Wieso hinterfragen die wenigsten Menschen gesellschaftliche Erwartungen bzw. Normen?

4 Antworten

Ich sage es mal so: sicher gibt es etliche Normen, die sinnvoll sind. Dass man im Laden nichts "mitgehen lässt" oder den Nachbarn nicht beklauen sollte, ist eine sinnvolle Norm (immerhin wollen wir selber ja auch nicht beklaut werden). Immanuel Kant als Stichwort.

Andererseits gibt es aber auch nicht gesetzlich festgeschriebene gesellschaftliche Normen, welche fragwürdig sind. So etwa "man geht nicht mit Jogginghose in die Schule". Ich persönlich wäre da liberal, denn man lernt nicht schlechter in Abhängigkeit von der Art der Hose, die man trägt. So eine "Norm" (ist ja eher eine Benimmregel) kann man durchaus hinterfragen.

Insofern gibt es wohl sehr unterschiedliche Normen, von wichtig bis unwichtig (oder gar störend). Und die Gesellschaft handelt immer neu Vereinbarungen darüber aus, was noch akzeptabel ist und was nicht mehr.

Manche Normen sind nötig für das Miteinander und Anarchie bringt auch nichts, aber ich beziehe das jetzt einfach mal auf Toleranz und auf harmlose Abweichungen von der Masse, die keinem schaden wie ein etwas anderer Mode- oder Musikgeschmack, eine andere politische oder geistig-moralische Prägung oder auch religiöse Haltung.

Die Deutschen wurden oft schon genau so nach diesem Schema erzogen und trauen sich auch in späteren Jahren häufig nicht, davon abzuweichen. Ein typisches Argument geht in die Richtung "was sollen denn de anderen denken". Viele würden gern mehr aus sich und ihrem Leben machen, haben aber nicht den Schneid bzw. das Selbstbewusstsein dazu und Angst davor, dass es negative Reaktionen gibt oder dass jemand das Ganze anstößig findet und man selber daraufhin als unseriös verrufen ist.. leider oftmals nicht unbegründet.

Auch das Normendenken wird vielen schon mit der Erziehung eingeimpft - alles, was anders ist, ist schlecht oder zumindest minderwertig; was der Bauer nicht kennt, das frisst er auch nicht. In meiner Heimatstadt war das ganz schlimm -----> es gab bzw. es gibt bis heute (ich wohne da nicht mehr, zum Glück) sogar dann Ausgrenzungen, wenn jemand die "falsche" Automarke fuhr oder als Mann nicht im Handwerk oder in der Landwirtschaft tätig war oder als Frau die Mittlere Reife oder das Abitur anstrebte ... nur zur Verdeutlichung des Problems. Vorherrschend waren extreme kleinbürgerliche Intoleranz gepaart mit einer Mischung aus rosenkranzartiger Scheinheiligkeit und Bigotterie, meist eher niedriger Bildung, Selbstherrlichkeit und Angst vor Veränderungen. Und dieses reaktionäre Bild ist typisch für einen weiten Teil der Deutschen. Allerdings sind auch "linksgrüne Intellektuelle" oft schwierig und sehr intolerant bzw. schwadronieren zwar gern von Toleranz und Herz, pflegen aber genau das Gegenteil und akzeptieren keinen Andersdenkenden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Von Experte OlliBjoern bestätigt

Und genauso wenig sind alle Normen schlecht. Viele Normen sind wichtig um das gesellschaftliche Miteinander zu sichern und zu stabilisieren.

babafalko 
Fragesteller
 25.03.2023, 13:27

Natürlich sind nicht alle Normen schlecht. Aber manche Normen sind in meinen Augen schlecht. Zum Beispiel, dass Außenseiter nicht geduldet werden. Dass Menschen, die keinen Alkohol trinken, sich rechtfertigen müssen. Dass kinderlose Frauen sich rechtfertigen müssen.

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RoyalT89486  25.03.2023, 13:29
@babafalko

Nun das mit dem Alkohol kann ich dich verstehen, ich bin selbst Antialkoholiker und trinke überhaupt keinen Tropfen Alkohol. Ich denke aber nicht dass das unbedingt so eine gesellschaftliche Sache ist, sondern vielmehr der Sache geschuldet ist dass der Einzelne sich mit seinem schlechten Gewissen dass er säuft nicht auseinandersetzen will und sich von dem der nicht trinkt damit gestört fühlt. Das mit Frauen die keine Kinder möchten ist natürlich so eine Sache die ich persönlich auch nicht gut finde also dass diese Frauen dann mehr oder weniger auch von anderen Frauen kritisiert und gegängelt werden. Das muss schon jeder für sich entscheiden ob er Kinder will oder nicht.

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Weil diese Normen das Zusammenleben der Gruppe regeln und unabdingbar für ein friedliches und harmonisches Miteinander sind.

babafalko 
Fragesteller
 25.03.2023, 13:25

Aber anscheinend gibt es nicht immer ein friedliches Zusammenleben. Eine Gesellschaft, die Andersdenkende ausgrenzt und mobbt, ist keine friedliche Gesellschaft. Andersdenkende sollten genauso respektiert werden wie die breite Masse, sofern sie niemandem schaden.

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RoyalT89486  25.03.2023, 13:27
@babafalko

Da stellt sich aber wiederum die Frage was definiert man unter andersdenkend? Wenn jemand einen klar eindeutig schädliches Verhalten hat auf sein Umfeld, dann bleibt halt den Menschen auch nicht viel als denen die Grenzen zu zeigen.

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Fidreliasis  25.03.2023, 16:37
@babafalko

Nicht bei den gesellschaftlichen Normen.

Wir haben uns z.B. darauf geeinigt das man Leute nicht wegschubst wenn sie einem immer stehen, wenn du jetzt einer anderen Meinung bist und im Einkaufszentrum alle wegschubst die vor dir stehen dann schadest du damit der ganzen Gesellschaft.

es gehört zu keiner gesellschaftlichen Norm jemanden wegen seiner Eigenschaften auszugrenzen sondern es werden die Regeln des Zusammenlebens festgelegt.

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