Die Arbeitslosigkeit ging stark zurück, die Löhne stiegen, die Renten stiegen (sogar noch während des Krieges), für viele Produkte gab es einen Preisstopp, Ehepaare und junge Eltern konnten Extra-Prämien vom Staat bekommen usw. Die Berufstätigkeit von Frauen war höher als jemals zuvor, was zum relativen Wohlstand weiter Bevölkerungsteile beitrug. Viele aus der Arbeiterklasse konnten erstmals richtigen Urlaub machen, der durch die KdF-Organisation gefördert wurde. Auf Auktionen, bei denen das Hab und Gut verfolgter Juden an "deutsche Volksgenossen" verkauft wurde, konnten Deutsche billig an Möbel, Kunstwerke usw. kommen. Während des Krieges wurde der Lohn der eingezogenen Männer in voller Höhe an deren Ehefrauen weitergezahlt, wodurch die Ehefrauen mehr Geld zur Verfügung hatten als jemals zuvor. Die Soldaten selber bekamen von allen Armeen des zweiten Weltkriegs den höchsten Sold. Die Ehemänner und Väter schickten massenhaft Luxuswaren und Lebensmittel nach Hause, die sie in den besetzten Ländern billig erwerben konnten. Als die amerikanische Armee nach Deutschland kam, nachdem sie zuvor Frankreich, Italien usw. durchquert hatten, wunderten sie sich: die Deutschen waren das bestgenährte Volk in ganz Europa.

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Das kann der befreundete Anwalt ohne Probleme übernehmen. Es ist auch kein Problem, wenn "herauskommt", dass Ihr befreundet seid - das ist ja nicht verboten. Der Anwalt muss auch keinerlei Ahnung vom Familienrecht haben, um auf die Rechtsmittelfrist zu verzichten.

Was ansonsten den "Fluranwalt" betrifft: Es ist keineswegs sicher, dass überhaupt ein "Fluranwalt" zugegen ist, und dass dieser "Fluranwalt" zur Vertretung bereit ist. Sollte der befreundete Anwalt aus irgendeinem Grund nicht zur Verfügung stehen, dann wäre es besser, den zweiten Anwalt vorher zu organisieren. Das ist meist für ca. 150,-. Euro zu haben.

Falls der befreundete Anwalt zwar grundsätzlich bereit ist, aber an dem Gerichtstag keine Zeit hat, ist das übrigens auch kein Problem. Denn der Rechtsmittelverzicht muss nicht unbedingt direkt im Gerichtstermin erklärt werden. Es reicht völlig aus, wenn er danach schriftlich beim Gericht eingeht.

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Derzeit hast Du keinen Unterhaltsanspruch. Das heißt, der Titel ist falsch und du musst ihn an deinen Vater herausgeben.

Wenn Du wieder unterhaltsbedürftig werden solltest, z.B. bei Aufnahme eines Studiums, musst du neu Unterhalt fordern und ggfl. neu titulieren lassen. Einen Titel "auf Vorrat" für spätere Zeiten zu horten ist rechtlich nicht zulässig.

Wenn du den Titel nicht freiwillig herausgibst, läufst Du Gefahr, dass dein Vater beim Familiengericht den Titel für unwirksam erklären lässt. Auf deine Kosten.

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Vielleicht hilft es zum Verständnis, dass es zwar seit Jahrhunderten Antisemitismus gibt, sich dieser Antisemitismus aber immer wieder gewandelt hat. Die Grundstruktur allerdings bleibt: man macht Juden für Erscheinungen verantwortlich, die sich die Menschen nicht erklären können, die daher verschwörungstheoretisch glauben, es müssten böswillige Menschen dahinter stecken.

Im Mittelalter betraf das oft Naturkatastrophen und andere Unglücksfälle. Wenn es eine Missernte gab, beschuldigte man die Juden irgendeiner Zauberei. Wenn in einem Ort plötzlich mehrere Kinder starben, beschuldigte man die Juden der Brunnenvergiftung.

Der "moderne" Antisemitismus macht die Juden für unverstandene Phänomene der Gegenwart verantwortlich. Nicht mehr für Naturkatastrophen, aber für Wirtschaftskrisen, Verarmung, und auch für alle negativen Begeiterscheinungen des Kapitalismus wie z. B. Ausbeutung, Entfremdung, Verdinglichung der menschlichen Beziehungen usw. .In diesem Sinne war der Antisemitismus der Nazis ein moderner Antisemitismus. Hitler selbst hat seinen Antisemitismus scharf gegen den Antisemitismus des Mittelalters abgegrenzt, den er als "primitiven Antisemitismus" bezeichnete. Nicht mehr Aberglauben sollte die Grundlage für den Antisemitismus sein, sondern "Tatsachen" wie z,.B., dass die Juden angeblich aufgrund Ihrer Intelligenz und Vernetzung die Finanzwelt beherrschen.

Das ist übrigens der große Unterschied zwischen Rassismus und Antisemitismus: Rassismus bezeichnet andere "Rassen" oder Völker als minderwertig, faul, kriminell, lüstern usw. Ganz anders der (moderne) Antisemitismus: demnach sind die Juden schlau, gerissen, gebildet usw. Und deshalb gibt es auch viele, die an eine "jüdische Weltverschwörung" glauben, während man von einer "islamischen Weltverschwörung" noch nichts gehört hat.

