Woher kommen diese Dampfloktypischen Geräusche?

8 Antworten

Hallo Windmondkind

Jede Lok hat mindestens 2 Zylinder (es können auch 3 oder 4 sein). Wenn der Kolben durch den Dampfdruck nach vorne gedrückt wird dann wird der benützt Dampf im vorderen Teil des Zylinders über das Blasrohr in der Rauchkammer mit Schwung rausgedrückt, dadurch entsteht dieses Geräusch. Pro Radumdrehung kommt dieses Geräusch 4x. Rechter Zylinder vorne und hinten, linker Zylinder vorne und hinten. Je schneller sich die Räder drehen umso schneller kommen diese Geräusche hintereinander. Das Blasrohr in der Rauchkammer bewirkt einen Sog in der Feuerbüchse, durch diesen Sog wird das Feuer richtig angefacht.

Der Dampf ist nicht giftig (ist nur Wasserdampf) nur der Rauch ist schädlich

Gruß HobbyTfz

Woher ich das weiß:Hobby

Der Dampf ist derselbe Dampf, der aus Deinem kochenden Wassertopf kommt — nicht giftig. Und wenn Dampf entweicht, macht er nun mal Geräusche. Bei der Dampflok ist das dieses „Chochocho“.

Hallo Windmondkind,

Der sogenannte Auspuffschlag entsteht, wenn der Schieber kurz vor seiner Endlage ankommt, und den Restdruck des Dampfes aus der jeweiligen Zylinderkammer ablässt.

Da beim Anfahren die Bewegungen noch sehr langsam erfolgen, öffnet sich auch der Auslass langsam, und das Ausströmgeräusch ist nicht nur ein kurzer Ton, sondern ein kurzes Rauschen. Das passiert je nach Loktyp, mindestens 4 mal pro Radumdrehung.

Jeder Zylinder ist doppelt so wirkend, und an jeder Seite der Lok gibt es einen Zylinder. Doppelt wirkend bedeutet, beide Seiten eines Zylinders werden abwechselnd mit Dampf versorgt, der den Kolben dann abwechselnd vor- und rückwärts im Zylinder bewegt.

Über die Pleuelstange wird diese gerade Bewegung in eine Drehbewegung umgesetzt. Die Räder sind so an der Lok montiert, das die Stellung der Kurbelzapfen um 90° versetzt ist.

Das ist notwendig um aus jeder Radstellung heraus anfahren zu können. Nun gibt es aber auch 3 Zylinder Loks, und 4 Zylinder Loks. Drei Zylinder arbeiten noch genau wie die 2 Zylinder, nur dass 6 Auspuffschläge je Umdrehung erfolgen. 4 Zylinder sind dann sogenannt Verbund-Triebwerke, bei denen je zwei Zylinder so hintereinander liegen, dass der Abdampf der ersten Zylinder anschließend die etwas kleineren 2ten Zylinder antreiben. Das stellt einen hohen mechanischen Aufwand dar, und brachte nur wenig Vorteile. Deshalb gab es kaum Loks dieser Bauart. Weiter mit den Geräuschen, wird die Lok schneller, ist das Geräusch kürzer und schlagartiger.

Da der Dampf aber nicht wie ein Schuß den Zylinder verlassen kann, wird weniger Dampf in den Zylinder gelassen. Damit der Lokführer nicht selber jeden Zylinder von Hand füllen und leeren kann, wird dies von der Steuerung übernommen. Dieses "Spiel von mehreren Stangen und Hebeln lässt sich gut beobachten, wenn die Lok langsam rollt. Um Vorwärts- oder Rückwärts fahren zu können, muss dieses Zyklische Zusammenspiel der Arbeitskoben und Steuerkolben umkehrbar sein. Betätigt wird das mit dem Richtungswender, der auch Einfluss auf die Füllzeit in Abhängigkeit zur Fahrgeschwindigkeit nimmt. Je schneller die Lok fährt, um so weniger Zeit bleibt, um den Dampf wieder los zu werden.

Daher wird die Füllzeit verkürzt. Sonst würde der nicht entweichende Abdampf die Lok daran hindern, schnelle Geschwindigkeiten zu fahren. Diese Steuerung wurde nach ihrem Erfinder "Heusinger" benannt, und bei eigentlich allen europäischen Serien-Dampfloks eingebaut. Das Funktionsprinzip ist hier gut zu erkennen.

http://www.ifg.tu-clausthal.de/java/heus/heus_how-d.html

Übrigens ist das Geräusch ja verwandt mit dem Auspuffgeräusch von Autos. Nur da geht alles schneller und daher weniger Rauschen.

Elvisnator wünscht dir einen wunderschönen Start in den Sonntag und grüßt dich sehr herzlich aus Niederösterreich, pass auf dich auf, bleib gesund, halte dich so viel wie möglich im Schatten auf, und trinke auch viel Wasser! 😉👍🥵💧


cas65  20.06.2021, 06:47

Sehr gut erklärt.

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Giovanni47  20.06.2021, 07:20

Super Beitrag, auch ich habe noch einiges gelernt. Ich habe In Österreich den Dampfbetrieb im Raum Hieflau mit dem Erzberg und von Graz nach Spielfeld noch persönlich erlebt.

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überdruckventile ...

und Wasserdampf ist im allgemeinen nicht giftig. Doch alte Dampflocks werden mit Kohle angeheizt, und deren Verbrennungsgase sind alles andere als gesund


rockthekrokodil  08.07.2021, 21:51

freut mich, dass wir dir helfen konnten.

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Hast Du mal das Ventil in einem Dampfdruckkochtopf oder die Pfeife in einem Teekessel gehört?

Das ist das Gleiche. Eine Dampfmaschine baut durch Erhitzen einer Flüssigkeit einen Überdruck auf. Denn Gasförmig haben Stoffe einen größeres Volumen als flüssig und damit steigt der Druck. Dieser Druck wird dann in einen Zylinder geleitet, wo er einen Kolben schiebt. Damit der Kolben aber nach dem Totpunkt wieder zurück kann, musst Du den Druck aus dem Zylinder ablassen. Und dieses Ablassen ist das Chooo. Und um so schneller die Maschine sich dreht, um so schneller folgen die Chooos. Was bei Betriebsdrehzahl dann das Chochochocho wird.