Wie viele Wörter kennt ein durchschnittlicher ca dreißigjähriger Mensch in seiner eigenen Sprache?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das kommt auf die jeweilige Sprache an, das kommt auf das Bildungsniveau des Mannes an; das hat auch mit 30 nicht sehr viel zu tun.

Wie ist der Durchschnitt definiert, wie das "Kennen"? Zählt "eine" und "ein" als EIN Wort - oder als zwei Wörter? Wie werden Ableitungen oder Zusammensetzungen gezählt.

Aktiver oder passiver Wortschatz? Fragen über Fragen...

Die Frage ist so komplex, dass sie sich wohl nicht pauschal beantworten lässt.

Grobe Schätzungen gehen von einem deutschen Wortschatz von bis zu 600.000 Wörtern aus.

Gruß, earnest

habFrage  07.01.2017, 14:38

Lieber earnest, wieso vermännlichst du die Frage? Auch Frauen haben einen großen Wortschatz - will man dem Sprichwort 

"Ein Mann, ein Wort, Eine Frau, ein Wörterbuch" glauben schenken, sogar einen größeren als Männer ;)

Bei kennen würde ich von passivem Wortschatz ausgehen (im Sinne von hat das Wort schon gehört und kann es in einem vorgegebenen Kontext verstehen). Sonst müsste es heißen kennt und kann erklären/anwenden... 

Die 30 Jahre haben höchstens insoweit mit der Frage zu tun, als dass dann die meisten Menschen schon eine abgeschlossene Ausbildung haben also quasi annähernd an ihrem maximalen Leistungsvermögen sein sollten. Wobei es ja immer und überall zum Glück auch Spätzünder gibt. Wie viele Wörter ein Mensch in seiner Muttersprache kennt, hängt hauptsächlich vom Umfeld ab in dem er sich bewegt und von der Herkunftsfamilie (ob die was für seine Bildung tut oder nicht). Jemand der aus einer Familie kommt in der viele Bücher (verschiedene Thematik, Genre) existieren und Lesen und Diskutieren zum guten Ton gehört, kann sicher mehr Wörter als jemand der vor der Glotze (Fußball und Soaps) verwahrlost und der nicht mehr als die letzten Fußballergebnisse liest.

Außerdem spielt auch die Gegend, in der man aufwächst, eine große Rolle (im Grenzgebiet kennt man eventuell mehr Wörter oder wenn man wie ich aus einem Land kommt, wo Deutsch nur von der Minderheit gesprochen wird, ist es noch mal anders. Bei uns haben sich auch ganz alte Begriffe im Wortschatz erhalten und ich kenne meistens sowohl die deutsche als auch die österreichische Bezeichnung für ein Ding. Ich verstehe auch ältere Bibelübersetzungen noch problemlos was die Wörter angeht ;))

Da wahrscheinlich auch jede Sprache unterschiedlich viele Wörter hat, sollte die Frage vielleicht auch lieber heißen "Wie viel Prozent der in seiner Muttersprache existierenden Wörter sollte ein 30 jähriger Mensch kennen?". Dann könnte man auch allgemein antworten und es wäre egal ob die Muttersprache chinesisch, deutsch oder Esperanto ist... Da wäre meine Meinung bei um die 70% schließlich gibt es extrem viele Fachausdrücke aus Bereichen von denen man keine Ahnung hat und wo man sich nicht auskennen kann...

1
earnest  07.01.2017, 14:47
@habFrage

Das sehe ich ähnlich (außer bei der "Muttersprache" Esperanto).

Und die Frauen habe ich nicht separat erwähnt (aber natürlich mit gemeint), weil ich kein Freund des "Genderns" bin.

;-)

1
habFrage  08.01.2017, 04:03
@earnest

was ist denn bei der Muttersprache Esperanto anders?