Was nun den Nahost-Konflikt angeht, so mögen die Araber im frühen 20. Jahrhundert die (einwandernden) Juden noch als bloße Konkurrenz gesehen haben, was nicht per se antisemitisch ist. Allerdings haben sie sich schnell mit den Antisemiten verbündet. So war zum Beispiel der Führer der Palästinenser in den 30er Jahren ein Freund und Bewunderer Adolf Hitlers, der ihm sogar Asyl im Deutschen Reich gab. Heutzutage gesellt sich aber noch etwas anders hinzu: Israel ist nicht nur die einzige Demokratie im Nahen Osten, es ist auch das einzige Land, in dem mehr oder weniger ein westlicher Lebensstandard herrscht. Während in allen arabischen Ländern ringsum und auch in den "Palästinensergebieten" die Lage sehr viel schlechter ist: sehr hohe Arbeitslosigkeit, sehr hohe Kindersterblichkeit usw. Was die "Palästinensergebiete" (Gaza-Streifen und Westjordanland) angeht, so gibt es dort z.B. eine viel höhere Kindersterblichkeit als in Israel. Allerdings ist die Höhe der Kindersterblichkeit in den Palästinensergebieten in etwa so hoch wie in den arabischen Staaten ringsum, was darauf hindeutet, dass nicht etwa die "israelische Besatzung" an dieser Kindersterblichkeit schuld ist. Sondern einfach die Rückständigkeit dieser Gebiete, die sich auch durch die kleptokratischen Regime in Jordanien, Agypten und eben auch unter der Hamas nicht weiter entwickeln. Diese Ungleichheit sind natürlich dann auch wieder die Juden in schuld.

Es ist in diesem Zusammenhang bezeichnend, dass sich in den späten 80-ern und 90-ern Jahren eine Befriedung des Nahostproblems abzeichnete, denn zu dieser Zeit glaubte man noch, die arabischen Staaten würden wirtschaftlich und kulturell aufholen. Es gab Friedensgespräche zwischen Israel und seinen Nachbarn. Heutzutage ist diese Hoffnung in den arabischen Ländern dahin. Deswegen werden die Angriffe auf Israel umso heftiger. Die Menschen in den arabischen Ländern, und insbesondere in den palästinensischen Gebieten (Palästinenser sind ja Araber, bis vor ca 50 Jahren gab es den Begriff "Palästinenser" gar nicht) haben keine Hoffnung mehr, dass sich an ihrer desolaten Lage etwas ändert. Tatsächlich wird es ja in diesen Ländern immer schlimmer. Statt dafür die Konstruktion der Weltwirtschaft verantwortlich zu machen, was ja ein völlig abstraktes Objekt ist, machen sie die Juden verantwortlich. Denn irgendwer, so ja auch der in Deutschland weit verbreitete Glauben, muss ja "daran schuld sein".

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Wenn die Kinder von sich aus bei der Mutter anrufen, um ihr etwas zu erzählen oder den menschlichen Kontakt zu pflegen, ist das vielleicht kein Problem. Aber wenn umgekehrt die Mutter dauernd anruft, womöglich noch um zu kontrollieren was der Vater mit den Kindern macht, ist das nicht hinzunehmen. Wenn die Kinder sich beim anderen Elternteil befinden - egal, ob Wechselmodell oder normaler Umgang -, dann ist ausschließlich der andere Elternteil dafür zuständig, wie der Tagesablauf der Kinder ist, was sie essen, wie viel Fernsehen sie konsumieren dürfen, wann sie schlafen gehen usw.. Der andere Elternteil hat das weder zu kontrollieren noch sich einzumischen, solange nicht die Schwelle einer Kindeswohlgefährdung erreicht ist.

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Einen "nachhaltigen" Kapitalismus kann es nicht geben,. denn Kapitalismus braucht immer Wachstum. Das ergibt sich bereits aus der Definition von "Kapital": Kapital ist Geld, das sich vermehrt. Keiner investiert Geld, wenn er nicht mehr Geld zurück bekommt. 1 Million in ein Unternehmen zu stecken und genau1 Million wieder heraus zu bekommen, macht ja keinen Sinn. Es hat also seinen Grund, wenn im Kapitalismus immer alle nach Wachstum schreien.

In meiner Gemeinde gibt es jedes Jahr die Forderung, neue Gewerbegebiete auszuweisen, da man ja auf die Mehreinnahmendurch neune Gewerbebetriebe angewiesen ist. Aber was wird sein, wenn irgendwann alle Freiflächen als Gewerbeflächen zubetoniert sind? Reist man dann Wohnhäuser ab, um noch irgendwo zusätzliches Gewerbe ansiedeln zu können? Und so geht es in allen Kommunen zu.

Dass das nicht immer so weitergehen kann, ist ja völlig klar. Verrückterweise werden aber diejenigen, die nach einer alternativen Wirtschaftsform suchen, als "Spinner" abgetan, während sich diejenigen, die so tun als hätten wir noch ein paar Erden auf Vorrat, sich als die angeblich "Vernünftigen" gebärden.

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Das kann man nicht eindeutig beantworten, denn wann ist jemand "radikal"? Dafür gibt es keine eindeutige Definition. Manche Leute halten schon die Grünen für "linksradikal", obwohl sie das ganz gewiss nicht sind. "Radikal" ist immer eine Zuschreibung von außen und soll (in der Politik) bedeuten, dass die Ziele und/oder Methoden außerhalb dessen stehen, was die große Mehrheit der Bevölkerung als tolerierbar ansieht. Dieser Maßstab ändert sich aber im Laufe der Zeit. Vieles, was die AfD in den letzten Jahren schon gesagt hat, hätte man in den späten 60-er oder 70-er Jahren eindeutig als rechtsradikal angesehen. Da sich die Bevölkerung in den letzten 20 Jahren aber insgesamt nach rechts entwickelt hat, erschien vielen Menschen die ein oder andere rechtsradikale Äußerung der AfD als durchaus noch akzeptabel.

Die Rechtsradikalen selber halten sich natürlich nie für "rechtsradikal" und spielen den Beleidigten, wenn man sie so nennt.

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Ja

Natürlich hast Du recht. Bei solchen Zahlen - 6 Millionen Ermordete, 10 Millionen Ermordete - ist eine Abstufung, wer "schlimmer" war, einfach nicht mehr möglich. Denn man kann denjenigen, die für """nur""" 6 Millionen Tode verantwortlich sind, keinen geringeren Vorwurf machen als denen, die für 10 Millionen verantwortlich sind.

