Wieso werden wir eifersüchtig?

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Menschen haben Bedürfnisse und Sehnsüchte und wünschen sich deren Erfüllung.

Neid bedeutet, anderen etwas nicht zu gönnen, nur weil sie andere sind. Wer neidisch ist, gönnt anderen etwas nicht, ganz egal, ob sie etwas verdienen oder nicht.

Beim Neid gibt es als fest zu seinem Wesen gehörend zwei Personen: Eine Person, die neidet, und eine Person, die beneidet wird.

Eifersucht ist eine Erregtheit des unangenehmen Affekts, eine gewünschte Zuwendung  (Liebe, Anerkennung, Aufmerksamkeit, Zuneigung und Ähnliches) von einer geliebten Person, auf deren Zuwendung ein Besitzanspruch erhoben, dem eigenen Empfinden nach nicht oder nicht in ausreichendem Maß zu bekommen, sondern von jemanden anderem (tatsächlich oder vermeintlich in Bezug auf die Zuwendung begünstigt) verdrängt oder beeinträchtigt zu werden.

Eifersucht ist mit Verlustangst verbunden. Es gibt eine Gefühlsbindung zu einer Person und die auf diese gerichteten Erwartungen und Ansprüche (mit einer Tendenz zur Ausschließlichkeit) werden als durch andere Personen als (als Rivalinnen/Rivalen; Konkurrentinnen, Konkurrenten; Eindringlinge empfunden) bedroht und beeinträchtigt erlebt. Es gibt eine schmerzhafte Abweichung zwischen erträumter/gewünschter Wirklichkeit und erlebter Wirklichkeit. Das Empfinden, nicht genügend als liebenswert empfunden, beurteilt und behandelt zu werden bzw. mit der eigenen Liebeshinwendung zu scheitern (sie scheint nicht die gewünschte Wirkung zu haben), kann die Selbstachtung kränken und demütigen.

Bei der Eifersucht gibt es 1) eine Person, die einen Anspruch auf Zuwendung einer Bezugsperson erhebt, 2) diese Bezugsperson, wegen der das Subjekt der Eifersucht eifersüchtig ist und 3) andere Personen, auf die eine Person eifersüchtig ist.

Neid und Eifersucht sind nicht dasselbe, aber ähnlich. Eine gemeinsame Wurzel ist geringes Selbstvertrauen.

Neidische möchten gerne etwas haben, was andere besitzen. Eifersüchtige haben Angst, etwas einzubüßen. Sie können das Gefühl haben zu verlieren, was sie besitzen/haben.

Die Aussage „nur auf Menschen bezogen“ verfolgt eine richtige Spur, die in der bei der Eifersucht stets vorhandenen Beziehungsebene besteht, auf die sich mit Gefühlen aufgeladene Besitzansprüche richten.

Bei Personen zu, die sich wirklich innig lieben, sollte eine solche Art Besitzdenken nicht vorhanden sein. Menschen sind allerdings unvollkommene Wesen. Nur weil sich Anwandlungen zum Eifersüchtig-Sein regen, sofort ein Fehlen wirklicher Liebe zu behaupten, wäre etwas hart. Zu wirklich inniger Liebe gehört eine Einstellung, die dazu führt, sich von solchen Anfechtungen eines Besitzdenkens zu befreien und sie nicht wirksam werden zu lassen. Bedürfnisse sind aber Wesenbestandteil von menschlicher  Liebe. Eine Kommunikation dazu fördert die Beziehung.

Eifersüchtig wirst Du dann, wenn Du Dir der Freundschaft oder Liebe des andern nicht sicher bist und Angst hast, diesen Menschen zu verlieren.

Ein Mensch mit gesundem Selbstvertrauen kann es sich leisten, tolerant zu sein und darauf zu vertrauen, dass der andere auch wieder zurückkommt.

Eifersucht liegt auch die Vorstellung zugrunde, einen anderen Menschen zu besitzen. Ein Mitmensch ist aber keine Ware, die einem gehört, sondern ein lebendiges Wesen, dessen Würde verletzt wird, wenn wir Besitzansprüche stellen.

Und Eifersucht beinhaltet die fixe Idee von der einzigen Liebe, der einzigen Freundschaft, die zwei Menschen miteinander verbindet. Sowas ist Unsinn. Im Gegenteil, je größer das soziale netz, umso stabiler die Seelenlage des Menschen.

varsinbirsin  10.05.2011, 08:11

Aber gar kein Eifersucht in der Liebe, wäre doch Gleichgültigkeit oder nicht? Etwas Eifersucht ist gesund und schmeichelt einem.

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Dichterseele  15.10.2018, 23:39
@varsinbirsin

Geschmeichelt fühlt sich ein Mensch auch, wenn er spürt, dass er vom Partner beachtet wird. Dazu Strophe 2+3 meines Gedichtes Heiratsmythos:

Lass Dich mir niemals selbstverständlich werden,
sonst überseh ich Deinen Wert;
denn die Selbstverständlichkeit
ist ein Trojanisch' Pferd.

Lass mich Dir niemals blind vertrau'n,
sonst überseh ich Dich.
Denn trau ich Dir mit wachem Aug',
spürst Du "Ich liebe Dich."

Eifer-Sucht ist krankhaft. Es gibt Leute, die ihren Partner einengen oder gar einsperren. Ein bisschen Herzflattern, wenn der / die Liebste offenbar mit anderen flirtet, ist hingegen ganz normal und ein Zeichen, dass es ihm / ihr nicht egal ist, ob der/die Partner/in womöglich abtrünnig wird.

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Eifersucht ist eine Leidenschafft,

die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.

Wer wirklich liebt, kann auch vertrauen und läßt dem anderen einen gewissen Freiraum sich selbst zu verwirklichen, wird ihn nicht als persönlichen Besitz zu betrachten, oder ihn einengen.

Man kann vieles gemeinsam machen, aber jeder soll auch die Möglichkeit haben, mal etwas allein machen zu können.

Ein Kaffee mit alten Freunden, ein persönliches Hobby, eine Reise allein ..., wer sich geliebt weiß und einem Vertrauen gegenüber sieht, der kann stark sein und allen Fährnissen trotzen.

Wenn ein Partner sich stets beobachtet fühlt, angezweifelt wird, der wird irgendwann aus einer Beziehung ausbrechen.

 

 

varsinbirsin  10.05.2011, 20:26

Ja man darf nicht klammern, nicht erdrücken, Luft zum Atmen lassen. Sehr schön meine Dichterin DH!

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Ich persönlich finde Deine Theorie gar nicht mal schlecht. Könnte sein.

Was Deine Frage zu der "innigen" Liebe angeht - MIT SICHERHEIT. Aufrichtige Liebe bedeutet immer auch Leid und Angst. Vor Verlust zum Beispiel oder davor, vom geliebten Partner verletzt zu werden.

Nein, nicht jeder. Lange nicht jeder.

Die Antwort auf deine Frage steht hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Eifersucht

Zu den dort genannten Ursachen kann ich nur hinzufügen, dass dies natürlich evolutionstheoretische Ursachen hat.