Wie wurdet ihr bestraft?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Als ich in der Grundschule war ca. 1972 wurde die Prügelstrafe in den Schulen abgeschafft.

Ersatzweise flog nun Kreide oder der Lehrerschlüsselbund. Wenn man den "zufällig" oder "aus versehen" abbekam, tat das sehr weh. Zusätzlich wurde danach laut gebrüllt und tüchtig in die Beleidigungskiste gegriffen oder besser gesagt, sich vergriffen.

Zuhause änderte das gar nichts. Da bekamen wir alle weiter Dresche oder zumindest Klapse in den Nacken oder was sie halt erwischten. Wenn man Zuhause davon erzählte, dass der Lehrer einen diszipliniert hatte, bekam man noch eine Strafe für die gleiche Sache: a) weil man sich hat erwischen lassen und b) weil man den Lehrer verärgert hatte.

Wenn mein Vater von der Schicht heimkam war es seine Aufgabe uns zu bestrafen. Eigentlich hätte er lieber mit uns was Schönes unternommen, aber Mutti betete unsere Verfehlungen runter und er musste urteilen. Die Strafen reichten von Hausarrest bis Schläge. Wobei mein Bruder eher Dresche bekam, als wir Mädchen. Irgendann waren wir zu schnell für ihn oder konnten uns "besser in Luft auflösen", wenn es nötig war. Damals zogen junge Menschen früh aus. Spätestens damit war man nicht mehr davon betroffen.

Meine Mutter wollte nur nicht, dass Vati uns ins Gesicht schlug: "Nicht annen Kopp, davon werdense doof!" Ansonsten fand sie das ok. Das war nicht nur bei uns so, meine Freunde und Nachbarn kannten es auch nicht anders. Unsere Väter waren alle im Krieg gewesen, die waren nicht zimperlich und damals glaubte man wirklich: Gute Erziehung geht so. Kinder müssen dressiert werden, damit sie gut geraten. Wir Mädchen mussten noch knicksen und Jungs Diener machen. Kinder schweigen, wenn Erwachsene reden. Wenn einem ein Erwachsener einen Befehl erteilt wurde, dann musste man den sofort ausführen. Mit etwas Glück erklärte man dabei warum, aber das war eher die Ausnahme.

Eigentlich haben wir Kinder alles Wichtige selber herausgefunden. Einiges fanden wir in Büchern, die darauf abzielten Werte wie Ehrgefühl, Gemeinschaft und Mitgefühl zu fördern. Winnetou war unser großer Held. Anderes lernten wir über den Gruppendruck. Wer einen Klassenkameraden verriet wurde von der ganzen Klasse tagelang geschnitten. Heute würde das als Mobbing gewertet. Wir nannten es z. B. Klassenkeile. Nur dauerten unsere Maßnahmen nur Tage, wobei Mobbing sich ja teilweise über Jahre hinzieht.

Die Schläge und das Gebrüll ansich störte mich eher weniger. Was mich immer ärgerte, war die damit verbundene Demütigung und Schmach.

Miroslav778 
Fragesteller
 27.01.2024, 16:02

Danke für das lange

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Realisti  29.01.2024, 08:36

Danke für den *

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Tatsächlich habe ich wohl einen der letzten legalen "Po volls" bekommen. Ist nur einmal vorgekommen und auch nicht besonders schlimm, eher ein paar Klapse, weil ich fast vor ein Auto gelaufen wäre. Mein kleiner Bruder hat Jahre später einen der ersten verbotenen "Po volls" bekommen, das war aber schon eine andere Hausnummer und der Grund war, dass er beim Zahnarzt im Wartezimmer geschrien hat. Ich war währenddessen im Behandlungszimmer und der Zahnarzt meinte mit einem sarkastischen Lachen, dass dieses Kind mal gehörig übers Knie gelegt gehöre. Er und meine Eltern haben offenbar nicht mitbekommen, dass das inzwischen verboten war.

Angedroht wurden mir Schläge von meinem Vater schon öfter. Er konnte seine Wut schlecht kontrollieren und brüllte dann immer etwas von "Sch***ß antiautoritärer Erziehung" und dass es früher ordentlich den A*** voll und danach keine Probleme mehr gegeben habe. Uns als Kindern hat das immer ziemliche Angst bereitet.

Meine Mutter war dafür sehr gut darin, uns schreckliche Schuldgefühle zu machen, wenn wir etwas angestellt hatten. Das war eher subtil, aber extrem wirkungsvoll (im negativen Sinn). Oft hatte ich tagelang Bauchschmerzen und konnte nicht schlafen, weil ich glaubte, ein schlimmer Mensch zu sein, weil ich zum dritten Mal meine Hausaufgaben vergessen, oder einen Mitschüler angeschrien hatte. Da hätte ich, ehrlich gesagt, lieber ein paar Tage Hausarrest oder Fernsehverbot bekommen, so wie es bei meinen Freundinnen und Freunden der Fall war. Aber bei uns gab es halt nur die Extreme.

In der Schule gab es dagegen verschiedene Strafen. Bei einigen Lehrern musste man, wenn man den Unterricht gestört hatte, zwei Seiten aus einem Buch abschreiben, wenn man in einer Stunde mehrfach gestört hatte, doppelt, oder es gab einen Elternbrief und Nachsitzen.

An unserer Schule gab es aber auch einen Trainingsraum für Schülerinnen und Schüler, die den Unterricht gestört haben. Dort musste man dann Schreibaufgaben erledigen und bei einem Lehrer zusätzlich die "versäumte" Stunde nachsitzen.

Es kam auch schon vor, dass ich in der Pause alleine die Klasse fegen musste, weil ich beim Papierkugel werfen erwischt worden bin.

Die Raucherinnen und Raucher mussten, wenn sie erwischt wurden, in der Pause auf dem Schulhof den Müll aufsammeln und bekamen Elternbriefe.

Ich wurde mit verschiedenen Hilfsmitteln gezüchtigt....

Ledergürtel, ganz übel war es wenn die Schließe nicht in der Hand des Vaters war, sondern bewußt zum Schlagen eingesetzt wurde.

Besenstiel oder Rohrstock,

Aufgehört hat es erst als ich 16 war, einfach weil ich dann stärker und größer als meine Eltern war.

Ich selber habe meine Kinder niemals geschlagen, nicht einen Klapps auf die Finger oder die Windel.

psimonp  27.01.2024, 18:28

wie bedauerlich solche asozialen eltern zu haben

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Wurde selbst in den 2000ern noch geschlagen und wenn ich zB nicht augegessen habe mit dem Teller beworfen oder mir wurde das Essen ins Gesicht geklatscht.

Hab auch kochendes Wasser auf dem Fuß bekommen der ist dann ganz ekelhaft geworden. Beim Arzt war alles natürlich nur ein Versehen

Bin 1975 geboren weder ich noch mein Bruder wurden geschlagen.

Auch wenn meine Eltern: Vater 1921 und meine Mutter 1940 geboren wurden, Prügelstrafen kamen bei Ihnen nicht in Frage.

Es gab genug andere Möglichkeiten wie aufs Zimmer schicken, kein Abendbrot, Hausarrest oder was immer am meisten Eindruck machte (obwohl es nie umgesetzt wurde) die Androhung in den Sommerferien nicht mit zu dürfen, sondern bei einem Verwandten untergebracht zu werden.