Letztlich haben solche Vergleiche nur den ernbärmlichen Zweck, die deutsche Schuld irgendwie zu relativieren.

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Die Wahrscheinlichkeit liegt bei ungefähr sagen wir mal 97%.

Rein äußerlich können wir ja seit Jahren den Niedergang selbst der entwickelsten kapitalistischen Staaten mit ansehen. Aber natürlich ist das noch kein Beweis und erst recht keine Begründung.

Ohne eine Vorstellung davon zu haben, was Kapitalismus überhaupt ist, lässt sich die Frage natürlich nicht beantworten. Sieht man im Kapitalismus in erster Linie ein System, dass dem Profitstreben dient (wie einige Antworten hier), dann liegt es natürlich nahe zu sagen, dass der Kapitalismus unendlich sei, eben weil das Profitstreben nie aufhören wird (ob letzteres wirklich so ist, sei mal dahingestellt). Hiergegen gibt es ein einfaches Gegenargument: waren nicht frühere Wirtschafts- und Gesellschaftsformen wie die Sklavenhaltergesellschaft oder der Feudalismus ebenfalls auf Egoismus gegründet? Waren nicht die Sklavenhalter, die kleinen und großen Feudalherren sogar noch viel schlimmere Egoisten und Menschenschinder als heutige Kapitalisten? Und trotzdem sind diese Wirtschaftssysteme untergegangen. Offenbar hat das Entstehen und der Untergang eines Wirtschaftssystems nichts mit "Egoismus", "Profitstreben" oder sonstigen menschlichen Charakteren und Absichten zu tun.

Tatsächlich existieren Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme nicht, weil die Menschen "es so wollen". Niemand hat den Kapitalismus absichtlich "eingeführt". Maßgeblich ist vielmehr der technische Fortschritt: mit dem technischen Fortschritt ändern sich die Arbeits- und Produktionsbedingungen, es ändern sich auch die hergestellten Produkte. Mit der Änderung der Arbeits- und Produktionsbedingungen, kurz der Produktionsverhältnisse, müssen sich auch die rechtlichen, staatlichen usw. Rahmenbedingungen ändern. Dadurch wiederum ändern sich die Gesellschaftsvorstellungen, die Gebräuche, die Moden usw.

Die Erfindung der Dampfmaschine führte zu großen Fabriken, in denen viele hunderte oder tausende Menschen arbeiteten. Damit das überhaupt möglich war, musste die feudale Rechtslage geändert werden, wonach Menschen außerhalb der Städte ihr Leben lang in dem Herrschaftsbereich bleiben mussten, wo sie geboren waren. Dass Bauern ihre Scholle verlassen durften und woanders eine Arbeitsstelle in einer Fabrik annehmen konnten, wurde erst 1806 gesetzlich erlaubt. Spätestens mit der Aufhebung der Leibeigenschaft wurde die feudalistische Wirtschaftsweise unmöglich.

Die alten Gesellschaftsstrukturen, die vielleicht früher mal einen Sinn gemacht haben, gehen unter, wenn sie sich als Behinderung für die weitere Entwicklung der Produktivkräfte erweisen. Es wäre lächerlich zu glauben, dass nun ausgerechnet der Kapitalismus das Ende dieser Entwicklung wäre.

Es lässt sich aber noch Konkreteres sagen: Das Wesen des Kapitalismus ist, wie der Name schon sagt, das Kapital. Kapital ist eine Geldsumme, die eine gewisse Entwicklung durchmacht und sich dadurch vermehrt. Kapital ist sich vermehrender Wert. Wenn jemand 1 Million Euro in ein Unternehmen investiert, will er nicht 1 Million zurück bekommen - dann würde er die Sache sein lassen -, sondern sagen wir mal 1,2 Millionen. Also 200.000,- Euro Profit. Dieses Profitstreben ist nicht einfach unmoralisch, sondern dieses Streben gibt dem ganzen Verfahren überhaupt erst Sinn. Ohne Aussicht auf Profit würde die Investition nicht getätigt.

Diese 200.000,- Euro Profit sind auch nicht etwa nur dafür da, dass sich der Kapitalist ein schönes Leben macht. Zumindest ein Teil des Profits muss gespart werden, um demnächst re-investiert zu werden. Denn was macht der Kapitalist, wenn er einen gut laufenden Betrieb hat, irgendein neuer Konkurrent aber mit neu entwickelten Maschinen wesentlich billiger produziert? Dann bleibt dem Kapitalisten nur eine einzige Alternative: Entweder geht er unter, oder er muss auch neue Maschinen anschaffen, um damit billiger zu produzieren. Woher nimmt er aber das Geld für die neuen Maschinen? Aus dem aufgehäuften Profit.

Er muss also Profit machen, ob er will oder nicht. Dem Kapitalisten sein Profitstreben als moralische Schlechtigkeit vorzuwerfen, ist darum albern. Das hat Karl Marx auch nie getan.

Wenn man sich den einzelnen Kapitalisten betrachtet, muss man sich keine weiteren Gedanken darüber machen, wo das zusätzliche Geld eigentlich herkommt. Wenn er es anderen Mitmenschen durch den Handel abnimmt, die dann eben entsprechend weniger Geld haben, braucht ihn das nicht zu kümmern.

Das ist aber anders, wenn wir die Gesellschaft insgesamt betrachten. Denn dass ALLE Kapitalisten ihren Profit dadurch machen, dass sie anderen das Geld wegnehmen oder andere "übers Ohr hauen", ist offenbar unmöglich. Denn dann könnte die Gesellschaft insgesamt ja nie reicher werden. Das Geld würde nur immer innerhalb der Gesellschaft umverteilt, aber insgesamt nicht mehr werden. Wenn jeder jeden "übers Ohr haut", haben am Schluss alle dasselbe wie vorher.

