Wird der Mund eines verstorbenen wirklich zugenäht?

5 Antworten

Hallo,

Deine Frage läßt sich - wie die meisten - nicht rigoros mit "ja" oder "nein" beantworten.

Einiges richtige ist hier schon gesagt worden hinsichtlich der Ästhetik und einer möglichen Abschiednahme am offenen Sarg.

Der letzte Eindruck, das letzte Bild, was man von einer/m Verstorbenen hat, scheint sich geradezu "auf der Netzhaut" (oder besser - im Gedächtnis) "einzubrennen".

Also soll die Person möglichst friedlich und natürlich wirken.

Dazu gehört, daß der Mund nicht klaffend offen steht.

Und ja - im Rahmen der thanatopraktischen Maßnahmen wird dann auch hierzulande mit (Spezial-)Nadel und Faden gearbeitet.

Wenn Du mal mit der Zunge vor Deine oberen Schneidezähne gehst, bemerkst Du dort ein Hautbändchen in der Mitte. Dort durch und durch den Gaumenbereich des Unterkiefers wird ein Faden gezogen und im Mund (also unsichtbar für Menschen, die Abschied nehmen) verknotet. Das wird nicht "fest gezurrt", sondern nur so hergerichtet, daß es möglichst natürlich aussieht.

Meistens wird diese Technik aber nur bei Erdbestattungen oder einer Trauerfeier mit dem Sarg VOR einer Einäscherung angewandt - weil in den Fällen eine, manchmal auch spontan gewünschte, Abschiednahme am offenen Sarg möglich ist.

Es handelt sich hierbei um eine von vielen thanatopraktischen Maßnahmen, die nur ein Ziel haben - die Angehörigen sollen sich nicht erschrecken und ihre/n Verstorbene/n auch nicht mit einem belastenden Eindruck in Erinnerung behalten.

Ich hoffe, die detailgetreue Schilderung hat Dich nicht schockiert - das hätte ich nicht gewollt! Aber ich denke, worüber man Bescheid weiß, verliert "seinen Schrecken".

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Grüß Dich sirin20!

Das stimmt nicht, es wird nur die Kinnlade hochgebunden. Das lernt schon jede Krankenschwester bzw. Krankenpfleger. Denn nach dem Tod tritt eine Muskelsteife ein und der Mund würde offen stehenbleiben. Das wird beim letzten Anblick durch Angehörige als unzumutbar angesehen. Die Binde wird nach Eintreten der Steife wieder abgenommen.

Herzlichen Gruß

Rüdiger

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Wissenschaftliches Buchstudium und eigene Erfahrung
vonGizycki  10.12.2019, 09:33

Nachtrag:

Ich weiß das weil ich Fachkrankenpfleger bin.

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19Uhr30  11.12.2019, 18:45
@vonGizycki

Und als Bestatter weiß ich, dass Du mir damit die Arbeit nicht unbedingt erleichterst. Um sicher zu gehen, dass es zu keinem Ausfluss aus dem Magen kommt, muss ich nämlich den Rachen tamponieren. Und eine ordentliche Desinfektion des Mundraumes hilft auch gegen unangenehme Gerüche...

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Es ist so, dass Menschen meistens mit offenen Mündern und Augen versterben. Dank der eintretenden Leichenstarre bleibt das dann auch in diesem Zustand, wenn man nicht gegenarbeitet.

Das ist oftmals sehr gruselig, unästehtisch und einfach gar nicht friedlich, wie man es sich wünscht.

Früher gab es dazu viele Techniken, wie man einen Toten aufzubahren hat und wie man ein schönes Aussehen gewährleistet. Dabei wurde auch Nadel und Faden eingesetzt. Es gab auch ganz klare Anweisungen, wie ein Toter auszusehen hat (geschlossene Augen und Mund, gefaltete Hände...)

Heute ist man in Deutschland nicht mehr so rigoros. Heute gilt eher hauptsache es sind ansehlich aus. Das können auch unter Umständen offene Augen und Münder sein, bzw halboffen. Die Augen zu drücken ist eines der ersten Sachen, die wir machen, wenn der Tod festgestellt wurde. Manchmal funktioniert es noch und sie bleiben zu, manchmal bleiben sie nur halbzu. Aber das ist meistens auch in Ordnung. Is mehr gewünscht, so kümmert sich der Leichenbestatter darum.

Bei Mund habe ich schon mehr erlebt. Klar auch erst der Versuch, ihn noch so zuzudrücken, manchmal klappt es, manchmal klappt es halb... Aber es wird auch heute durchaus noch der Mund hochgedrückt z.B. mit einem oder zwei gerollten Handtüchern oder einer Schlinge, die um den Kopf gebunden wird. Wie gesagt - so lange bis die Leichenstarre eintritt. Dann bleibt der Körper ja in diesem Zustand.

Es kommt darauf an ob einen Aufbahren erwünscht ist oder nicht.

Und auch ob man ein geschulte und qualifizierte Bestatter beauftragt oder nicht.

In Deutschland scheint irgendwelche Qualifikation nicht erforderlich zu sein um den Beruf aus zu üben.

Nein, das wird hierzulande nicht gemacht.