wurden oder worden sind?

6 Antworten

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Beide Formen der Vergangenheit sind korrekt.

Im Allgemeinen ist aber das Präteritum (in diesem Fall: "wurden") im Schriftdeutsch vorzuziehen, aber ohne Kontext kann man das nicht mit Bestimmtheit sagen.

Das Perfekt (wie "ich habe ihm geschrieben ") hat sich im mündlichen Gebrauch in fast allen Zusammenhängen gegenüber dem Präteritum ("ich schrieb ihm") durchgesetzt.

Beides ist gutes und korrektes Deutsch und hat die gleiche Bedeutung.

Nur im Englischen existiert ein Bedeutungsunterschied zwischen diesen Verbzeiten.

Dass Präteritum und Perfekt im Deutschen in ihrer Bedeutung längst schon völlig schon identisch sind, zeigt bereits Goethe 1774 mit dem Schluss seines Bestsellers Die Leiden des jungen Werthers, denn nebeneinander stehen da Präteritum und Perfekt:

"Handwerker trugen ihn. Kein Priester hat ihn begleitet."

Dadurch, dass das breite Partizip des Perfekts den Satzschluss bildet, ergibt sich vom Stil her ein endgültigerer Schlusspunkt für den Roman, als würde er mit dem kurzen ihn schließen, stünde der Satz im Präteritum wie die Sätze davor.

Ansonsten wird allerdings empfohlen, das Präteritum als die schriftliche Erzählform zu verwenden. Im mündlichen Gebrauch ist es allerdings im Süden des dt. Sprachgebietes mit Ausnahme des Präteritums von sein (war ...) tot.

Bociii  25.12.2020, 19:28

Nur weil er der Goethe so geschrieben hat, wird man jetzt sich daran müssen?
Wer darf eine Sprache und seine Syntax ändern?

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Mamamaria345  23.01.2024, 11:56

Das Beispiel finde ich total interessant und ansprechend. Danke dafür!

Ich lese zwar nie freiwillig Goethe, das Zitat verursacht aber Gänsehaut beim Lesen, auch wenn sich jemand nicht tiefgreifend mit höherer Literatur auseinandersetzen möchte! (So wie ich;-))

Ich kann also dazu nur sagen, welche Gefühle es bei mir auslöst:

Der erste Teil befasst sich eher mit der banalen Art und Weise der "Entsorgung" und spielt in der wohl Zukunft keine große Rolle. Aber aus Perspektive eines gläubigen Menschens hat der Verstorbene mit dem Fehlen eines Priesters wohl die letzte Chance auf die Akzeptanz seines Handelns in Gottes Augen verspielt.

Das hat für mich was von "Die Würfel sind gefallen, auch im Jenseits!"

Und was bleibt einem (oder den Angehörigen) sonst noch nach dem Tod?

Mein Deutschlehrer hätte mich sicher dafür abgestraft eigene Gefühle in einer Interpretation zu beschreiben, statt sich auf die sprachliche Analyse zu fokusieren. Aber ich finde, dass er damit Unrecht hatte und Schülern die Freude an der Literatur versaut hat. Oder versaute?

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Koschutnig  23.01.2024, 14:06
@Mamamaria345

Auf jeden Fall versaut hat, weil das Versauen doch eine Handlung mit Dauerwirkung ist.

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"Es kommt darauf an, ob die Märchen weitererzählt wurden."

Edit: Achso, das "sind" hab ich nicht mitbekommen. Dann kann es beides sein, kommt auf die Zeitform an.

das kann man nicht so sagen...das eine ist Präteritum (Mitvergangenheit), das andere Perfekt (Vergangenheit) wie hast du den Rest so geschrieben?

kommt drauf an ich welcher Zeitform der restliche Text ist