Die Frage ist also: woher kommt eigentlich der zusätzliche Wert, wenn er nicht aus der Bereicherung zu Lasten anderer kommt? Dieser Mehr-Wert kommt dadurch zustande, dass im kapitalistischen Produktionsprozess Lohnarbeiter eingesetzt werden. Die Lohnarbeiter bekommen einen bestimmten Betrag als Lohn, aber sie schaffen mit ihrer Arbeit einen Wert, der höher ist als ihr Lohn. Wenn der Arbeiter zum Beispiel am Tag 100,- Euro Lohn bekommt, in dieser Zeit aber Waren herstellt, die sein Kapitalist für 120,- Euro verkaufen kann, dann hat der Arbeiter einen Mehrwert von 20,- Euro produziert. Niemand anders als der Lohnarbeiter kann mehr Wert produzieren, als er selber gekostet hat.

Dieser Mehrwert ist das eigentliche Ziel der ganzen Veranstaltung, denn dadurch wird aus Geld mehr Geld. Der Mehrwert ist darum das spezielle Produkt des Kapitalismus.

Nun gibt es aber ein Problem: Wie gesagt steht der technische Fortschritt nie still. Es werden immer neue Produktionstechniken erfunden, mit denen billiger produziert werden kann. "Billiger" bedeutet in aller Regel, mit weniger Arbeitskosten. Also mit weniger Lohnarbeitern. Waren vor hundert jahren noch zigtausende von Arbeitern in einem Automobilwek angestellt, sind es heute dank Fließband und Automatisierung nur noch wenige hundert. Das heißt, die technische Entwicklung führt zu weniger menschlicher Arbeit.

Das ist so lange kein großes Problem, so lange die entlassenen Arbeiter woanders unterkommen. Zum Beispiel waren von 130 Jahren in Deutschland 75% aller Menschen in der Landwirtschaft tätig. Durch den gewaltigen Fortschritt in der Landwirtschaft sind heute vielleicht noch 5% der Menschen dort tätig. Was ist mit den anderen 70% passiert? Sind die alle verhungert? Natürlich nicht, sondern die haben Arbeit in anderen Sektoren gefunden. Zum Beispiel in der aufstrebenden Autoindustrie. Das geht aber nur dann und nur so lange, wie in anderen Industrien eben viele Arbeitskräfte gebraucht werden. Vor 130 Jahren war das kein Problem, denn der technische Fortschritt in der Landwirtschaft führte nicht gleichzeitig zu technischem Fortschritt in anderen Industrien. Seit einigen Jahrzehnten ist das aber anders. Denn die Elektro- und Computertechnik führt dazu, dass fast gleichzeitig alle Branchen sich erneuern. Eine neue Automobilfirma fing vor hundert Jahren wie gesagt noch mit tausenden von Arbeitern an. Ein neuer Handyhersteller fängt nur noch mit ganz wenigen Arbeitern an, weil alles automatisiert ist. Und in allen anderen Branchen ist es dasselbe. Ein neues Produkt, dass viele Arbeitskräfte bräuchte, gibt es nicht mehr.

Das führt dazu, dass die Lohnarbeit in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat. Jedenfalls die Lohnarbeit, die produktiv ist. Ich rede hier nicht von Schuhputzern, Werbeleuten, Haushaltshilfen, Internetstars usw. Und dieser Rückgang der produktiven Lohnarbeit ist nicht etwa weltweit überall gleich, sondern verteilt sich ganz verschieden. Deswegen merken wir in Deutschand nicht viel von diesem Rückgang der produktiven Arbeit. Während der Rückgang in Deutschland z.B. nicht zu spüren ist, die Fabriken brummen und Arbeitskräfte dringend gesucht werden, herrscht in weiten Teilen der Welt eine hohe bis sehr hohe Arbeitslosigkeit. Zum Beispiel in den arabischen Ländern. Da werden keine Arbeiter für Auto- oder Handyfirmen gebraucht, weil Deutschland und ein paar andere Länder mit ihren Autos und Handys die gesamte Welt beliefern können. Allerdings kommt die Entwicklung immer näher zu uns: schon in Südeuropa gibt es teilweise Arbeitslosenquoten (vor allem unter jungen Leuten), die man sonst nur aus arabischen oder vorderasiatischen Ländern kennt. Und irgendwann wird diese Entwicklung auch uns treffen.

Der Rückgang von Arbeitsplätzen ist natürlich für die Betroffenen zunächst ein soziales Problem. Aber es geht darüber hinaus: Wenn, wie ich oben erklärt habe, der Zweck des Kapitalismus darin besteht, aus Geld mehr Geld zu machen, dieser Vermehrungsprozess aber nur duch den Einsatz von Lohnarbeit funktioniert, dann gibt es ein gewaltiges Problem, wenn die Lohnarbeit immer mehr abnimmt. Denn weniger Lohnarbeit bedeutet über kurz oder lang eben auch weniger Mehrwert. Die kapitalistische Produktionsweise bricht sozusagen zusammen.

Damit dieser Zusammenbruch nicht passiert oder zumindest hinausgezögert wird, lassen sich die Kapitalisten ein paar Tricks einfallen. Geht Mehrwertproduktion wirklich nicht auch ohne Lohnarbeit? Das geht tatsächlich, aber nur in Form von Spekulationsblasen. Indem Aktienwerte oder Grundstückswerte im Nennwert steigen und so angeblich einen Wertvermehrung stattfindet, die aber nur simuliert ist. Karl Marx sprach von "fiktivem Kapital". Von diesen Blasen, die früher oder später alle platzen, hatten wir ja in den vergangenen Jahrzehnten so einige. Auch dies zeigt, dass der Kapitalismus unaufhörlich seinem Niedergang entgegen geht.

