wo liegen die ursprünge im judenhass?

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Die Verwendung des Begriffes Antisemitismus für Judenfeindlichkeit ist in sofern falsch, als dass er allgemeine Feindlichkeit gegenüber semitischen Völkern suggeriert. Nachdem aber Ägypter, Araber, Syrer u.v.m. auch zu den Semiten gehören und viele von ihnen judenfeindlich eingestellt sind, ist es ein Widerspruch in sich. Aber um nicht zu verwirren und aufgrund der ohnehin starken Etablierung, behalte ich die Verwendung des Wortes Antisemitismus als Synonym für Judenfeindlichkeit bei.

Vier Dinge waren in der Geschichte Grundauslöser für Antisemitismus. Den Anfang machte die Tatsache, dass die Juden in der Antike die Vielgötterei (Polytheismus) ablehnten und stattdessen nur einen Gott (Monotheismus) als Schöpfer der Welt akzeptierten. Das führte zu Spannungen zwischen den Völkern und schließlich zum jüdischen Krieg während der römischen Kaiserzeit. Den Mammutanteil am Antisemitismus ist der Kirche zuzusprechen. Beginnend mit den Anfängen des Christentums, erstreckte sich der Hass gegen die Juden bis ins zwanzigste Jahrhundert, wobei das Mittelalter mit der Verbreitung des Neuen Testaments und den darin enthaltenen judenfeindlichen Textpassagen, dem Judenhass eines Martin Luther, sowie der Einteilung der Juden als Rasse, den Höhepunkt darstellte. Als dritter Grundauslöser müssen die gefälschten „Protokolle der Weisen von Zion“ erwähnt werden, welche Anfang des 20. Jahrhunderts, als geheime Dokumente, eine Weltverschwörung der Juden belegen sollten. Auch die Juden selbst müssen sich eine Teilschuld mit eingestehen. Zum einen aufgrund der Vermessenheit, sich als das von Gott auserwählte Volk zu bezeichnen, also die vorgebliche Überlegenheit ihrer religiösen Kultur, und zum anderen aufgrund ihrer Anpassungsverweigerung und Absonderung in Zeiten, in denen die Kirche noch im Aufstieg war. Der Holocaust im Dritten Reich ist das Ergebnis christlicher Hetzpropaganda der Bibel, dem aufkeimenden Rassismus des späten 19. Jahrhunderts und einer daraus entstandenen politischen Ideologie, der Schwächung des Deutschen Reiches durch den verloren gegangenen 1. Weltkrieg, sowie der Weltwirtschaftskrise. Man brauchte einen Schuldigen und den fand man wieder einmal im Juden. Der gottesfürchtige und bibeltreue A.dolf H.itler, sah sich selbst als Messias, welcher die Prophezeiungen des Neuen Testaments im Namen Gottes und der Unterstützung der Kirchen erfüllen wollte.

„Denn ihr seid Nachfolger geworden, liebe Brüder, der Gemeinden Gottes in Judäa in Christo Jesu, weil ihr eben dasselbe erlitten habt von euren Blutsfreunden, was jene von den Juden, welche auch den HERRN Jesus getötet haben und ihre eigenen Propheten und haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen zuwider, wehren uns, zu predigen den Heiden, damit sie selig würden, auf daß sie ihre Sünden erfüllen allewege; denn der Zorn ist schon über sie gekommen zum Ende hin.“ –Thessalonicher 2, 14-16 (Lutherbibel 1912)

Auch bis ins 21. Jahrhundert hält sich der Antisemitismus hartnäckig. Hauptursachen sind Geschichtsrevisionismus, der andauernde Nahostkonflikt, gewisse Strömungen des Islamismus, sowie die nach wie vor bestehende Ideologie des Nationalsozialismus. Ein besonderer Punkt, welcher ebenfalls Nährboden für Antisemitismus sein kann, wäre die nachhaltige historische Verantwortung, welche aus den Verbrechen des Dritten Reiches resultiert. Selbst für mich ist es nicht nachvollziehbar, wie man einer Nation etwas bis in die mittlerweile 4. Generation nachtragen kann. (zum besseren Verständnis: Wenn beispielsweise mein Nachbar meine Frau getötet hätte, kann ich nicht nach 40 Jahren des Nachbars Enkelkinder dafür immer noch verantwortlich machen, nur weil der Nachbar inzwischen tot ist.) Die Hauptschuld dieser - ich nenn sie einfach mal - ‚Verantwortungsverschleppung’, trägt unsere Bundesregierung mit Ihrer Politik, weil sie nichts dagegen unternimmt. Die Kontroverse wird im Gegenteil sogar noch weiter angeheizt, in dem man im Fernsehen einen israelischen Politiker sagen hört: „Deutsch ist die Sprache der Nationalsozialisten.“, und kurz darauf einen anwesenden hochrangigen deutschen Politiker auf dem Bildschirm sieht, welcher diese Aussage mit Beifall sogar noch unterstützt. Es gibt nicht den geringsten Grund bzw. die geringste Veranlassung den nationalsozialistischen Teil der deutschen Geschichte zu verherrlichen. Eine Vertretung nationalsozialistischen Gedankenguts hat gänzlich nichts mit nationalem oder patriotischem Denken zu tun. Wir dürfen uns vor unserer Vergangenheit weder verstecken, noch sie verleumden, verfälschen oder bekämpfen. Aber uns Deutsche an jene 12 Jahre messen zu lassen, ist Hochverrat am eigenen Volk und der eigenen Kultur.

