Wieso verwenden Menschen "Autist" als Beleidigung und zählt es als Diskriminierung?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

Ich glaube mit den Witzen hast du bestimmt recht. Dass die nicht mal was mit Autismus zutun haben. Es gibt aber sicher auch Witze, die was mit Autismus zutun haben.

Ich denke, das Problem sind hierbei nicht die Autisten und ihr Verhalten, sondern die Leute, die überhaupt nicht verstehen, was Autismus überhaupt ist. Und ich unterstelle denen einfach mal, dass sie es nicht besser wissen, oder, wenn sie es wissen, nicht genug drüber nachdenken, wie das für jmd rüber kommen muss, der betroffen ist. Solche Leute gibt es immer.

Ich finde es auch an deiner Stelle berechtigt, dass das negative Gefühle auslöst.

Wie geht man am besten damit um? Du könntest zB einfach akzeptieren, dass es Leute gibt, die diese Witze lustig finden und es diese Witze deshalb gibt. Und diese Witze einfach nicht mehr lesen. Ich habe noch nie einen Witz über Autismus gehört und kann mir vorstellen, dass man die umgehen kann. Und dann konzentrierst du dich auf die Leute, die keine solche Witze lustig finden oder machen.

Oder du beginnst aufzuklären. Dass du erklärst warum der Witz für Autisten nicht lustig ist. Aber erwarte nicht, dass bei den Witzemachern die nötige Reife da ist, um das nachvollziehen zu können oder wollen.

Implord 
Fragesteller
 24.11.2018, 00:43

Ich mache mir nur Sorgen. Wie ein anderer Beantworter anmerkte, gibt es auch andere Klischees die in Witzen vorkommen, dumme Blondinen, langsame Beamten, doch der Autismus-Witz, der mich zu dieser Frage veranleitet hat, erfreute sich an dem Gedanken, dass Autisten verletzt oder sogar getötet werden.

Es macht meiner Ansicht nach einen Unterschied, ob einem Menschen in einem Witz eine stereotype Eigenschaft zugeschrieben wird (Das Klischee der Blondine referenziert eher die blondierten Barbies, die sich auf ihr Äußeres fixieren, als auf Naturblonde, Beamtenwitze basieren auf dem Frust der Menschen über die Wirren der Bürokratie...) oder als lebensunwürdig dargestellt wird.

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Ratlose273  24.11.2018, 10:21
@Implord

Der Witz war definitiv von keinem netten und einfühlsamen Menschen gemacht.

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Implord 
Fragesteller
 24.11.2018, 12:24
@Ratlose273

Als Autist habe ich, denke ich, ein recht limitiertes Recht, mich über das mangelnde Einfühlungsvermögen anderer zu entrüsten und ich kann nicht von jedem verlangen, nett zu sein. Was diesem Menschen fehlt, ist grundlegende Achtung vor der Menschenwürde.

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Ratlose273  24.11.2018, 13:07
@Implord

Der Unterschied ist, dass diese Leute es eigentlich können müssten, aber irgendwas ist da schief gelaufen. Wahrscheinlich schon in ihrer Erziehung.

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Implord 
Fragesteller
 25.11.2018, 01:15
@Ratlose273

Macht einen eine negative Nurture denn eher schuldig als eine negative Nature? Ich meine, man kann ja auch nichts für seine Erziehungsberechtigten.

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Ratlose273  25.11.2018, 08:53
@Implord

Das ist eine gute Frage, denn das würde auch viele Schwerverbrecher für ihre Taten entschuldigen. Wo zieht man da die Grenze: Das liegt an Erziehung und das hätte er/sie wissen können? Das wäre ne gute Frage auf GF.

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Implord 
Fragesteller
 25.11.2018, 22:53
@Ratlose273

Ich habe mir diese Frage schon oft gestellt, doch im Grunde ändert sich dadurch nicht allzu viel: Ob ein Serienkiller jetzt böse ist, oder ob er in einem gleichgültigen, deterministischen Universum nie eine andere Wahl hatte, weil er als Soziopath auf die Welt kam, seine Mama ihn geschlagen hat und ein Tumor auf den falschen Teil seines Hirns drückte, er ist die gleiche Gefahr für die Gesellschaft. Ich meine, ich gehöre dank dieser Überlegung vielleicht zu den wenigen Menschen, die Mitleid mit Soziopathen empfinden, aber nicht einmal die Soziopathe können sich davon etwas kaufen, sie begreifen nicht, warum ihr Zustand aus meiner Sicht bemitleidenswert ist und es macht sie nicht weniger gefährlich, also holt es sie nicht aus dem Knast, es heilt sie ja nicht.

Flora Mary Bell hat Kleinkinder getötet, aber ihre Kindheit war furchtbar. Davon sind die Kinder nicht weniger tot, die Eltern nicht weniger traurig und wütend und jetzt, nach der Therapie, wird Flora Mary Bell trotz aller Ausreden ein Leben damit verbringen, sich selbst zu hassen. Und niemand wird sagen: "Ach, die Arme, sie leidet so sehr darunter, dass sie einen Zweijährigen ermordet hat!"

Ich kann mich fragen "Warum tut jemand soetwas?", ich kann mich fragen "Wie kann man dafür sorgen, dass es weniger Menschen gibt, die so sind? Wie kann ich diese Menschen vielleicht ändern?", aber die Frage "Wen darf man verurteilen und wer kann nichts dafür, dass er mein Leben zerstört hat?" scheint mir nicht zielführend. Ich bin immernoch wütend und traurig auf die gleichen Menschen wie damals, ich bin noch immer enttäuscht von den gleichen Leuten wie damals, selbst wenn ich verstehe warum sie was getan haben. Irgendwann kommt man an den Punkt wo uns die Logik alle von Schuld befreit und man dennoch nichts erreicht hat, als sich für die eigenen Gefühle schuldig zu fühlen.