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Wenn man sagt, ein Handy sei teuer, weil darin seltene Erden verarbeitet werden, hat man nichts gewonnen. Denn wenn ich sage, ein Handy ist teuer, weil darin teure Materialien verbaut wurden, stellt sich direkt die Frage: warum sind die Materialien teuer? Ich bin der Frage, warum überhaupt etwas "teuer" ist oder warum überhaupt etwas einen Preis hat, also noch keinen Millimeter näher gekommen. Sondern ich habe "teuer" mit "teuer" erklärt.

Der Wert einer Ware ist keine Natureigenschaft der Dinge. Marx schreibt im "Kapital", dass noch niemand bei der technischen Untersuchung einer Ware unter dem Mikroskop irgendeinen "Wert" gefunden hat. Der "Wert" ist keine natürlich Eigenschaft von Dingen, sondern eine soziale Eigenschaft. Das ist so ähnlich wie beim Wechselkurs einer Geldmünze. Ich kann die Geldmünze noch so genau untersuchen und auseinandernehmen, ich werde keinen Wechselkurs finden. Trotzdem "hat" die Münze einen Wechselkurs, weil die Menschen ihr durch die menschliche Praxis, verschiedene Währungen zu tauschen, einen Wechselkurs geben. Würde die Menschheit aus irgendeinen Grund aufhören, Währungen zu tauschen, hätte die Münze ab sofort auch keinen Wechselkurs mehr.

Auch die Produkte erhalten nur dann die Eigenschaft "Wert", wenn die Menschen in ihrer sozialen Wirklichkeit auf eine bestimmte Weise mit den Produkten umgehen. Da der Wert bekanntlich im Tauschwert erscheint, ist auch klar, welche soziale Aktion die Ursache für die Wert-"Eigenschaft" der Waren ist, nämlich der Tausch. Den "Wert" braucht man nur, wenn man die Produkte tauscht. Dieser Tausch ist die Ursache für die Werteigenschaft der Waren, ob die Menschen beim Tausch daran denken oder nicht.

Die Frage ist aber: wie kommt es überhaupt dazu, dass Menschen Produkte tauschen? Und welche Eigenschaften muss ein Produkt haben, damit es überhaupt austauschbar ist?

Die Antwort auf die erste Frage ist: Menschen tauschen Produkte aus, wenn diese Produkte nicht gesamtgesellschaftlich, sondern von "unabhängigen" Produzenten produziert werden. Wenn der eine nur Tische, der andere nur Brot und der Dritte nur Bücher herstellt, müssen die Menschen zwangsläufig tauschen, wenn jeder ein Buch, ein Brot und einen Tisch haben will.

Viele meinen, dieser Warentausch sei der Naturzustand der Menschheit. Adam Smith sprach sogar vom menschlichen "Hang" zum Tausch. Das stimmt aber nicht. Nehmen wir z.B. mal einen Indianerstamm: da gab es keine Produzenten von Zelten, die ihre Zelte mit den Produzenten von Pfeilspitzen oder den Produzenten von Essen tauschen mussten. Alles wurde gemeinsam geplant und gemeinsam durchgeführt. Geld und Händler gab es nicht. Und so ähnlich wie die Indianer lebte die Menschheit überall auf der Welt für viele tausende von Jahren. Dass alle Produkte als Waren hergestellt werden, also getauscht werden, gibt es erst seit ganz kurzer Zeit, noch keine 200 Jahre.

Eine Voraussetzung für die Werteigenschaft ist also, dass die Aneignung von Produkten durch Tausch geschieht.

Was macht ein Produkt aber überhaupt "tauschfähig"?

Erstens muss es irgendeinen Gebrauchswert haben. Ein Produkt, dass keiner gebrauchen kann, kann ich nicht eintauschen.

Zweitens, und das ist wichtig: dieser Gebrauchswert muss durch Arbeit entstanden sein. Denn für Dinge, deren Gebrauchswert nicht durch menschliche Arbeit vermittelt ist, bin ich natürlich nicht bereit, irgendwas im Tausch hinzugeben. Zum Beispiel die lebensnotwendige Luft: Wenn mir jemand Luft verkaufen wollen würde, würde ich ihn auslachen, denn Luft ist überall ohne menschliche Arbeit zu haben. Wenn ich eine Hütte in Borneo habe und nur den Arm aus dem Fenster strecken muss, um exotische Früchte vom Baum pflücken zu können, kann mir keiner solche Früchte verkaufen. Ich bin also nur dann bereit, etwas zu tauschen, wenn mir das gewünschte Objekt nicht bereits von Natur aus zur Verfügung steht. Dinge, die nicht von Natur aus zur Verfügung stehen, sind aber - Dinge, deren Gebrauchswert auf menschlicher Arbeit beruht. Das gilt auch für solche Dinge, die rein äußerlich gar nicht von Menschenhand verändert wurden. Zum Beispiel für exotische Früchte aus Borneo. Wenn ich eine exotische Frucht essen will, hilft es mir nichts, dass diese Früchte für jeden kostenlos in Borneo am Baum hängen. Ich brauche irgendjemanden, der sie dort pflückt und zu mir nach Deutschland transportiert. Also wieder menschliche Arbeit.

Waren haben also (in einer Tauschgesellschaft) nur deshalb einen Wert, weil menschliche Arbeit in ihnen steckt.

Bleibt die Frage nach dem Maß des Wertes, also die Frage danach, wie hoch der Wert einer Ware ist. Das ist die schwierigste von allen Fragen.

