Wie wichtig sind Hadithe für Muslime?

7 Antworten

Wie wichtig sind Hadithe für Muslime?

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Neben dem Koran sind Hadithe die 2. Rechtsquelle im Islam. Sie stehen teilweise sogar höher als der Koran.

Schau welche Strafe der Koran bei Ehebruch vorschreibt, schau was Mohammed in seiner Sunna befiehlt - und dann schau, welches von beiden in der islamischen Welt und in Fatwas von diesen beiden umgesetzt wird.

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Muslime sind sich nahezu allesamt einig, dass es Pflicht ist, die Sunna des Propheten zu befolgen, da vieles gar nicht im Koran steht. Die "5 Säulen des Islam" werden nicht im Koran als solche definiert, das kommt aus der Sunna. Oder wie genau das Gebet durchzuführen ist. Und vieles mehr.

Aber:

Was aus der Sunna authentisch ist und was nicht, darüber herrscht im Islam Uneinigkeit.

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Du hast Bukhari und Muslim angesprochen.

Für Schiiten sind diese Sammlungen pauschal erstmal nicht viel wert, einer der Gründe ist dass in deren Überlieferungsketten "Feinde von Ali" vorkommen. Allgemein hört man von Schiiten desöfteren, dass Sunniten sich viele Hadithe nur ausgedacht haben. Darum beten Schiiten zwar alle 5 Gebete, aber zusammengefasst zu 3 Gebetszeiten, da im Koran nur 3 Gebetszeiten stehen und das 5x Gebet pro Tag aus der sunnitischen Sunna stammt.

Für Sunniten hingegen sind Bukhari und Muslim die beiden vertrauenswürdigsten Sammlungen die sie haben. Aber auch von denen werden (zumindest hierzulande) Hadithe daraus abgelehnt. Z.B. befiehlt Mohammed, dass Muslime töten sollen, wer den Islam verlässt. In vielen islamischen Ländern wird das auch umgesetzt, Fatwas (islamische Rechtsgutachten) bestätigen diesen Teil der Sunna. Aber hierzulande liest man von Sunniten öfters, dass man nicht töten dürfe, dass es keine Todesstrafe gibt, dass diese Hadithe in Bukhari und Muslim nicht stimmen würden.

Also selbst innerhalb der Gruppierungen besteht keine Einigkeit, was davon authentisch ist. Selbst wenn es in deren vertrauenswürdigsten Sammlungen als "authentisch" überliefert wird.

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In Bukhari und Muslim, den beiden vertrauenswürdigsten Sammlungen die sie haben, wurde alles als SAHIH eingestuft.

Daher auch der Name: Sahih al-Bukhari und Sahih Muslim (sahih = gesund/authentisch).

Aber es gibt natürlich noch andere Sammlungen, auf die Muslime sich stützen.

Hadithe können von den Sammlern - und auch von späteren Gelehrten - als Sahih (gesund/authentisch) oder Hasan (Schön/Zuverlässig) oder Daif (Schwach) eingestuft werden.

Hasan ist dabei immernoch eine authentische Einstufung, aber nicht so stark überliefert wie Sahih.

Daif ist zwar schwach, wird aber immernoch als echt angenommen, steht aber bei Widersprüchen zwischen Hadithen dann hinten an. Erfundene Hadithe wollte wohl keiner Sammeln, erfundene und falsche Hadithe haben ebenfalls eine eigene Einstufung, den Namen davon vergesse ich aber jedesmal 🤔

In manchen Sammlungen kommen die Sammler jedoch zu unterschiedlichen Einstufungen. Ist ein Hadith in einer Sammlung Sahih, kann er in einer anderen z.B. Hasan sein.

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Aber wie kamen die beiden Sammler Bukhari und sein Schüler Muslim zu ihrer Sahih-Einstufung, woran entschieden sie was in ihre Sammlung kommt?

