Georg Büchner ein Gegner des Idealismus ( Woyzeck)?

3 Antworten

Büchner ist ein Realist, das heißt geht in die entgegengesetzte Richtung wie der Idealismus. Er kritisiert am Idealismus, dass Menschen und ihre Lebensumstände nicht realistisch und nicht mit ihren Schwächen und negativen Seiten gezeigt werden. Sondern nur so, wie sie sein sollten, bzw. die Ideale. Für ihn ist es wichtig dass in seinen Werken echte Menschen mit echten menschlichen Eigenschaften dargestellt werden. In Woyzeck wird Büchners Realismus daran deutlich, dass er jegliche kritikwürdigen Zustände der Gesellschaft aufzeigt. Beispielsweise den Pauperismus, die Unterdrückung und Ausbeutung der einfachen Arbeiter wie Woyzeck. So wird auch Woyzeck als Mensch mit Schwächen charakterisiert, er leidet unter einer psychischen Störung und begeht den Mord an Marie. Generell verarbeitet Büchner viel Gesellschaftskritik in Woyzeck weil er selbst revolutionäre Ideen hatte. So zeigt er eben die Scheinheiligkeit des Hauptmannes auf oder die Menschenexperimente die der Doctor an Woyzeck durchführt. Außerdem ist Büchner wichtig dass er nicht moralisiert also verurteilt und in seinem Werk sagt, was richtig und falsch ist. So wird nicht klar, ob Woyzeck ein Mörder mit voller Schuldfähigkeit ist oder ein Opfer der Unterdrückung und seiner psychischen Störung. Auch sieht man den Realismus in Woyzeck in der Sprache der Figuren. Der Doctor hat einen hohen Bildungsgrad deswegen spricht er gehoben während Woyzeck Umgangssprache und mit Dialekt spricht. Also: Büchner ist Realist, zeigt in Woyzeck alles so, wie es wirklich war mit Fehlern, Schwächen etc.

Büchner kritisiert den Idealismus, weil er die reale Lage der Menschen nicht berücksichtigt. Das wird ja besonders deutlich an dem dummen Gerede des Doktors. Der tut so, als wäre er menschlich, in Wirklichkeit handelt aber er genau anders. Der unterschied zwischen Büchner und Brecht ist, dass Brecht im Unterschied zu Büchner eine klare Auffassung hatte, wie man die Situation der Menschen verbessern kann, nämlich durch durch eine völlige Veränderung der Gesellschaft, letztlich also eine Revolution. Genau diese Revolution stand Büchner aber skeptisch gegenüber (das hat er in seinem Drama Dantons Tod entwickelt).  Vereinfacht könnte man sagen: Beide sahen die gleichen Probleme, aber nur Brecht glaubte, dafür eine Lösung zu haben.

saraa12345 
Fragesteller
 24.09.2018, 19:48

Danke!!

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Ich bin der gegenteiligen Ansicht von "gutifragerno": Natürlich idealisiert Büchner nichts, sondern stellt die Realität knallhart dar, wie an JEDEM beschriebenen Charakter ersichtlich.

Ob Tambourmajor oder Doktor oder andere seelenlose Protagonisten: Sie werden so brutal hartherzig gezeigt, wie sie in der grausamen Wirklichkeit / Welt eben sind.

Meiner Ansicht nach ist Büchners Fragment (!!) eine vernichtende Anklage der Realität gegenüber idealistisch überhöhtem "Schmarren", den es ja zu Hauf gibt.

Typisch dafür (und für meine These) ist das Faktum, dass Büchners Lose-Blätter-Sammlung (später sortiert durch Gutzkow) das erste (!!) Werk der Weltliteratur ist, das in Dialektform geschrieben wurde ---> Realismus pur !

Während Büchner den status quo verschiedenster Lebensbereiche "nur" anprangerte ("Der Hessische Landbote"), suchte Brecht nach Lösungen, auch wenn diese (bewusst) nicht immer gelangen ("Der gute Mensch von Sezuan").

pk

Woher ich das weiß:Berufserfahrung