Wurde Jesus ans Kreuz genagelt oder geschraubt?
Ein Bekannter ist Handwerker und meinte, dass ein Nagel wegen des fehlenden Gewindes eine solche Last nicht tragen könne. Daher ist er überzeugt, dass Jesus, wie alle anderen Verurteilten auch ans Kreuz geschraubt und nicht genagelt wurden. Ist da was dran?
12 Antworten
Bei der Frage mit der Gewichtsverteilung kommt es darauf an, wo die Belastungspunkte liegen und der Körper am besten ausbalanciert ist, und außerdem auf die Größe der Haltepunkte, sprich der Nägel. Ein etwa 0,7 bis 0,9cm dicker Stahlnagel ist problemlos in der Lage, das Gewicht eines Mannes zu tragen - wir reden ja über Jesus und nicht über Buddha.
Der Nagel wurde wahrscheinlich durch die Handgelenke geschlagen und nicht durch die Mittelhand, da er dort das Gewicht besser tragen konnte. Es besteht weniger die Gefahr, dass sich der Nagel löst, sondern eher, dass die Knochen brechen und die Hand reißt - wehalb der zu Kreuzigende außerdem noch mit ans Kreuz angebunden wurde. Schließlich soll die Konstruktion ja nicht bis in alle Ewigkeit halten, sondern nur ein paar Wochen.
Es gibt sogar Darstellungen, indem das Opfer nicht an einem Querbalken sondern bloß an einen Längstbalken gebunden wurde, also das "Kreuz" eher ein Materpfahl war - vielleicht war dies auch bei Jesus der Fall.
In der Regel waren aber Querbalken üblich, da man das Leiden des Opfers hier irgendwann leicht beenden konnte: dazu mussten bloß mit einem kräftigen schnellen Schlag die Schien- und Wadenbeine gebrochen werden, sodass das gesamte Gewicht von den Armen getragen werden musste. Dies macht es unmöglich, noch die Atemmuskulatur zu bewegen, das Opfer erstickt dann sehr schnell. Die Sache mit dem Lanzenstich aus der Bibel ist deshalb also eher unhistorisch, weil unüblich.
Metallschrauben sind übrigens erst seit dem 15. nachchristlichen Jahrhundert belegt, konnten sich damals aber wegen des hohen Preises nicht wirklich durchsetzen. Erst im Zeitalter der industriellen Revolution gelang ihnen der Durchbruch. Jesus brauchte also vor Schrauben noch keine Angst zu haben, zu seiner Zeit wurden sie höchstens zur Wasserförderung oder in Ölpressen eingesetzt, aber noch nicht als Verbindungselemente.
Nein, eben nicht. Der "Gnadenakt" bestand bestenfalls darin, dass man dem Opfer entweder die Beine brach oder den Standsockel wegschlug, sodass das Opfer erstickte. Lanzenstiche sind historisch nirgendwo belegt. Du darfst nicht vergessen, dass der Kreuzestod die Höchststrafe für Sklaven und Aufrührer war. Diese hat man möglichst qualvoll sterben lassen - hätte ein Soldat mit der Lanze zugestochen, hätte man ihn gleich daneben angenagelt, weil er Gnade für einen Schwerverbrechet gezeigt hätte. Dazu hatte er nicht das Recht, denn es durfte eben nicht schnell gehen mit dem Sterben.
Die Diskussion dreht sich weniger um den Nagel - der wird das Gewicht schon tragen (bis 300 KG pro Nagel laut: https://www.gutefrage.net/frage/wie-viel-kg-haelt-ein-normaler-nagel-eine-schraube-was-hilft-ein-duebel) sondern darum, wo der Nagel eingeschlagen wurde.
In der Mitte des Handtellers gibt es keine Knochen, die stark genug sind, um das Gewicht zu halten. Daher geht man davon aus, daß die Nägel am Unterarm eingeschlagen wurden, zwischen Speiche und Elle.
Das entspricht auch dem Abbild auf dem Grabtuch von Turin.
http://www.volto-santo.com/Die_Grabtucher/Grabtuch_von_Turin/Kreuzigung/kreuzigung.html
Geschraubt mit Sicherheit nicht, da es zu der Zeit noch nicht solche Schrauben gab. Er wurde ans Kreuz geschlagen. Das kann aber auch heißen, das er angebunden wurde, schließlich werden Knoten auch als Schläge bezeichnet und ein Anschlagpunkt ist ein Befestigungspunkt für ein Seil. Große Nägel in entsprechenden Balken halten schon, fraglich, ob menschliches Gewebe das Körpergewicht an drei Punkten tragen kann und Hände und Füsse nicht einfach ausreißen.
Schrauben gab es noch nicht....aber beim kreuzigen wurden die Verurteilten nicht nur angenagelt, sondern vermutlich auch zusätzlich angebunden.
Schrauben gab es schon, die waren aber sehr wertvoll und wurden für andere Dinge verwendet.
Das Schraubenprinzip war wohl vor 2000 Jahren schon bekannt. Aber nicht als Befestigungsmaterial
Ich zitiere mal aus deinem eigenen Link:
Die Geschichte kann in zwei Bereiche aufgeteilt werden: das Schraubenprinzip, das bis auf 400 v. Chr. zurückgeht, bei dem die Schrauben zum Fördern von Wasser und in Traubenpressen zum Herstellen von Wein verwendet wurden. Und die eigentliche Schraube als Befestigungsmittel und Verbindungselement, die seit ungefähr 400 Jahren im Einsatz ist.
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurde er nicht geschraubt, da man zu der Zeit noch keine Gewindeschneider hatte, ob man damals überhaupt schon "Gewinde" gekannt hat entzieht sich meiner Kenntnis.
Der Stich in die Seite ist nicht "unhistorisch", weil dadurch gezeigt werden konnte, dass der Gekreuzigte tatsächlich tot ist, so wqie es auch bei Jesus geschah. Und wenn der Gekreuzigte nicht tot war, so starb er so ebenfalls schneller.