Wie wächst ein Baum? Birne?


16.01.2020, 15:00

So weit zurückschneiden? @WAYKOW

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das wichtigste weist du schon. Bäume haben in der Wohnung nichts verloren.

Der Baum braucht seine Winterruhe, daher stelle ihn erstmal in der Keller frostfrei aber sehr kühl bis er sich aklimatisiert hat und dann an einem nicht all zu kalten Tag nach draußen.

Du kannst deutlich die vielen kleinen Knubbel an den Ästen sehen. D.h. dass er lebt aber in Winterruhe ist. ER wird im kommenden Frühjahr an allen Trieben austreiben.

Dennoch wird der Baum so wohl nicht viel Früchte tragen, wenn überhaupt.

Grund der Pflanzschnitt ist ziemlich ungeschickt durchgeführt worden.

Es gibt eine Regel

  • steiler Trieb vegetatives Wachstum (schnelles Wachstum des Baumes)
  • flacher Trieb generatives Wachstum (viele Früchte)

Zunächst solltest du herausfinden auf welch einer Unterlage der Baum veredelt wurde. Dieser gibt die Wuchskraft des Baumes an. Vermutlich handelt es sich um einen Buschbaum (schwachwüchsig).

Je schwachwüchsiger, desto flacher sollten die Triebe sein. Beim Buschbaum fast waagrecht mit einem kleinen Drang noch oben ca. 70 Grad vom Stamm. Das muss das Ziel sein.

Schneide alle Äste auf das außenauge zurück, damit die sprießenden Äste flacher sind. Man nennt dies "auf das Außenauge ableiten"

Zuletzt kannst du schon jetzt, wenn der Boden frostfrei ist, den Baum an seinen entgültigen Bestimmungsort auspflanzen. Die Winterruhezeit ist klassische Pflanzzeit.

Heklamari  05.01.2020, 20:39

Bestens!

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WAYKOW  06.01.2020, 18:34
@Heklamari

vergiß nicht den Baum auch im Winter 2 mal im Monat zu gießen falls es trocken bleibt.

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Jaros 
Fragesteller
 16.01.2020, 14:59
@WAYKOW

Vielen Dank für deine aufwendige Antwort. Es hat mir sehr geholfen. Nur damit ich nichts falsch mache... Alle Äste auf das Außenauge zurückschneiden heiß, fast bis zu dem Hauptstamm zurückschneiden? So dass da nur ein Stock bleibt? Entschuldigung, weiß nicht wie ich es anders beschreiben kann.

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WAYKOW  17.01.2020, 19:15
@Jaros

Das ist immer schwer zu beschreiben gerade ohne Bild.

Dennoch ist es ganz bestimmt nicht falsch sofern mindestens ein Auge stehen bleibt.

Wenn Profis einen Pflanzschnitt machen, bleiben nur 3 Äste übrig mit nicht mehr als 20 cm Länge. Das ist optimal falls man eine Krone haben will.

Die 3 verbliebenen Äste ragen jeweils in eine andere Himmelsrichtung damit der Baum gleichmäßig belastet wird sobald er Früchte hat.

Es gibt auch andere Schnitttechniken wie Spindelschnitt oder Spalierschnitt (an einer Hauswand oder an einem Zaun).

Die wohl beste Schnitttechnik mit schnellem hohem und qualitativ gutem Ertrag ist der Oeschberg Palmer Schnitt. Plamer ein Schüler von Oeschberg hat dessen Schnitttechnik weiterentwickelt und den Obstbaumkrieg in den 70er Jahren ausgelöst. Damals gab es mächtige Aufregung weil die etablierten Obstbauern sich nichts sagen lassen wollten. Der Oeschberg Plamer Schnitt hat sich daher nicht durchgesetzt und es gibt nur sehr wenige Kurse vor allem in Süddeutschland und Österreich die noch diese geniale Schnitttechnik ausüben.

Da du wenig Hilfe finden wirst - auch hier im Forum nicht - kann ich Dir die Oeschberg Palmer Methode nicht unbedingt empfehlen. Wenn ich jedoch Jungbäume hätte würde ich diese Technik wohl befürworten.

Eine andere alternative was eher Anfänger machen ist das runterbinden von Ästen. Diese werden entweder mit Ankern am Boden runtergezogen oder mit Gewichten beschwert. Ich finde die Technik aber wenig elegant und ziemlich aufwendig (immer prüfen nachspannen locker lassen ....)

Hier zeige ich Dir mal meinen ersten Baum und wie dort mein Pflanzschnitt aussah.

https://www.bilder-upload.eu/bild-e100b6-1579282911.jpg.html

die schrägen roten Striche zeigen die Stelle wie ich ihn ursprünglich geschnitten hatte. Als Hochstamm hatte der Baum Äste im optimalen Winkel (steiler als bei schwachwüchsigen Bäumen)

Die senkrechten Striche nahe am Baum stehen dafür das diese Äste alle Weg müssen. Der obere waagrechte strich heißt das dort die Spitze eingekürzt wurde.

Im kommenden JAhr sah der Baum dann so aus.

https://www.bilder-upload.eu/bild-ca5b68-1579283111.jpg.html

An den Stellen wo geschnitten wurde siehst du bei der Verängerung einen kaum sichtbaren Bogen. Dies ist das Resultat wenn man auf ein Ausenauge schneidet.