Ich kenne tatsächlich ein Esperantisten-Ehepaar (er deutscher und sie Polin) wo die Kinder mit der Muttersprache Esperanto aufgewachsen sind weil das die Kommunikationssprache zwischen den beiden war. Natürlich sind diese Kinder sehr vielsprachig aufgewachsen, was ich als großen Vorteil sehe und natürlich gibt es bestimmt nicht viele Menschen, die Esperanto zur Muttersprache haben - obwohl die Sprache richtig super ist. Ich hätte nie gesagt, dass so ein Satz einem Fremdsprachenmuffel wie mir jemals über die Lippen kommen würde, aber Plansprachen bieten schon sehr viele Vorteile. Der größte ist, dass sie nach festen Regeln erdacht wurden, die keine Ausnahmen zulassen und eine sehr einfache Grammatik haben und der Grundwortschatz nur wenige Vokabeln beinhaltet, aus denen man sich den Rest zusammenbasteln kann. 

Mark Twain sagte zur deutschen Sprache: 
"Aufgrund meiner philologischen Studien bin ich überzeugt, dass ein begabter Mensch Englisch (außer Schreibung und Aussprache) in dreißig Stunden, Französisch in dreißig Tagen und Deutsch in dreißig Jahren lernen kann."

Ich hatte das Glück Deutsch als Muttersprache mit der Muttermilch mitzubekommen und kann ihm nur Recht geben. Ich bin zu Esperanto über meinen Master gekommen, da es dort Unterrichtssprache war. Zu erst wollte ich das nicht machen, weil ich 0 Ahnung von Esperanto hatte, aber jemand überzeugte mich da mal probeweise hinzugehen und es war wirklich so: ich konnte den Prof. perfekt verstehen (weil ich eine romanische und eine germanische Sprache spreche und die Wortradikale diesem Sprachraum entliehen sind) ohne je davor Esperanto gehört oder gelesen zu haben. Selbstverständlich konnte ich nicht Antworten, da ich ja keinen aktiven Wortschatz hatte aber die knapp über 1000 Wortradikale hatte ich echt schnell drauf. Schade, dass sich keine internationale Plansprache als 2. Fremdsprache für jeden durchsetzen konnte, dass jeder Mensch seine Muttersprache und diese Sprache lernt - dann könnte man mit jedem kommunizieren (ob man jedem auch was zu sagen hätte, steht auf einem anderen Blatt)

1
earnest  08.01.2017, 06:34
@habFrage

Was bei der "Muttersprache" Esperanto anders ist?

Esperanto wurde als FREMDSprache konzipiert, und es gibt auf der Welt nur ein paar Unentwegte (so möchte ich sie einmal nennen), die diese Kunstsprache als Muttersprache kennen.

Dir ist offenbar entgangen, dass das Diktum des Spötters Mark Twain, man brauche 30 Jahre für die deutsche Sprache, eine ironisch überspitzte Bemerkung ist. Auch die Aussagen zu Englisch und Französisch sind so zu verstehen. 



0
habFrage  08.01.2017, 22:10
@earnest

Natürlich ist mir die Ironie nicht entgangen (ich liebe Ironie und Satire), denn das ist nicht Twains einzige Äußerung in Bezug auf die deutsche Sprache (er hat sie übrigens ganz gut gesprochen) aber es unterstreicht ziemlich genau was alle nicht Deutschmuttersprachler denken, wenn sie sich abmühen Deutsch zu lernen. UNd Ironie hat nur dann Sinn, wenn sie ein Körnchen Wahrheit in sich birgt.

Aber Fakt ist, dass die deutsche Sprache eine so komplizierte Grammatik und Rechtschreibung hat, dass sie selbst Muttersprachler regelmäßig in die Verzweiflung treibt und gerade bei Artikeln oft völlig unlogisch/willkürlich erscheint wie sie gesetzt werden (das Mädchen ist eindeutig weiblich aber das Nomen ist sächlich...). Es gibt noch viele solche Nettigkeiten, die ein Ausländer wirklich schwer begreifen kann. Ich weiß wovon ich rede, weil ich Jahre lang in Rumänien an einer deutschen Schule auf deutsch unterrichtet habe und gesehen habe, welche Schwierigkeiten meine Schüler mit unserer geliebten Sprache hatten (die sie mühselig im Kindergarten zu lernen begonnen hatten und die zu Hause rumänisch sprechen). 