Sie schauten

- ob die Hadithe dem Koran widersprechen

- ob die Überlieferer sich überhaupt treffen konnten (sie zur selben Zeit lebten)

- ob die Überlieferer im Ruf standen die Wahrheit zu sprechen oder doch eher als Lügner galten

- ob die Überlieferer auch widersprechende Überlieferungen erzählten

- ob die Überlieferer im Ruf standen, streng gläubig zu sein

- uvm

Mayahuel  24.06.2022, 12:14
erfundene und falsche Hadithe haben ebenfalls eine eigene Einstufung, den Namen davon vergesse ich aber jedesmal

Hm ...

The fabricated hadiths can be divided into two categories:
1. Intentionally fabricated hadith, which is called hadith mawdu` (invented or fabricated hadith), and
2. Unintentionally fabricated hadith, which is referred to as hadith batil (invalid hadith).

https://islamonline.net/en/fabricated-hadiths-1-2/

Böse Zungen behaupten, alle Ahadith sind fabricated ... 👀

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verreisterNutzer  24.06.2022, 12:37
@Mayahuel

Von diesen Sahih-Überlieferungen von den Sunniten ist viel erfunden. Allgemein ist doch bekannt, dass die Kalifen schnell gemerkt haben, dass sie das Volk unter Kontrolle halten können, wenn es die passenden Überlieferungen gibt.

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Laut Koran hatte Mohammed das Recht, Dinge für erlaubt oder verboten zu erklären:

Dass der Prophet (s.a.w.s.) einige Dinge erlaubte und andere verbot, geschah nach dem Willen Allahs des Erhabenen. Im Edlen Quran heißt es dazu:
"Er (der Prophet) gebietet ihnen das Rechte und verbietet ihnen das Unrechte, und erlaubt ihnen das Gute und verwehrt ihnen das Schlechte."

Quelle: Halal und Haram von Hasip Asutay, Seite 18.

Demzufolge müssen Muslime die Überlieferung beachten, zumindest wenn es authentische Hadithe sind.

Die Primärquelle im Islam ist der Koran. Die Sekundärquelle sehr die authentische Sahih-Ahadith. Die bekanntesten sind Muslim und Bukhari. Aber es gibt auch noch andere sahih Ahadith.

Ich weiß es nicht genau, ob es einen aus dem Islam wirft, wenn man diese ablehnt. In Ordnung ist das auf gar keinen Fall. Im Koran verlangt Gott ja, dass wir dem Propheten folgen sollen, weil er das beste Beispiel für uns ist und das er den Koran erklärt. Da steht geschrieben, sinngemäß: Wer dem Propheten gehorcht, hat auch Allah gehorcht.

Und wie kann man ihm folgen? Wir kennenl lebten nicht mit ihm zusammen. Wir müssen von den nehmen, was der Prophet überliefert hat.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid

Verschiedene Muslime halten verschiedene Ahadith für Sahīh, Hasan oder Daʿīf.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hadith#Nach_Authentizit%C3%A4t

Auch haben Schia andere Ahadith-Sammlungen als Sunni:

https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_hadith_books

Manche Muslime lehnen alle Ahadith ab:

Der Koranismus (arabisch القرآنيون, DMG al-Qurʾāniyyūn) ist eine Strömung im Islam, deren Anhänger den Koran als Quelle des Glaubens ansehen und Hadithe als theologische und rechtliche Quelle neben dem Koran ablehnen.
Koranisten (arabisch أهل القرآن, DMG Ahl al-Qurʾān) glauben, dass Gottes Botschaft im Koran klar und vollständig ist, und dass sie daher vollständig verstanden werden kann, ohne auf Hadithe Bezug zu nehmen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Koreanistik

ist man auch dann Muslim wenn man diese Hadithe ablehnt?

Kommt drauf an, welchen Muslim man fragt.

Gläubige sprechen sich gerne gegenseitig den (wahren) Glauben ab.

