Wieso reden Schweizer Switzerdeutsch wenn wir Deutsche aus Deutschland schon Deutsch reden. Ich meine es gibt ja auch keinswitzerjapanisch oder sowas wo anders?

9 Antworten

Das Schweizerdeutsch unterscheidet sich einigen Punkten von dem Deutsch, wie es bei uns gesprochen wird. Dazu gehört nicht nur die Aussprache, sondern auch andere Vokabeln und in einigen Fällen auch grammatikalische Eigenheiten.

Allerdings wird in der Schweiz auch kein einheitliches Schweizerdeutsch gesprochen. Es gibt das sogenannte Schriftdeutsch, das relativ einheitlich überall vorkommt, aber eben auch nach Landschaft bzw. Kanton geprägte Dialekte, die noch einmal leichte bis deutliche Unterschiede zum Schriftdeutsch und zu unserem Hochdeutsch aufweisen.

Im Unterschied zur Deutschschweiz findet man in der Welschschweiz ein sehr klares, weitgehend akzentfreies Französisch und im Tessin unterscheidet sich das Italienisch auch nicht von dem, wie es in Norditalien gesprochen wird.

Weshalb allerdings Schweizer Japanisch sprechen sollten und gar ein eigenes Japanisch entwickeln, ist mir unklar. Schweizer:innen sind nicht einmal besonders anfällig für Anglizismen. Was man allenfalls häufiger findet, sind Begriffe, die aus dem Französischen entlehnt sind oder so klingen, ähnlich wie unser Denglisch - z. B. "grillieren" für grillen.

DE und die Schweiz haben halt eine gemeinsame Grenze. Ein Norddeutscher versteht einen Süddeutschen auch oft nicht, weil ihm der Dialekt fremd ist. Da ich aus dem Süden komme, verstehe ich die Bayern, Hessen, Saarländer, Baden-Württemberger usw. ganz gut, wenn sie Dialekt sprechen und auch TV-Sendungen aus dieser Region kann ich mir ansehen und recht gut verstehen. Möglicherweise haben sie ihr Switzerdeutsch im TV etwas aufgemöbelt, damit man es in DE besser versteht. Ich kann mich aber auch mit einem Schweizer unterhalten, kannte mal eine Familie aus Zürich. Die habe ich auch gut verstanden.

Habe mir auch schon häufiger mal überlegt, ob ein bestimmter dialektischer Zungenschlag auch in einer ganz anderen Sprache nahezu identisch existieren könnte. Aber die Frage danach wird hier immer missverstanden.

Ich könnte mir jedenfalls gut vorstellen, dass es irgendwo einen Indianerstamm gibt, der, würde er japanisch als Fremdsprache sprechen, sich genau so anhören könnte wie ein Schweizer, der Switzerjapanisch spricht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ehemaliger Kommunalpolitiker und Mandatsträger

Die Schweiz gehörte einmal zum Deutschen Reich. Genauso wie Österreicher, Holländer oder Elsässer, Tiroler oder Lothringer. Und alle Volksstämme (auch Bayern, Friesen, Kurpfälzer, Schwabenusw.) sprachen ihr eigenes deutsches Idiom. Erst die Bibelübersetzung durch Luther hat ein spezielles sächsisches "Platt" zur Hochsprache gemacht. Hätten Calvin oder Zwingli die Bibel übersetzt, wäre vielleicht Schwyzerdütsch die deutsche Hochsprache geworden. Hinweis: die Schweizer wurden erst (oder: schon) 1648 im Westfälischen Frieden autark. Bis dato waren sie zumindest völkerrechtlich Teil des Dt. Reiches.

Das Schweizerdeutsch ist ein deutscher Dialekt, so wie Bayrisch, Sächsisch usw. Es gehört zum alemannischen Dialekt, wie er in Baden-Württemberg und Vorarlberg gesprochen wird. Südlich von Freiburg, im Südschwarzwald und am Bodensee spricht man ein Alemannisch, das ähnlich ist wie Schweizerdeutsch. Sprachwissenschaftlich ist Schweizerdeutsch "Hochalemannisch" bzw. "Höchstalemannisch" (der Dialekt im Wallis).

Entstanden ist das Schweizerdeutsche, als die Alemannen von Nordosten in das heutige Südwestdeutschland, das Elsass, die Deutschschweiz und Vorarlberg vordrangen und dort ihre Sprache durchsetzten. Die Deutschschweiz gehörte dann ab etwa 800 zum Herzogtum Schwaben und war 800 Jahre Teil des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Erst 1648 wurde die Schweiz ganz unabhängig.

Dein "switzerjapanisch" macht mir Kopfschmerzen.