woran erkennt man, ob Motive (Musik) nach oben oder unten streben?Wo sich die Melodie spannt und entspannt? Unterschied zw. rhytmischer und melodischer Phrase?

2 Antworten

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Ein Akkord ist immer ein Tongebilde, bei dem mehrere Töne (i.d.R. zumindest drei; in der Praxis fast immer drei oder vier unterschiedliche Tonnamen) übereinander stehen. Denn diese Töne erklingen dann ja gleichzeitig. Das gilt auch dann, wenn die übereinander stehenden Töne nicht in einer einzigen Notenzeile stehen, sondern auf mehrere Zeilen verteilt (wie z.B. bei Klaviernoten oder einer ganzen Partitur z.B. für Streichquartett oder Orchester).
Ein Motiv ist i.d.R. ein lineares, d.h. ein melodisches Gebilde. Hier zählen normalerweise also nur (es gibt Ausnahmen) nebeneinander liegende Noten. Ein Motiv ist immer eine kurze, prägnante Einheit von nur wenigen Tönen. Gerade bei J. Haydn, Mozart und Beethoven ist das Motiv meist die kleinste melodische Sinneinheit (z.B. im ersten Satz von Beethovens 5. Symphonie: Das wichtigste Motiv in dieser Symphonie ist das bekannte "tatata-taaaa". Aus dieser "Zelle" werden die übrigen, nachfolgenden Gedanken gebildet. Das lyrische 2. Thema -das gegen Ende der 1. Minute nach dem Solohornsignal folgt- tritt dann als Kontrast hinzu).
In der Klassik und frühen Romantik hat ein Motiv oft einen Umfang von höchstens einem oder zwei Takten und tritt wiederholt in unterschiedlichen Gestalten auf, da es bei Motivik ja um Zusammenhang und um die Wiedererkennung geht. Oft wird ein Motiv nach seine ersten Vorstellung wiederholt oder leicht verändert gebracht.

Ein Sonderfall von Motiv als ein melodisches Gebilde ist das rhythmische Motiv. Hier haben die Komponisten viele Umgangsformen gefunden, beispielsweise eine rhythmische Struktur, die an Tonhönen, d.h. einen Melodieverlauf, gebunden ist oder eine, die davon ganz unabhängig ist. Dann gibt es auch rhythmische Motive, die vor allem als Begleitungen fungieren.

Streng genommen muss man in der Musik zwischen "Motiv" und "Modell" unterscheiden: Während "Motiv" eine komponierte Gestalt im Sinne eines selbständigen Einfalls ist, wäre "Modell" etwas von außen Kommendes wie z.B. eine normierte Struktur, die als solche vielfach gebraucht wurden. Vor allem rhythmische Modelle zählen hierzu: Viele Tänze, besonders in der Renaissance und im Barock basieren auf rhythmischen Modellen, die für diese Tanzform charakteristisch sind (wie z.B. das "hmm-ta-ta" im Walzer, andere Beispiele sind die Bourrée, die Sarabande u.v.a.).
Ob diese Unterscheidung aber jener Musiklehrer macht, kann ich freilich nicht wissen.

XXXXXX77 
Fragesteller
 18.03.2017, 12:43

Vielen lieben  Dank für die ausführliche Erklärung. 

Kann man anhand Vorzeichen oder Noten erkennen, ob ein Motiv nach oben oder unten streben oder hört man das nur? 

Auch ob sich eine Melodie spannt oder entspannt.....sieht man das anhand von Noten?

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baucolo  18.03.2017, 13:45
@XXXXXX77

Das aufwärts oder abwärts führen betrifft die Tonhöhe. Das erkennt man an den Noten (nicht den Vorzeichen, die nur einzelne Töne betreffen und mehr harmonische Dinge beschreiben). Wenn die "Knödel" nach oben führen, dann geht auch die Melodie hinauf. 

Musikalische Spannung ist ein komplizierteres Thema, das man nicht so leicht pauschalisieren kann, weil sie oft auch mit der Harmonieführung und der Phrasenbildung in größerer Perspektive zu tun hat. Hier hilft es viel, sich beim Hören auf das Gefühl zu verlassen.
Oft ist auch nur eine aufwärts führende Melodie, die dann auf höherer Tonhöhenposition eine Zwischenzäsur bringt, ein Spannungsaufbau, während das darauffolgende Herabsteigen zum Grundton fast immer ein Spannungsabbau ist. (Beispiele: "Alle meine Entchen" - Spannung auf "See", ab "Köpfchen" folgt die Entspannung und Rückführung zum Grundton; "Ein Vogel wollte Hochzeit machen": Spannung bis "Geschichte", zunehmende Entspannung im "Fidiralala").

Sehr häufig (z.B. bei Beethoven und Schubert) ist die erste Hälfte eines Themas ein Spannungsaufbau, der harmonisch in die "Dominante" (V. Stufe) führt. Ihr Ende aber führt in die Entspannung und zurück zur Grundtonart (Tonika = I. Stufe)... Musterbeispiele hierfür sind Melodien die nach sog. "Perioden" gebaut sind (z.B. "Guten Abend, gute Nacht" mit zwei Perioden: a) Beginn bis "Deck", b) ab "Morgen früh" bis Ende)

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der Lehrer scheint überhaupt nich in der Lage zu sein etwas zu erklären

Bei allem Respekt - aber es liegt nicht immer an den Lehrern.

Woran erkennt man z.B. bei einem Lied welche Akkorde sich aus übereinanderstehenden Noten ergeben?

Die übereinander stehenden Noten sind der Akkord. Du musst ihn nur noch benennen. Dazu muss man die Note natürlich erkennen / lesen können.

XXXXXX77 
Fragesteller
 17.03.2017, 12:43

In diesem Fall liegt es leider am Lehrer.....er teilt nur die Blätter aus und bespricht die Sachen nicht. In der letzten Klassenarbeit hatten über die Hälfte der Klasse 4ren oder 5en, sogar eine 6 war dabei. Das ist wirklich sehr schade!

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godlikegenius  17.03.2017, 12:49
@XXXXXX77

Das ist wirklich sehr schade!

Vor allem ist das sehr schade in so einem Fach, welches - im Gegensatz zu anderen Fächern - wirklich lebenslang von Vorteil sein kann. Musizieren zu können und Musik zu verstehen ist bis in das hohe Alter wichtig und beugt der Verblödung vor. Schlechte Musiklehrer sind ein Graus!

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