Wenn der Wert auf menschlicher Arbeit beruht, liegt es nahe, die Höhe des Werts irgendwie mit der Menge oder der Qualität der in den Produkten steckenden Arbeit in Verbindung zu setzen. Die Schwierigkeit ist: woher weiß ich eigentlich, wieviel Arbeit in einem Produkt steckt? Bei ganz einfachen Produkten wie z.B. einem Tisch habe ich vielleicht noch eine ungefähre Vorstellung davon, wieviel Arbeit es macht. Aber bei einem Handy kann ich mir das gar nicht vorstellen. Bei der Arbeit von Spezialisten wie zum Beispiel bei der Arbeit von Ärzten kann ich mir das auch nicht richtig vorstellen, denn wer weiß schon wie lange ein Arzt dafür studieren muss und wie oft er sich weiterbilden muss? Trotzdem müssen ja die Produkte bzw. Leistungen irgendwie getauscht werden. Wenn man sich die Sache historisch betrachtet, so muss man feststellen, dass vor Beginn des Kapitalismus die Waren nicht streng nach dem Arbeitsaufwand bewertet wurden, sondern nach allen möglichen Kriterien. Auch damals schon war übrigens die Arbeit, die in einem Produkt enthalten war, oft unbekannt. So wurden z.B. in Ägypten Skulpturen aus Bernstein verkauft, den man ja nur an der Ostsee findet. Das wurde dann von allen möglichen Zwischenhändlern bis nach Ägypten geliefert. Kein ägyptischer Kunde hatte irgendeine Vorstellung davon, wo das Zeug herkommt und wie viel Arbeit es gemacht haben muss, das Bernstein einzusammeln und nach Ägypten zu tragnsportieren, Das heißt, die Tauschrelationen haben sich nicht streng nach der Arbeitsmenge gebildet, sondern die Arbeitsmenge war allenfalls bei einem Teil der Waren ein Kriterium unter anderen. Der "Wert" der Waren hat sich oft erst durch den Tausch selber gebildet.

Das hat sich aber im Kapitalismus durch die Lohnarbeit geändert. Die Lohnarbeit wurde erst im Kapitalismus allgemein. In früheren Gesellschaften gab es nur wenige Lohnarbeiter. Der Lohnarbeiter wird bekanntlich nach seinen Reproduktionskosten entlohnt, d.h. er bekommt (im Durchschnitt) so viel Lohn, wie es seinen Lebenshaltungskosten entspricht. Da (mit Ausnahme der Kapitalisten und einiger kleiner Bauern, Handwerkern, Pfarrern und Buchautoren) die Gesellschaft fast nur noch aus Lohnarbeitern besteht, ist das Geld, das die Menschen haben um die Produkte zu kaufen, im Wesentlichen Arbeitslohn. Die Lohnarbeiter können auch nicht mehr als ihren Lohn ausgeben. Zumindest für die Produkte, die die "Lebensmittel" (im weiteren Sinne) der Arbeiterschaft ausmachen, hat man also einen Wert. Und umgekehrt hat man einen Wert der Arbeitskraft. Und aus dem Wert der Arbeitskraft leitet sich dann der Wert aller Produkte ab, auch für solche Produkte, die nicht von den Lohnarbeitern konsumiert werden. Wobei die Wertbestimmung für ein einzelnes Produkt nicht wissenschaftlich exakt ist. Streng genommen - auch das hat Marx erkannt - lässt sich für ein einzelnes Produkt der Wert gar nicht wissenschaftlich genau bestimmen. Fest steht nur, dass der Gesamtwert aller von den Lohnarbeitern hergestellten Produkte dem Gesamtgegenwert aller darin eingeflossenen Arbeit entspricht.

Also: Einen "Wert" haben die Produkte nur dann, wenn sie als Waren getauscht werden. (Das soll zum Beispiel im Kommunismus nicht mehr der Fall sein, weshalb es im Kommunismus auch keinen "Wert" mehr geben würde.) "Wert ist Austauschbarkeit", sagt Marx irgendwo. Ferner sind Dinge nur austauschbar und haben daher nur dann einen Wert, wenn sie das Ergebnis menschlicher Arbeit sind. Dass die Höhe des Werts in Relation steht zur aufgewandten Arbeit, wird erst durch das Allgemeinwerden der Lohnarbeit voll verwirklicht.

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Das war nicht so schwer, denn anders als viele glauben war die Wirtschaft fast nicht zerstört (mit Ausnahme natürlich der Rüstungsfirmen). Das Anlagevermögen der deutschen Wirtschaft war nach dem Krieg trotz der Bomben höher als vor dem Krieg.

Auch wenn das manche nicht hören wollen: der "Wirtschaftsaufschwung" nach dem Krieg hat vor allem zwei Ursachen: Erstens die massiven Investitionen während der NS-Zeit, zweitens die Ausplünderung fremder Nationen im Weltkrieg, die den Deutschen einen enormen Wohlstand beschert hatten. Bei Kriegsende waren ausgerechnet die Deutschen die wohlernährtesten Menschen aller am Krieg teilnehmenden Nationen.

Mit "deutschem Fleiß" und ähnlichen Märchen, die im Grunde genommen die Rassenideologie der NS-Zeit fortschreiben (als seien die anderen Völker weniger fleißig als die Deutschen) hat das nichts zu tun.

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Kapitalismus kann man ganz einfach definieren als Marktwirtschaft inklusive Arbeitsmarkt. Also eine Wirtschaftsform, in der voneinander unabhängige Produzenten ohne bewusste gesellschaftliche Gesamtplanung Dinge produzieren, die dann als Waren über einen Markt gegen Geld getauscht werden. Die Produktionsmittel (Maschinen, Rohstoffe, Vorprodukte, Energie usw.) werden am Markt gekauft. Ebenso die zur Produktion notwendige menschliche Arbeitskraft, die dadurch zur Lohnarbeit wird.

Im Kommunismus dagegen wird gemeinsam nach einem gemeinsam gefassten Plan produziert und konsumiert. Die Produkte werden nicht über einen Markt verteilt ("getauscht"), sondern nach gemeinsam getroffenen Kriterien an die Gesellschaftsmitglieder verteilt. Geld ist also in einer kommunistischen Wirtschaft nicht nötig. Es gibt darum auch keine Lohnarbeit, d.h. die Arbeitenden bekommen keinen Lohn in Form einer Geldzahlung. Sondern sie bekommen eben einen Anteil an den Produkten. Die Gesellschaftsmitglieder sind in ihrer Gesamtheit die Eigentümer sowohl der Produktionsmittel als auch der Produkte.

Im Prinzip kann man sich die kommunistische Gesellschaft vortstellen wie ein Indianerdorf bei Karl May, nur natürlich moderner. In einem Indianerdorf werden viele verschiedene Dinge produziert: Zelte, Waffen, Kleidung, das tägliche Essen, Medizin, rituelle Gegenstände usw. Aber es gibt keine Privatproduzenten, also keinen Hersteller z.B. von Mokassins, der seine Schuhe an die anderen Indianer verkaufen würde. Auch die Zelte werden nicht gekauft und verkauft. Es wird überhaupt nichts gekauft und verkauft, es gibt nicht mal Geld. D.h. es gibt keinen Markt, sondern die Gemeinschaft der Indianer im Dorf stellt einfach alles gemeinsam her und verteilt es untereinander. Am Ende hat jeder sein Zelt, seine Mokassins, sein Essen und seinen Flitzebogen. So wie in diesem Indianerdorf hat die Menschheit überall auf der Welt für viele Jahrtausende gelebt. Diese Lebensweise widerspricht also keineswegs der "menschlichen Natur" , wie oft behauptet wird.

Zurück zum Kapitalismus: Der einzelne Produzent muss die Produktionsmittel - Rohstoffe, Vorprodukte, Arbeitskraft usw. - am Markt kaufen. Er braucht also bereits eine bestimmte Geldsumme, bevor es überhaupt losgeht. Man spricht davon, dass er dieses Geld "investiert". Nun investiert aber niemand Geld, wenn er nicht mehr Geld zurück bekommt. Wenn ich z.B. 1 Million Euro habe, dann kaufe ich ja nicht für 1 Million Maschinen, Rohstoffe und Arbeitskräfte, wenn ich für die produzierten Waren hinterher genau 1 Million heraus bekomme. Dann kann ich es ja direkt sein lassen. Ich möchte doch als Produzent mindestens sagen wir mal 20 Prozent Profit machen, also 1.200.000,- Euro herausbekommen. Dieser Mehrwert ist eine Bedingung für die Produktion, sonst lasse ich es sein. Umgekehrt kann man sagen: ich produziere überhaupt nur zu dem Zweck, hinterher ein Plus von 200.000,- Euro zu haben.

Dass sich das investierte Geld vermehrt, ist also ein Muss, ein logischer Zwang. Ohne Geldvermehrung gäbe es keine Investition des Geldes. Geld, das sich vermehrt, nennt man "Kapital". Indem ich Geld einsetze mit dem Ziel, es zu vermehren, werde ich "Kapitalist". Ob es sich dabei um eigenes Geld oder fremdes Geld handelt, ist übrigens egal. Der Kapitalist ist also im Grunde genommen nur derjenige, der den Selbstverwertungsprozess des Kapitals praktisch durchführt, denn das Geld hat ja keine Augen und Hände, dies selbst zu tun. Der Kapitalist ist also nicht etwa der Herrscher über das Kapital, sondern umgekehrt der Diener des Kapitals. Das lässt sich der Kapitalist freilich in aller Regel gut bezahlen.

Ein paar Anmerkungen noch:

Das Profitstreben ist grundsätzlich keineswegs moralisch zu verdammen. Der Kapitalist muss Profit machen, denn sonst würde er untergehen. Was mache ich als Kapitalist z.B., wenn ich jahrelang eine gut gehende Produktion habe, und auf einmal kommt ein neuer Kapitalist, der die gleichen Produkte herstellt wie ich, nur billiger, weil er die allerneuesten Maschinen hat? Da beiben mir nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich gehe über kurz oder lang pleite, weil nur noch die billigeren Produkte meines Konkurrenten gekauft werden. Oder ich kaufe auch die neuesten Maschinen, um mit meinem Konkurrenten zumindest gleichzuziehen. Aber ich kann die neuesten Maschinen ja nur dann kaufen, wenn ich vorher ein Plus gemacht habe, also Geld übrig habe. Das "Plusmachen" ist also nicht Habsucht oder Gier, sondern pure Notwendgkeit. Deswegen hat zum Beispiel Karl Marx den Kapitalismus nie aus moralischen Gründen kritisiert. Was nichts daran ändert, dass manche Kapitalisten ziemliche Menschenschinder sind.

Der Zwang, das investierte Geld zu vermehren, ist die Ursache für den Wachstumszwang im Kapitalismus. Deswegen schauen alle kapitalistischen Volkswirtschaften immer ängstlich darauf, ob es genug Wachstum gibt. Diesen Wachstumszwang kann man nicht einfach "abschaffen" oder durch gutes Zureden den Kapitalisten "austreiben". Wenn man die Natur retten will und deshalb aus der Wachstumslogik heraus will, muss man also den Kapitalismus überwinden.

Im Indianerdorf sind die Mitglieder alle mehr oder weniger gleich. Häuptling zu sein ist eher ein Ehrenamt, ein Häuptling bekommt dafür nicht mehr Zelte, mehr Schuhe oder mehr Essen als die anderen. Der Kapitalismus dagegen führt zu sozialer Ungleichheit. Denn die Arbeiter bekommen grundsätzlich Monat für Monat nur das heraus, was sie zum Leben brauchen, während der Kapitalist vom Mehrwehrt einen großen Teil für sich selbst behalten kann.

Entgegen den Glaubenssätzen seiner frommen Anhänger führt der weltweite Handel, also die Grundlage des Kapitalismus, auch nicht zu mehr Frieden, sondern ganz im Gegenteil: seit der Entstehung des Kapitalismus im 16./17. Jahrhundert gibt es Kriege um die Aufteilung der Handelszonen, Kriege um die Aufteilung der Kolonien, Kriege um Absatzmärkte, Kriege um Rohstoffvorkommen, Kriege zur Ausschaltung der Konkurrenz, Kriege der imperialistischen Mächte gegeneinander usw.