So war der Baum perfekt geschnitten, wobei man die 4 Leitäste eigentlich eher noch deutlich mehr hätte einkürzen dürfen/sollen aber ich war damals noch nicht mutig genug;)

Wie gesagt ein Auge muss mindestens stehen bleiben 3 Augen sind besser falls auch mal einen erfriert.

Jetzt zeige ich Dir am gleichen Baum meinen größten Fehler.

Du siehst oben dass die Äste vergleichsweise steil nach oben sind, sogar weniger als 45 Grad was für Apfel Hochstamm ideal wäre.

Nun kommt bei Apfel/Birne im Gegensatz zur Kirsche, dass die Früchte groß und schwer sind und ganz besonders schwer sind natürlich Boskop Äpfel. Ich hätte demnach in den Folgejahren als er Früchte bekam, deutlich mehr Früchte vom Baum nehmen müssen, damit es nicht zu schwer für die Äste wird.

https://www.bilder-upload.eu/bild-9edf51-1579283501.jpg.html

Ein paar Jahre später sah er dann so aus. Du siehst, dass die zunächst recht steilen Leitäste nun fast waagrecht sind und demnach bringt der Baum auch Unmengen an Ertrag - Kistenweise.

Die schweren Früchte haben demnach die damals noch jüngeren und flexibleren Äste nach unten gedrückt und sind heute fast waagrecht.

Was aber ist nun so schlimm an dem hohen Ertrag?

  • je mehr Früchte der Baum trägt desto geringer ist die Fruchtqualität
  • zuviel Früchte können den Ast zum brechen bringen. Durch den waagrechten Verlauf der Leitäste ist er demnach noch mehr gefährdet, weil die Hebelkraft noch größer ist.
  • viel Obst in einem Jahr heißt wenig Obst oder kein Obst im Folgejahr, weil der Baum sich übernommen hat - Alternanz nennt sich das.

Zur Pflege gehört vor allem in den ersten Jahren auch die meisten Früchte sehr früh zu entfernen. Dies gilt bei Apfel und Birne und evt bei Pflaumen.

Lässt man den Baum hingegen zu steil wachsen passiert folgendes.

https://www.bilder-upload.eu/bild-30eb29-1579284794.jpg.html

im unteren Bereich wo die Äste dieser Zwetschge noch flacher sind, siehst du viele Blüten. An den obigen peitschenartig nach oben wachsenden Trieben sind keine Blüten mehr sondern nur noch Blattansätze.

Ich hoffe die Einführung hilft Dir weiter.

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Ich hoffe es ist nicht das Bäumchen auf dem Bild denn dann gebe ich dir keine Hoffnung das er draußen weiterwächst.

Hat der Betreffende Baum einen Ballen ? Wenn ja dasnn kann man ihn an frostfreier Erde immer pflanzen der Standort sollte auch passen zur Unterlage (dh. worauf er veredelt wurde Sandboden Lehmboden usw.) dann solltest du darauf achten dass er nicht zu Nass steht weil eine Birne eine Pfahlwurzel ausbildet und somit keinen hohen Grundwasserspiegel verträgt (nur bedingt). Solche Bäumchen treiben aber jetzt nicht aus und wenn ist es gar nicht gut ihn jetzt rauszupflanzen er würde kaputt gehen weil er voll im Saft steht würde der Stamm zerfrieren.

Die einzigste Möglichkeit wäre ihn in eine Putte (Mörtelkübel aus PE mit Abzugslöchern versehen) zu pflanzen und ihn bis ca. mitte Mai im Zimmer zu behalten und erst dann raus zu pflanzen.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit 1974 bin ich Besitzer von einem 4000qm großen Garten

eigentlich sollten die im Frühjahr alle wachsen...such ein helles kühles Plätzchen (möglichst frostfrei) für den. Ob der jetzt noch Frost verträgt??

Hallo,

Gegenfrage: wieso hast du ihn in der Wohnung direkt neben der Heizung?

Das bringt das arme Bäumchen total aus dem Rhythmus, in dem Fall aus der Winterruhe. Er weiß nicht mehr, wie er sich zu verhalten hat, ein Ast glaubt, es sei Frühling und treibt aus, die anderen noch nicht. Ich würde versuchen, ihn langsam wieder an die jetzt angesagten Temperaturen anzupassen. Aber nicht zu plötzlich raus in den Frost, in einen kühlen Raum, Keller vielleicht, etwas, nicht zu viel, gießen. Such ihm für das Frühjahr ein schönes Plätzchen draußen, und jemanden, der dir bei Pflanzschnitt und Pflanzung hilft!

Jaros 
Fragesteller
 05.01.2020, 19:32

Danke für deine Antwort. Genau das ist der Fall. Er steht neben der Heizung :/ ist 1x/Woche gießen ok?

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Pomophilus  05.01.2020, 20:50
@Jaros

Gib ihm jetzt etwas, so dass die Erde feucht, aber nicht nass ist, und dann so halten, nicht nach Zeit, sondern nach Bodenzustand gießen!

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Heklamari  05.01.2020, 20:38

Unbedingt kühl stellen, er darf jetzt noch nicht austreiben! Erst März/April.

Kann sein, er übersteht diesen zu frühen Austrieb nicht.... Sorry, aber ne Birne gehört NICHT INS HAUS.

DU LEBST JA auch nicht 24/7/365 in der Sauna oder Infrarotkabine....

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Sorry,

der muss raus, in die Kälteperiode -
Setze in in den Garten oder Schütze den Container
damit die Wurzeln nicht zu stark leiden !

Der Neutrieb darf ruhig absterben !

viel glück opi ehrsam