Die Sunna des Propheten ist die zweite Quelle der islamischen Shari'ah. Die Offenbarung kam mit der Sunna auf den Propheten (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) herab, so wie sie mit dem Koran auf ihn herabkam. Der Beweis dafür sind die Worte Allahs, möge Er erhaben sein (Interpretation der Bedeutung):

"und er redet nicht aus (eigener) Neigung. Es ist nur eine Offenbarung, die eingegeben wird." [an-Najm 53:3-4]. 

Allah, möge Er erhaben sein, hat den Gläubigen die völlige Unterwerfung unter die Worte des Propheten (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) und seine Hadithe und Urteile auferlegt, und zwar in dem Maße, dass Er, möge Er verherrlicht sein, bei Seinem göttlichen Selbst geschworen hat, dass derjenige, der die Worte des Propheten (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) hört und sie dann ablehnt und nicht annimmt, mit dem Glauben überhaupt nichts zu tun hat. Er, möge Er verherrlicht und erhaben sein, sagte (Auslegung der Bedeutung):

"Doch nein, bei deinem Herrn; sie sind nicht eher Gläubige, bis sie dich zum Richter über alles machen, was zwischen ihnen strittig ist, und dann in ihren Herzen keine Bedenken gegen deine Entscheidung finden und sich voller Ergebung fügen." [an-Nisa' 4:65]. 

Daher herrschte unter den Gelehrten Einigkeit darüber, dass derjenige, der leugnet, dass die Sunna generell einen Shar'i-Beweis darstellt, oder der einen Hadith des Propheten (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) ablehnt, obwohl er weiß, dass es sich um die Worte des Propheten (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) handelt, ein Ungläubiger ist, der nicht einmal die niedrigste Stufe des Islam und der Unterwerfung gegenüber Allah und Seinem Gesandten erreicht hat. 

Imam Is-haaq ibn Raahawayh (möge Allah ihm gnädig sein) sagte:

Wer einen Bericht des Gesandten Allahs (Allahs Segen und Friede seien auf ihm) hört, den er als stichhaltig annimmt, und ihn dann ablehnt, und zwar nicht aus Verstellung (wenn er aufgrund einer Drohung keine andere Wahl hat), ist ein Ungläubiger.

As-Suyooti (möge Allah ihm gnädig sein) sagte: 

Ihr solltet verstehen, möge Allah euch gnädig sein, dass derjenige, der leugnet, dass der Hadith des Propheten (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) einen Shar'i-Beweis darstellt - ob er nun einen Bericht leugnet, der von etwas spricht, das der Prophet (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) gesagt oder getan hat, wenn dieser Hadith die in usool al-hadith festgelegten Bedingungen erfüllt - hat einen Akt des Unglaubens begangen, der ihn über die Grenzen des Islams hinausführt, und er wird (am Tag der Auferstehung) mit den Juden und Christen versammelt werden, oder mit wem auch immer Allah von den ungläubigen Gruppen will. Miftaah al-Jannah fi'l-Ihtijaaj bi's-Sunnah (S. 14) 

Al-'Allaamah Ibn al-Wazeer (möge Allah ihm gnädig sein) sagte:

Wenn man den Hadith des Gesandten Allahs (Allahs Segen und Frieden seien auf ihm) ablehnt, obwohl man weiß, dass es sein Hadith ist, dann ist das unverhohlener Unglaube. Al-'Awaasim wa'l-Qawaasim (2/274) 

Es heißt in der Fataawa al-Lajnah ad-Daa'imah: 

Wer leugnet, dass wir die Sunna befolgen sollen, ist ein Ungläubiger, denn er drückt damit Unglauben an Allah und Seinen Gesandten aus und lehnt den Konsens der Muslime ab. Fataawa al-Lajnah ad-Daa'imah (Bd. 2, 3/194) 
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Auf der Suche nach Islamphobisten. Ahlus Sunnah wal Jama'ah