Wo findet man in unserer Gesellschaft noch authentische Überbleibsel der germanischen Kultur vor der Christianisierung?

10 Antworten

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Vermutlich beim Perchtenlaufen im alpenländischen Kulturraum oder in verschiedenen Fasnetsbräuchen vor allem im Alemannischen, beispielsweise beim Baseler Morgestraich. Auch das Klausentreiben im Allgäu dürfte in diese Kategorie fallen. Selbst das beliebte Sonnwendfeuer ist eine vorchristliche Erfindung, hat aber nicht primär was mit germanischer Kultur zu tun, sondern dürfte auch bei den Kelten bekannt gewesen sein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Percht

https://de.wikipedia.org/wiki/Morgestraich

https://de.wikipedia.org/wiki/Klausentreiben

BerwinEnzemann 
Fragesteller
 10.08.2020, 15:28

Sehr gute Beispiele. Sowohl die Perchten als auch die allemannische Fasnet durfte ich schon persönlich kennenlernen.

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Alte Namen, alte Bräuche, alter Aberglaube. Die meisten wissen gar nicht woher das alles kommt.

Namen: Jeder Name, der mit Irm... oder Ing... anfängt, kommt aus der Zeit vor dem Christentum. Denn das waren Götter der Germanen (Irmin und Ingvio). Im Norden auch noch andere wie Jördis, Astrid, Frigga, usw. Auch andere alte Namen die alt- germanischen Ursprung haben, wie Karl, Hartmut, Wilhelm. Auch Emmerich, der sich auf der ganzen Welt in abgewandelter Form verbreitet hat.

Dazu kommen die Namen der Wochentage, alle germanischen Ursprungs.

alte Bräuche: Der Weihnachtsbaum und die Ostereier. Auch das Weihnachtsfest ist ursprünglich ein germanisches Fest der Wintersonnenwende. Und Weihnachten wurde von Karl dem Großen dort nur hingelegt, damit die Germanen auf dieses Fest nicht verzichten brauchen.

alter Aberglaube: Zu Weihnachten darf keine Wäsche auf der Leine hängen. Da zur Wintersonnenwende Wotan um die Häuser reitet, darf draußen keine Wäscheleine und Wäsche sein. Wenn er sich im Dunkeln darin verfängt, verflucht er dieses Haus und jemand stirbt oder es gibt anderes Unheil.

Dahika  10.08.2020, 19:22

Der Weihnachtsbaum

Der Weihnachtsbaum ist noch nicht so alt. Höchstens 200 Jahre, eher weniger.

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Überbleibsel germanischen Kulturgutes in Deutschland gibt es kaum, von vor der Zeitenwende ist mir überhaupt nichts bekannt.

Lediglich im BGB finden sich Anlehnungen an das sogenannte "deutsche Recht", das sich neben dem "römischen Recht" in unsere Rechtskultur gemogelt hat (das sind aber eher abstrakte Wurzeln wie z.B. der Unterschied zwischen Besitz und Eigentum); allerdings wurde das auch erst eine gute Ecke nach Christi Geburt codifiziert (auf Latein, weil es eben keine germanische Schriftsprache gab).

Ansonsten gibt es Vermutungen, dass ein Teil alter Bräuche germanische Wurzeln hat, was aber von den meisten Geschichtsforschern stark bezweifelt wird bzw. als ununterscheidbar von ursprünglich keltischem Brauchtum gilt.

Man muss sich vor Augen halten, dass es niemals ein ethnisch homogenes Germanien gab und die zum Teil sozio-kulturell sehr unterschiedlich aufgestellten Stämme und Sippen haben erst unter dem Einfluß Roms und besonders des gallo-römischen Teil des Imperiums eine gewisse Vereinheitlichung erfahren.

Selbst die Ausbreitung germanischer Sippen von Nordwesten erfolgte recht langsam und unter starker Vermischung mit indigenen Sippen (Kelten), so dass nur schwer zwischen originär germanischem & keltischem Kulturgut unterschieden werden kann (insbesondere, weil die einzige Kultur in dieser Gegend mit einer Schriftsprache und historischen Überlieferungen wenig Unterschiede machte).

Genkartierungen zeigen das auch recht hübsch mit beinahe gleichen Verteilung keltischer und germanischer Haplotypen dazu ein guter Schuss slawischer und amüsanterweise bis zu 10% jüdischer Gene (die Ethnie, nicht die Religion).

Selbst die germanischen Eroberungen und die Landnahme im Imperium führte eher zu einer kulturellen Übernahme gallo-römischer Kulturelemente und außer der Sprachwurzel hat sich wenig Germanisches durchgesetzt. Aber auch das sind Ereignisse und Abläufe die in den ersten Jahrhunderten nach der Zeitenwende und besonders nach der Völkerwanderung im 4./5. Jahrhundert n.C. stattfanden.

Die kulturelle Überlagerung wurde auch durch Latein als Kirchen-, Kultur- und Schriftsprache gefördert. Selbst die deutschen Wochentagsnamen sind keine germanische Wortschöpfung, sondern Entlehnungen aus den lateinischen Namen (indem man die lateinischen Originale übersetzte und die passenden lokalen Götternamen einsetzte).

Das heutige "Weihnachten" kommt vom heidnischen Brauch am 25.Dezember,

den Winter mit Kerzen an Bäumen zu vertreiben.

"Ostern" verkörpert die Anbetung der Fruchtbarkeitsgöttin Ostera (Astarte), zu deren Ehre Babys geschlachtet

und mit deren Blut Eier bemalt wurden, welche man versteckte, damit kleine Kinder diese finden sollten.

Genug "germanische Kultur" (Offb.12,9), die sich "bewahrte" (Offb.17,1-6) ??

Woher ich das weiß:Recherche
BerwinEnzemann 
Fragesteller
 10.08.2020, 22:25

Wie praktisch das Jesus gerade zu diesen Festen Geburtstag hatte bzw. gekreuzigt wurde.

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