Das vorangegangene Beispiel übrigens hat nichts mit „Sekundärem Antisemitismus“ zu tun, bei dem es um Verschiebung der Opfer-Täter-Koordinaten geht.

TheFirst  31.08.2009, 01:10

Toll dargestellt. Verrätst du mir auf welchen Vorfall im Fernsehen du da anspielst?

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PlaysWithWolves  31.08.2009, 22:30
@TheFirst

Ich habe bereits des Öfteren versucht, einen Artikel darüber oder ein Video auf YouTube zu finden, leider ohne Erfolg (möglicherweise zensiert). Ich weiß nur, dass es während einer Rede vor der Knesset war. Bei dem deutschen Politiker habe ich eine Vermutung, kann sie aber nicht äußern, denn das wäre u.U. Verleumdung, sollte ich mit meiner Vermutung falsch liegen. Es gibt regelmäßig einen Eklat um die deutsche Sprache, wenn ein deutscher Politiker vor der Knesset sprechen soll. Etwas habe ich im Netz gefunden: http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E7C585A3FCE4D445BAF3A0AED4005F6F1~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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Sturmwolke  18.11.2009, 19:58

Gute Darstellung - aber bei einem Satz muß ich Dir doch widersprechen:
> Der Holocaust im Dritten Reich ist das Ergebnis christlicher Hetzpropaganda der Bibel
Im dritten Reich hat nicht die Bibel gehetzt, sondern der Nationalsozialismus. Auch daß Hit.ler das Konkordat mit dem Papst geschlossen hat, ist nicht die "Schuld" der Bibel.
Im neuen Testament steht nämlich eindeutig als Gebot für Christen
"Liebet Eure Feinde" ,Matth.5:44

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Juden waren im frühen Mittelalter sehr gut integriert: Es gibt gute chroniken und Darstellungen: Juden waren Handwerker, Bauern und durften wie Ritter sogar Waffen tragen.

Der Bruch hat 2 miteinander verwobenen Gründe: die vollendete Christianisierung und das Durchsetzen des Feudalsystems. Juden - als Fremdgläubige gab man keinen Platz im feudalistischen Produktionssystem: Nicht als Bauern oder HAndwerker! Ihnen blieb nur der Handel.

Ein Aspekt darf man nicht vergessen: die Sozialpsychologische Komponente. Die Stämme auf dem Gebiet des heutigen Dschlands, damals neu als HErzogtümer hatten zwar keine rassischen oder nationalen Vorbehalte gegen über anderen Völkern (sie sahen sich ja selbst nicht als Volk! Das sind erfindungen des 19. u 20 Jh.) ) aber: das neue integrative Band vom kleinsten Dorfbewohner bis zu den HErrschern war die Gemeinschaft als römische Christen! Und Juden standen da schlicht außerhalb: Stellt euch einfach vor: Auf dem LAnd traf sich die ganze Gemeinde Sonntag vormittag in einer kleinen Kirche (holz oder Feldstein) Vorn saß die Gutsherrenfamlie,dahinter die Bauern, ganz hinten die ganz Armen: aber es fehlten die jüdischen Nachbarn. Die feierten woanders und an einem anderen Tag und dann feierten sie auch noch einen vermeidlich anderen Gott (obwohl Jesus das anders gesehen hätte) - da kam: Mißtrauen, Unmut, VErdacht auf! Ein ganz menschlicher Mechanismus - sozialpsychologisch gut erforscht! Und wenn dann noch ein Kind in Fluss fiel und vom Fluss weggetragen wurde... Dann kamen die Gerüchte: Wer weiß, was die Juden zu ihren Gottesdiensten treiben... Kinder Opfern? ..... usw.!

Die Einstellung hat sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt, da sich besonders die Orthodoxen Juden von der allgemeinen Gesellschaft ausgrenzen und Teilweise aufgrund der Bibel Juden für den Tod Christi verantwortlich gemacht wurden. Aufgrund dessen war es dann in einigen Ländern den Juden untersagt, zu arbeiten. Aufgrund dessen entwickelte es sich, dass sich viele Juden zwangsläufig auf das Verleihen von Geld als Einnahmequelle spezialisierten. Über die Jahrhunderte hat sich das zu einem der lukrativsten Geldquellen überhaupt entwickelt, was natürlich den nicht ganz unberechtigten Neid der armen Bevölkerung auf sich gezogen hat. Spitze dieses Neids war im Prinzip als die von den Siegermächten durch scharfe reparationen gebeutelte Bevölkerung Deutschlands auf grund Ihrer schlechten Lebensumstände gegen die wohlhabende Bevölkerungsschicht rebelliert hat (unter Führung von dem, dessen Name hier nicht geschrieben werden darf) Die Juden waren hier dann im Prinzip das perfekte Opferlamm, da die Juden in Deutschland nicht unerheblich wenig Vermögen besaßen.

salzundlicht  27.08.2009, 19:36

Schön erklärt! DH!

Dazu nur noch eins: Nicht nur die Deutschen mochten die Juden nicht, sondern in ganz Europa war der Hass gegen sie verbreitet. Ich möchte hier nicht hetzen, aber die Allierten begannen erst zu handeln, als es ihnen selbst an den Kragen ging. Als Nazi Deutschland mit der braunen Sau an der Spitze nur die Juden bekämpften, tat niemand etwas. Seit 1920 hörte die Welt, was dieser Irre vor hat mit den Juden und keiner reagierte. Erst als auch ihnen Krieg erklärt wurde, begannen sie zu kämpfen, mit wichtigstem Grund laut verkündet: Die Juden werden von den Nazis grausam gemordet!

Aber selbst nach dem Krieg, versenkten die Engländer ein Schiff voller KZ geplagten Israeliten die nach Israel wollten. Das Öl der Araber und ihre Forderungen gegen die Juden waren wichtiger, als das Leben dieser armen und geplagten Israelis.

Shalom Freunde

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Wie ich die Juden erlebte.

Hier meine Meinung, was zur Entstehung der Judenfeindlichkeit beigetragen hat.

Unsere Großeltern und Urgroßeltern können/konnten sich noch gut daran erinnern, dass vor dem 2. Weltkrieg weltweit ein Großteil des Kapitals in Händen von Juden war.

In den Großstädten waren fast alle Kaufhäuser, zahlreiche gutgehende Geschäfte, Banken, Nachtlokale, Spielbanken, Bordelle und viele andere lukrative Unternehmen in jüdischen Händen. Ganze Einkaufsstraßen gehörten den Juden. In den Bahnhofsvierteln aller Großstädte gab es massenhaft jüdische Second-Hand-Läden, in denen Waren zu unverschämt hohen Wucherpreisen feilgeboten wurden. (Daher kommen auch die alten Redensarten wie z. B.: ... „das ist ja eine Jude“ (oft auch scherzhaft gemeint, wenn jemand einen überteuerten Preis für etwas verlangt)

Wollte man in so einem Second-Hand-Laden jedoch eine gut erhaltene Kamera, ein Fernglas etc. nicht kaufen sondern verkaufen, dann bekam man dafür aber kaum etwas.

Wenn man bei gut florierenden Unternehmen mit nichtjüdischem Namen einen Blick hinter die Kulissen warf, stellte sich häufig heraus, dass der Eigentümer Jude war. Bei Unternehmen, die satte Gewinne machten konnte man fast darauf wetten.

Ein Großteil der Juden waren schon immer exzellente Kauf- und Geschäftsleute. Im Geschäftsleben sind sie unemotionell, kühl, sachlich, klug, clever, berechnend, taktisch vorgehend, geschickt, gewandt, diplomatisch, und wenn viel Geld in Aussicht steht meist auch sehr freundlich. Viele davon sind aber auch listig, hart und skrupellos.

Aufgrund der Judenverfolgung im Dritten Reich hat ein Großteil der Deutschen, hauptsächlich der Älteren, noch heute Schuldgefühle und deshalb einen übertrieben Wiedergutmachungswillen. Letzterer führte dazu, dass Juden in Deutschland alle Freiheiten der Welt haben. Sie können sich sehr viel erlauben ohne dafür rechtlich belangt zu werden. Denn kein Staatsanwalt oder Richter würde es wagen, einem Juden etwas anhaben zu wollen, aus Angst er könnte als Antisemit angesehen werden. Das wissen die Juden und sehr viele davon nutzen dieses Privileg aus, insbesondere jüdische Rechtsanwälte, wie allg. bekannt ist. Auch dadurch hat in Deutschland die Judenfeindlichkeit wieder zugenommen.

Genau weiss ich es auch nicht, aber ich meine mich zu erinnern, dass es was damit zu tuen hat, dass die Juden nie bzw. sehr selten handwerkliche arbeiten verichteten und reich waren, was bei den "Arbeitern" einen Groll hegte. Dadurch wurden sie dann zu einer unbeliebten Gruppe, was sich halt hochschaukelte und sie den Kopf für viele Sachen hinhalten mussten... hoffe das ist soweit richtig =)

haugar  27.08.2009, 17:36

Und das lag eben daran, dass es ihnen erlaubt war, durch Zinsen mit Geld Geld zu verdienen, siehe oben.

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Feenwald  27.08.2009, 22:35
@haugar

und das es ihnen teilweise verboten wurde handwerkliche tätigkeiten zu verrichten. dh es blieb ihnen überhaupt nichts anderes übrig als mit den zinsen etc zu handeln

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Strugazki  28.08.2009, 11:36
@Feenwald

Richtig.Sozusagen bestand für etliche Bereiche der Wirtschaft schon eine Art Berufsverbot und das Geldgeschäft war eben Eines ihrer wenigen Betätigungsfelder...

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