Oder, um es auf den Punkt zu bringen: Ein Ar***loch ist ein A****loch ist ein Arsc**och.

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Aus dem gleichen Grund, warum "Spa/sti", "Behinderter" und "Mon/go" als Beleidigungen verwendet werden. Die Leute denken entweder gar nicht über die Bedeutung ihrer Aussagen nach, oder sie sind rücksichtslos und es ist ihnen egal.

Im ersteren Fall kann man die Leute durchaus darauf hinweisen, was sie da von sich geben, und dass die Vorurteile in Witzen und Beleidigungen so nicht der Wahrheit entsprechen.

Die Menschen der zweiten Kategorie kann man nur ignorieren. Wenn man sie darauf hinweist, wird es sie nicht interessieren oder sie machen sich einen Spaß daraus, dich weiter mit etwas zu ärgern, von dem sie wissen, dass es funktioniert.

Es gibt Witze über Blondinen und sie werden als blöd dargestellt.

Es gibt Witze über beamte und sie werden als faul dargestellt.

Es gibt Witze über Schwaben und sie werden als blöd dargestellt.

Es gibt Witze über Polen und sie werden als diebisch dargestellt.

Wieso also keine Witze über Autisten?

kordely  23.11.2018, 17:47

Beschimpfe Tauben nicht, und vereitele Blinde nicht.

Wenn man Autismus kennen würde, dann würde man an Autismus nicht lachen. Sie meinen, du lachst und spottest sie aus, da sie Autisten sind, und das beleidigt sie. Mache das nicht, und lass das nicht machen.

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janohae  23.11.2018, 23:41

Ich lasse mir nicht vorschreiben was ich tue und was nicht und btw ich kenne ein paar Autisten. Meistens sind die sogar durch ganz andere dinge beleidigt, die sie nicht verstehen. Also, die die ich kenne, kann schlecht über alle reden

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Implord 
Fragesteller
 24.11.2018, 00:57
  1. Ein Beamter kann ich sich im Regelfall verteidigen und ist sich auch bewusst, dass ein Witz ein Witz ist. Vielen Autisten mangelt es an diesen Fähigkeiten. Es macht einen Unterschied, ob man wehrlose Opfer attackiert oder solche, die sich selbst verteidigen können.
  2. Witze sind Witze, Beleidigungen sind Beleidigungen, Herabwürdigungen sind Herabwürdigungen. Ein fauler Beamter ist noch immer ein Mensch, Faulheit ist ein menschlicher Fehler. Ein Autist, der aus dem Fenster springt um seinen Spinner zu jagen, wird mit einem Hund gleichgesetzt, ihm wird die Menschlichkeit abgesprochen. Ich kenne keinen Beamten, dem je erzählt wurde, er könne sich gar nicht anstrengen, er sei Beamter. Ich war allerdings mal in einer Lage, in der mir jemand blatant mitteilte, ich könne durch meinen Autismus gar nicht schlau genug sein um die aktuelle Lage zu verstehen. Ich selbst habe ja auch nichts gegen Witze über Autisten, sofern man sie nicht gegen Autisten einsetzt, von denen man nicht weiß wie sie es aufgreifen.
  3. Polen sind nicht grundlegend diebisch, Blondinen nicht grundlegend dumm und Beamte... Ich meine, es gibt ja auch Fleißige. Aber Polen ist noch immer ein Handelspunkt für gestohlene Autos (Obgleich die Diebe meist selbst nicht polnisch sind), oberflächliche (und zumeist mangelhaft gebildete) Barbiepüppchen erkennt man oft noch immer an den blondierten Haaren und die Bürokratie ist noch immer frustrierend. Stereotypen sind nicht immer korrekt, doch sie finden ihren Ursprung in alltäglichen Beobachtungen. Ich halte sie überwiegend für ungefährlich. Aber wenn die alltägliche Observationen von Autisten ergibt, dass sie eher Tier als Mensch sind und das ihr Tod wünschenswert sei, dann finde ich das beunruhigend.
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Implord 
Fragesteller
 24.11.2018, 00:59
@Implord

Kennst du gute Autistenwitze? Ich suche noch welche, damit ich in Konversationen das Eis brechen kann. Um halt zu zeigen, dass man mit mir Witze machen kann und so. Witze, keine herabwürdigenden Beleidigungen, wohlbemerkt.

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janohae  24.11.2018, 13:53

Ich lese in deinem geschreibsel nur "mimimimi". Deine Argumentation tropft voller Doppelmoral.

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Logikfan  01.12.2018, 17:12

Witze über Autisten sind für mich okay. Autismus als Beleidigung zu verwenden ist faktisch falsch.

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Nun ja ich als Autist sehe das so:

Wenn jemand Autismus als Beleidigung verwendet, fehlt dem jenigen die Intelligenz um zu bemerken, dass er dem Gegenüber ein Kompliment machte, indem er ihn als Autist bezeichnete und damit sein uhrsprüngliches Ziel (Beleidigung) verfehlte.

Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn gerne behalten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wenn jemand Autisten nicht beleidigen will, dann wird er solche Witze nicht erzählen. Mit Sarkasmus, Ironie oder Parodie sind schwieriger Autisten beleidigt, da sie nehmen das wortwörtlich. Mache und lass das nicht machen lassen.

kordely  23.11.2018, 17:49

. Sie meinen, du lachst und spottest sie aus, da sie Autisten sind, und das beleidigt sie.

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Implord 
Fragesteller
 24.11.2018, 00:28

Ich verstehe dich nicht ganz, habe aber eine Ahnung, dass wir potentiell aneinander vorbeireden?

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