Wieso ist man unfreundlich, wenn man Hallo, Bitte, Danke usw nicht erwidert?

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Sind es Floskeln oder gelebter Respekt anderen gegenüber?

Es gibt Menschen, denen wurden diese Floskeln in der Kindheit aufgezwängt und sie wurden verbal gestraft, wenn sie sie nicht einhielten. Vielleicht von Eltern, Erziehern, etc., die selbst nicht so überzeugt davon sind, sondern die einfach nur die Auffassung übenommen haben "Das macht man so." oder "Das ist eben der Schmierstoff der Gesellschaft". Eben jene, die die "Höflichkeit" unbedingt wahren wollen und die sie so weiter geben, wie sie sie selbst vielleicht erlernt haben. Bringt ja auch den ein oder anderen Vorteil, hält man diese Regeln ein, selbst wenn es nicht von Herzen kommt.

Jetzt passiert Folgendes: Ein großer Teil dieser Menschen versucht diese Floskeln weiter so durchzudrücken, wie sie es selber gelernt haben. Ein kleiner Teil dieser Menschen, hat diese Gezwungenheit satt und versucht sich dagegen zu wehren oder nimmt sie griesgrämig hin. Das kommt beim Großteil natürlich nicht gut an. Also wird der Druck aufrecht erhalten und/oder man wird eben wieder mit Missachtung getraft. So wie als Kind schon.

Du gehörst zum kleineren Teil und ich kann durchaus verstehen, dass dich das missmutig macht.

Das war es aber noch nicht. Denn es gibt auch jene Menschen, die wirklich dankbar sind, wenn sie das Wort "Danke" verwenden und die jede kleine Geste in der Tat zu schätzen wissen. Die diese Worte nicht einfach nur sagen, sondern auch leben. Für die es nicht nur Höflichkeiten sind. Sondern für die es selbstvertändlich ist, anderen wohlwollend und respektvoll zu begegnen, selbst wenn man mal nicht auf einer Wellenlinie ist. Und diesen Menschen wurden diese Floskeln wahrscheinlich auch nicht aufgezwungen, sondern es wurde ihnen ein respektvoller Umgang mit anderen Menschen schlicht vorgelebt. So eindrucksvoll, dass sie dieses Verhalten für sich selbt ganz freiweillig übenommen haben und die ohne jeglichen Druck Worte wie "Bitte", "Danke" und "Hallo" verwenden können.

Wenn du dich an jemandem orientierst, versuche dich an die letzte Gruppe von Menschen zu halten und dir die Worte sowie ihre Bedeutung für dich völlig neu zu erschließen. Ich denke, damit fährst du besser, als dich dem Zwang zu beugen oder gegen ihn zu kämpfen. Diese Worte sollten frei von jeglichem Zwang sein.

Diimiitrii  24.04.2018, 21:42

Ich benutze das Wort "danke" und "bitte", wenn ich wirklich dankbar bin oder etwas verlange was aufwändig ist. Nicht wenn mir jemand die Butter reicht oder den Locher rüberschiebt. Das kann ich auch selbst machen, wenn es zu viel Aufwand für denjenigen ist ein klein wenig freundlich zu sein.

Ich grüße Leute, wenn ich sie kenne oder wenn ich an jemand fremden vorbei laufe und sich unsere Blicke kreuzen und ihr Blick den Eindruck macht als könnten sie eine Aufmunterung brauchen (schwer zu erklären, wie der Entscheidungsprozess abläuft, emotionale Intelligenz is schwer zu erklären). Nicht um "höflich" zu sein, sondern um ihnen einen ehrlichen "Guten Tag" zu wünschen.

Höflichkeit nur um höflich zu sein, weil die Gesellschaft oder die Eltern das wollen find ich unehrlich und überflüssig.

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JackySmith  24.04.2018, 21:57
@Diimiitrii

Dann verhälst du dich eher wie die letzte Gruppe von Menschen, die ich beschrieben habe. Ist doch super. :-)

Das sehe ich ähnlich. Nur kämpfst du gegen Windmühlen, wenn du den Kampf aufnimmst. Halte es einfach so wie bisher. Das machst du ja schon gut. Vielleicht schaut sich das der ein oder andere bei dir ab.

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JackySmith  25.04.2018, 16:00

Danke für den Stern!

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Nunja, wenn Du diese Höflichkeitsformeln als aufgezwungen empfindest, dann bist Du eben vielleicht einfach kein höflicher Mensch und wirst deswegen eben auch einfach so empfunden.

Es sind nunmal gesellschaftliche Standards, dass man "bitte" sagt, wenn man etwas möchte und "danke", wenn man etwas bekommt, oder dass man grüßt.