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Der Sohn bekommt grundsätzlich weiterhin seinen vollen Unterhalt, und Dein Unterhalt als Ehefrau wird danach berechnet, was beim Vater übrig bleibt, nachdem er den Kindesunterhalt gezahlt hat. Das gilt auch dann, wenn das Kind volljährig ist und nicht mehr zu Hause wohnt, sondern z.B. auswärts studiert.

Dein Unterhalt fällt also auf jeden Fall geringer aus wegen der Unterhaltszahlungen an den Sohn.

Wenn Dein zukünftiger Mann aber nicht mal diesen geringeren Ehegattenunterhalt zahlen könnte, ohne seinen Selbstbehalt zu unterschreiten, gilt folgende Reihenfolge: Zuerst bekommst Du dann den "vollen" wie oben berechneten Unterhalt (also den Unterhalt nach Abzug der Unterhaltszahlungen an das Kind beim Vater), der Sohn muss sich dann mit dem Rest begnügen.

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Nur ganz wenige Menschen haben eine zutreffende Vorstellung davon, was Kommunismus bedeutet. Das gilt sowohl für die Kritiker des Kommunismus als auch für jene, die sich selber als Kommunisten verstehen. Die allermeisten Menschen, die sich zu kommunistischen Idealen hingezogen fühlen, empfinden den realen Kapitalismus zu Recht als ungerecht und menschenunwürdig. Sie wollen eine Gesellschaft der Gleichheit, der Freiheit und des Friedens. Dass solche Sehnsüchte als irreal oder gar verträumt belächelt werden, zeigt, wie abgestumpft viele Menschen im Kapitalismus bereits sind. Es zeigt auch, wie wenig solche Kritiker über die Menschen wissen. Denn wenn Hoffnungen auf gesellschaftliche Verbesserungen irreal sind, warum haben wir dann heutzutage beispielsweise die Menschenrechte? Dass alle Menschen die gleichen Rechte haben sollen, war vor 250 Jahren noch völlig undenkbar und wurde als Hirngespinst betrachtet - weil Gott es nun mal anders gewollt hat.

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Es bleibt auch in diesem Fall bei den Selbstbehaltssätzen der Düsseldorfer Tabelle. Wenn jemand, wie dein Freund, freiwillig einfacher und günstiger lebt, um dafür auf der anderen Seite mehr Geld für andere Dinge zu haben, so ist das seine freie Entscheidung. Der Selbstbehalt wird also nicht etwa gekürzt.

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"Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik", schrieb Marx 1843 in der "Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie". Marx kann man daher mit Fug und Recht als Religionskritiker bezeichnen, aber er war Religionskritiker in einem spezifischen Sinn. Zum einen war für ihn Religionskritik notwendigerweise auch Gesellschaftskritik, zum anderen kritisierte er "religiöse" Grundzüge auch in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen, vor allem in der politischen Ökonomie.

Im erste Punkt unterscheidet sich Marx von Feuerbach, denn Marx bleibt nicht dabei stehen, Religion nur vereinfacht gesagt als "Irrtum" oder als "falsche Vorstellung" anzusehen. Deswegen macht es für ihn wenig Sinn, nach "Aufklärung" zu rufen. Marx betont demgegenüber dass die religiösen Vorstellungen ihre Grundlage in den menschlichen Verhältnissen haben, in der Organisation von Gesellschaft, und dass man die Religion deshalb nur dann überwinden kann, wenn man die gesellschaftlichen Verhältnisse ändert:

"Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks. Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. (…) Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist." (ebenda)

Zweitens kritisiert Marx, dass bestimmte ökonomische Vorstellungen religiösen Charakter haben. So etwa die Vorstellung vom Geld, dass sich quasi selbst vermehren kann, also mit eigener Schöpfungsmacht versehen ist. Das ist ja auch heute noch der Glaube jedes Kleinsparers, dass es das natürlichste der Welt sei, dass sich sein gespartes und auf der Bank deponiertes Geld vermehrt - ohne sich irgendwelche Gedanken darüber zu machen, wie diese wundersame Vermehrung vor sich geht. (Man vergleiche die Wut heutiger Sparer, deren heiliges Recht auf Zinsen verletzt wird, wenn es wegen der Weltlage keine Zinsen mehr gibt). Am Ende seines Hauptwerks "Das Kapital" spricht Marx in Anlehnung an die Trinität im Christentums von der "trinitarischen Formel" des Kapitalismus, wonach die Ergebnisse des kapitalistischen Produktionsprozesses den verschiedenen Beteiligten in verkehrter Form erscheinen: Dem Arbeiter erscheint der Arbeitslohn als das Ergebnis seiner Arbeit, dem Kapitalisten der Zins (Profit) als das Produkt des Kapitals und dem Grundeigentümer die Grundrente als das Produkt seines Bodens.

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Das gemeinsame Sorgerecht hilft Dir in dieser Frage nicht weiter, denn trotz des gemeinsamen Sorgerechts kann es sein, dass die Mutter Dir den Umgang verweigert. Was Du brauchst, ist eine Regelung des Besuchsrechts, also des Umgangsrechts. Das kannst Du beim Familiengericht einklagen. Selbst bei einem so kleinen Kind steht Dir ein viel umfangreicheres Umgangsrecht als nur eine Stunde pro Woche zu. Dieses Umgangsrecht hat auch nicht in der Wohnung der Mutter stattzufinden, sondern bei Dir. Falls Du nicht zufällig ein stadtbekannter Krimineller, Drogenabhängiger oder Psychopath bist, wirst Du dieses Umgangsrecht auch bekommen, egal was die Mutter dazu sagt.

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