Wieso sind Konjunktiv und Optativ nicht gleich?

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Indogermanisch hatte beide Formen — ein Konjunktiv, der typischerweise Zweifel oder Unklarheit ausdrückt, und ein Optativ, der Möglichkeiten und Wunsch ausdrückt. Die meisten Tochtersprachen haben die beiden Funktionen zusammengelegt, wobei oft die Optativform für alles Irreale und die Konjunktivform für Zukünftiges weiterge­führt wurde (In­do­germanisch hatte kein Futur).

  • Der lateinische Konjunktiv leitet sich bei manchen Formen vom Optativ her (sim, velim), leicht erkennbar am i, der Ursprung der anderen Konjunktivformen ist un­klar. Das lateinische Futur mit -ē- ist aus dem Konjunktiv gebildet, das mit -b- aus dem Konjunktiv eines Hilfsverbs.
  • Auch die deutschen Konjunktivformen hatten einmal ein i, das letztlich zu dem ty­pi­schen Umlaut (soff/söffe) geführt hat. Das Verb wollen, das zwar nicht im Deut­schen aber im Englischen für die Futurbildung zuständig ist, hat sich übrigens aus einer Konjunktivform entwickelt, die zu einem vollen Verb „aufgeblasen“ wurde.
  • Griechisch führt dagegen Konjunktiv und Optativ zuerst getrennt weiter, und bastelt sich zusätzlich ein neues Futur aus den indogermanische Desiderativen (mit -s-). Später fielen aber beide doch noch weg; modernes Griechisch hat diese Formen nicht mehr, sondern stattdessen eine Art Konjunktiv mit Hilfspartikel.
Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik