer, Schüler und Eltern eben auch mal aushalten, dass ein Schüler in einer Klassenarbeit keine einzige Frage beantworten kann, weil er den ganzen Unterricht am Handy gespielt hat. Durch Erfahrung zu lernen, funktioniert auch bei Jugendlichen.

häufig tritt infolge einer übermäßigen Nutzung des Smartphones auch ein Bewegungsmangel ein. Doch nicht nur das, auch sind viele der jungen Nutzer stark gefährdet, in eine Abhängigkeit zu rutschen. Die dabei typischen Symptome sind unter anderem Gereiztheit, Impulsivität, Konzentrationsprobleme aber auch Schlafstörungen, Migräne und ungesunde Essgewohnheiten. Eine exzessive Nutzung führt außerdem zu ADHS-ähnlichen Symptomen.
Auch die eigene Wahrnehmung leidet offenbar, wenn die beliebten Handys zu oft genutzt werden. Das Selbstwertgefühl kann dadurch gefährdet werden.

Alles richtig!

Und, wer bringt den Jugendlichen bei, dass sich die Welt nicht ums Smartphone dreht, auch wenn das Ding jederzeit verfügbar ist?

Die Eltern und Freunde ja ganz offensichtlich nicht.

Es gibt Forderungen, in der Schule solle gelehrt werden wie man eine Steuererklärung oder einen Bafög-Antrag schreibt. Fähigkeiten, die der normale Mensch einmal pro Jahr braucht.

Wo sind die Forderungen, dass die Schule einen sinnvollen Umgang mit etwas lehrt, das die meisten Menschen 24/7 bei sich tragen und nutzen?

Zur Antwort

Nutzerin linaaa574 sieht das anders:

Ich fände das Verbot sehr sinnvoll. An meiner Schule herrscht auch absolutes Handyverbot wodurch vermieden wird, dass die Geräte während der Pause die ganze Zeit benutzt werden und erst recht heimlich im Unterricht. Allerdings sehe ich die Umsetzung etwas kritisch. Viele Kinder gehen alleine zur Schule, wodurch sie ein Handy dabei haben müssen. Natürlich kann man es am Anfang des Tages einsammeln und am Ende zurückgeben aber es gibt halt Leute, die sagen sie haben es nicht dabei, obwohl sie es halt sehr wohl dabei haben. Aber zumindest darf man das Handy nicht einfach so rausholen weshalb der Gebrauch in der Schule trotzdem sehr stark eingeschränkt ist.

Fazit: Ich fände es definitiv sinnvoll.

Zur Antwort

speckpflaume schlägt kurz und knapp einen Mittelweg vor:

Die Einhaltung wäre wohl schwierig. Es müssen aber wenigstens Tastenhandys mitgenommen werden dürfen. :)

Zur Antwort

Es ist an dieser Stelle sehr interessant zu betrachten, wie sehr die Meinungen bei der Thematik doch auseinandergehen.

Hast auch Du eine Meinung zu diesem Thema? Dann diskutier doch gleich hier mit!

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