Sicherlich ist Esperanto als Zweit- und nicht als Muttersprache konzipiert und mit Sicherheit viel schneller lernbar als jede Nichtplansprache. Wenn der Lerner eine romanische und eine germanische Sprache spricht, lernt sie sich quasi von selbst - weil man die Wortradikale dann schon aus einer bekannten Sprache kennt. Und jeder nicht-Asiat spricht ja entweder eine romanische oder eine germanische Sprache und im Idealfall aus jeder Gattung eine...

1
earnest  08.01.2017, 22:21
@habFrage

OK.

Du nimmst es mir aber hoffentlich nicht übel, dass ich mir angesichts des Fettdrucks des Zitats und einer nicht vorhandenen erklärenden Bemerkung nicht sicher sein konnte, ob du die humoristische Übertreibung erkannt hattest...

0
habFrage  08.01.2017, 22:24
@habFrage

PS: Meine Wahrnehmung deckt sich auf jeden Fall mit Twains. Zumindest die 12 Pflichtschuljahre + Kindergarten reichen einem Ausländer nicht um Deutsch wirklich perfekt zu lernen. Allerdings sprechen sie es dann schon so, dass man sie gut verstehen kann (aber Artikelfehler und andere Kleinigkeiten bleiben trotzdem)

0
habFrage  08.01.2017, 22:25
@habFrage

Dir nehme ich so schnell gar nichts übel. Du hast von der anderen Frage noch eine Menge Kredit bei mir ;)

1
earnest  08.01.2017, 22:31
@habFrage

Was ist "perfekt"?

Ist das nicht ein zu hoher Anspruch?

Mein Englisch ist gut, wahrscheinlich sogar sehr gut, aber nicht perfekt.

Nicht einmal mein Deutsch ist perfekt.

0
habFrage  09.01.2017, 18:47
@earnest

Da hast du Recht! Aber halt so gut, dass man den Unterschied zum Muttersprachler nicht mehr erkennt (besonders wenn die Landessprache eine andere ist). 

0
earnest  07.01.2017, 18:53

Danke für den Stern!

0

Das kommt voll auf den Mensch (Bildungsweg) und die jeweilige Sprache an. In Spanien ist es z.b. essenziell und dafür eine leichte Grammatik und in deutsch weniger Wörter (trotzdem lassen komplexe und Fachbegriffe einen kompetenter wirken) aber dafür hat deutsch eine verdammt harte Grammatik.

Zu deiner Frage: Ein Muttersprachler sollte aber zumindest ein Wörterbuch (der jeweiligen Sprache) in die Hand nehmen können und zumindest die Hälfte verstehen, und / oder mindestens 75% richtig interpretieren können.

earnest  06.01.2017, 19:51

Deutsch hat sehr VIELE Wörter. 

Schätzungen gehen da bis zu 600.000.

An welches Wörterbuch hattest du denn gedacht - Basisvokabular, Großwörterbuch? Und was meinst du mit "interpretieren"?

Deine Kriterein sind leider sehr schwammig.

0
MKSK2402  06.01.2017, 23:03

Also ein Deutscher sollte nen Duden nehmen können und mindestens die Hälfte der Wörter oder deren Wortfamilie kennen. Mit interpretieren meine ich, wenn er das Wort nicht kennt aber kontextbezogen die Bedeutung verstehen kann oder generell durch ähnliche Begriffe das Wort noch verstehen kann. Und wegen dem Wortschatz: ein deutscher kann muss und kann auch nicht alle 600.000 Wörter. Genauso muss ein Japaner auch nicht alle 80.000. Kanji können welche keine eindeutigen Bedeutung haben. Viele in meiner Klasse kennen auch viele Wörter nicht weswegen sich das ungefähr bei der Hälfte ergeben sollte. Es gibt auch sehr viele ältere Begriffe wie z.b. "zappen" oder im japanischen können auch viele Kanji gut lesen aber nur wenige schreiben. Es kommt im Endeffekt eher auf die Sprachschwierigkeiten (Grammatik, Verständnis, Akzente, etc,) an als auf das Vokabular.

0
earnest  07.01.2017, 18:55
@MKSK2402

Warum nicht mindestens drei Viertel? Der Duden von 1996? Der von 2015?

Deine Kriterien sind völlig wilkürlich.

0