Und wenn Du das als aufgezwungen empfindest, dann bist Du eben einfach nicht höflich. Das ist erst einmal nicht schlimm, aber die Reaktionen sind nicht weiter verwunderlich. Wirklich höfliche Menschen empfinden das eben nicht als aufgezwungen.

krikunisto 
Fragesteller
 24.04.2018, 13:33

Ich mache gerade ein Praktikum im Altenheim und die alten Leute bedanken sich dauern obwohl es eigentlich unnötig ist. Es scheint einfach schon so stark in deren Kopf verankert zu sein ...

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ohwehohach  24.04.2018, 13:36
@krikunisto

Ob Du das als unnötig empfindest ist egal. Wenn Du das mal genauer betrachtest und ein bisschen beobachtest, dann wirst Du feststellen, dass gerade hilfsbedürftige Menschen, wenn sie nicht total verbittert sind, wirklich für jede kleine Hilfe, die Dir eventuell gar keine Reaktion entlocken würde, ehrlich dankbar sind.

Man kann übrigens, wenn man sich bemüht, floskelhafte Dankbarkeit durchaus von ehrlicher Dankbarkeit unterscheiden, wenn man einfach mal auf die Körpersprache schaut.

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Wildhawk  24.04.2018, 14:10
@krikunisto

Auch wenn es dich verwundert, die meisten Menschen empfinden Dankbarkeit, wenn man etwas für sie macht. Das hat nichts mit Höflichkeit zu tun, sondern nennt sich soziales Verhalten. Schon komisch, wenn man sowas nicht mehr erkennt.

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Hallo,

es gibt da ein Sprichwort, das alles etwas leichter macht: "Die Gedanken sind frei". Das macht es einfacher, freundlicher rüberzukommen. Auch wenn man wegen anderer Personen sauer ist, oder mit dem falschen Fuß aufgestanden, muß man das ja nicht auf der Stirn spazierentragen. Ich versuche, so "normal" freundlich wie es geht, auf andere zuzugehen. Man vergibt sich ja nichts, wenn es mal nicht so rund läuft. Jemanden für eigene Macken, Launen, Fehler etc. durch Unfreundlichkeit vor den Kopf zu stoßen -nein, das schadet nur dem Klima (und kommt dann auch ab und zu zu einem selbst zurück). Man kann sich ja trotzdem denken, was man will.

Ja, natürlich, es ist im Prinzip unnötig, aber es ist eben eine gesellschaftliche Konvention, in anderen Ländern ist das anders, da gelten dann dafür andere Vorschriften.

Allgemein sind das sozusagen die "Basics" bzw. ist es das "kleine Einmaleins der Höflichkeit" ----> solche Formulierungen sollte man drauf haben, sie sind nicht halb so altmodisch und überholt wie du das vielleicht denkst. Man lernt so etwas in der Regel von den Eltern bzw. von Haus aus und jemand, der sie nicht drauf hat, eckt erheblich mehr an als jemand, der dankt, bittet und grüßt.

Nur weil jemand "bitte" oder "danke" sagt, nimmt ihn die Gesellschaft nicht per se als freundlich wahr ... es gibt genügend Leute, die das auch so richtig unhöflich in den Raum werfen, weil sie es halt müssen & der Arbeitgeber es erfordert.

Vor vielleicht zwei Jahren meinte eine Frau um die 40 zu mir, dass meine Art mit "Hallo, Bitte, Danke, Entschuldigung und Auf Wiedersehen" für sie fürchterlich sei & nicht nur das sondern in der heutigen Welt unzeitgemäß, altmodisch, uncool und beinahe karikierend, weil "man das heute nicht mehr macht". Sie sagte im O-Ton, ich hätte einen "dezenten Altherren-Mitleids-Danke-und-Bitte-Tonfall" drauf wie der späte "Derrick" um 1990. Jedenfalls würde ich sie an die schlimmsten Zeiten ihres Lebens, ihren spießigen Ausbilder (den ich nie kannte^^) und andere ältliche Leute erinnern. Ich lache zwar drüber & auch über diese Person, nachdem ich ihre Vita näher kennenlernte -----> dennoch kam ich mir in dem Augenblick, in dem sie das zu mir gesagt hat vor wie im falschen Film, auch wenn ich mir wenig draus gemacht habe und diese Frau eigentlich zu bedauern ist.

Aber auch das hat m.E. eine Ursache: Dass Autorität oder eine vielleicht übergenau oder pedantisch wirkende Art bei der "Babyboomer"-Generation bisweilen recht verrufen sind lässt sich insofern erklären, dass sie sich dadurch teilweise an die eigene Vergangenheit bzw. die autoritärere Erziehung ihrer selbst zurückerinnern, die sie sich zum Teufel wünschen weil sie mit den 80ern/90ern nicht grad schöne Dinge verbinden & ALLES, aber auch echt alles anders machen wollen als die eigenen Eltern -----> so eine war auch die "Dame", die mich als "Derrick 2.0" abwertete.

Zwar gilt es leider in unserer Zeit oftmals als "cool" und "jugendlich", schnippisch und frech drauf zu sein bzw. eine gute Gesprächskultur gilt als ältlich ------> dennoch ist das sehr wichtig, wie ich finde.