Woyzeck - Rezeptionsgeschichte?

2 Antworten

Gemeint ist damit, was mit dem Werk geschehen ist, nachdem es an die Öffentlichkeit gekommen ist. Das kannst du leicht in Wikipedia nachlesen. In diesem Fall dürfte es interessant sein, wann das Werk, das ja ein Fragment ist, überhaupt zum ersten Mal die Öffentlichkeit erreicht hat. Dann ist die Frage, wie die Menschen und vor allem die Wissenschaft und die Theaterfreunde darauf reagiert haben. Auf jeden Fall ist es so, dass dieses Stück bis heute noch (fast) jeden Deutschlehrer zum Jubeln bringt, weil es schön chaotisch ist, Sie nennen das dann die offene Form im Vergleich zur geschlossenen Form des klassischen Dramas.

Google bitte: Rezeptionsgeschichte Büchner Woyzeck

Da findest du mindestens zwei Essays als PDF-Dateien mit wichtigen Erklärungen zu diesem Thema.

Das Werk ist ein literaturhistorisch und literaturästhetisch höchst interessantes Phänomen:

Die Einzelteile des Dramas sind im Vormärz geschrieben, ihre Rezeption begann im Naturalismus, aber sie wurden, als fragmentarisches, anti-antik-klassisches Drama bewertet, erst fast hundert Jahre später 1913 kurz vor dem Ersten Weltkrieg in München uraufgeführt.

Die Zeit der Veränderung jeglicher Jahrhunderte alter Harmonie (vgl. Musik z. B. Mahlers Sinfonien ab 1900, 1913 Strawinsky "Le Sacre du Printemps") zum Beispiel durch ineinander verwobene verschiedene Harmoniesysteme. Da stellt sich nun die Frage, in welchem Sinne, nach welchem Maßstab das Werk überhaupt "fragmentarisch" ist! (vgl. Musik z. B. Schuberts "Unvollendete Sinfonie": Man bewertete sie lange Zeit offiziell als seine letzte, weil sie untypisch nur zwei Sätze hat, also fragmentarisch sei, bis man zum Schluss, dass er nach ihr die "Große" C-Dur-Sinfonie komponiert hat - daher lange Zeit die falsche Zählung: Die Unvollendete wurde im Sinne Beethovens die Neunte genannt, es ist aber Schuberts Achte - und ist sie wirklich fragmentarisch, wenn man sie ästhetisch und nicht formal analysiert?!

Büchners Gesamtwerk ist so individuell genial, dass es keiner Literaturepoche eindeutig zugeordnet werden kann, also für alle Zeiten modern und lesenswert ist, so dass sich der Georg-Büchner-Preis (ab 1923 und moderne Aufwertung seiner Bedeutung ab 1951) als jährliches Memorandum Büchners, seines Lebens und seines Werkes zum höchsten Preis für deutschsprachige Literatur entwickelte.

Viel Spaß bei der Suche und Erfolg für die Arbeit!