Wie viel ATP entsteht pro Wassermolekül bein der lichtabhängigen Reaktion?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

1-1,5 ATP

der Anfang ist gut, aber dann weicht es ab

Und da sie ATP synthase ja pro herausströmendes Proton ein ATP synthetisiert, 

das stimmt nicht. Das Verhältnis ist nach Literatur 4 : 1, H+ : ATP. Sie braucht also 4 H+ für 1 ATP. Siehe hier 3. Zeile Chloroplasten:

https://de.wikipedia.org/wiki/ATP-Synthase#ATP-Synthasen_bei_verschiedenen_Organismen

Die ursprüngliche Überlegung ist gut, 2 H+ kommen von der Wasserspaltung und 2 weitere H+ durch das Hereinpumpen über Plastochinon (PQH2), sind 4 H+.

Es kommen allerdings noch weitere H+ in Betracht, die durch den Cytochrom-b6/f-Komplex gesondert hinein gepumpt werden können, durch den sog. "Q-Zyklus". In dem wirkt Cytochrom-b6/f-Komplex ebenfalls als Protonenpumpe und pumpt nochmals bis zu ~2 H+ ins Thylakoid hinein. In Summe also 4-6 H+ pro H2O.

Viele Abbildungen gehen da nicht drauf ein. Hier ist es pro freigesetztem O2 (2 H2O) ganz gut dargestellt:

Bild zum Beitrag

Bild: wikipedia, credits: Yikrazuul, CC BY-SA 3.0, link: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6786668

Für 2 H2O gelangen 4 H+ über Plastochinon ins Lumen. Nochmals potentiell bis zu 4 H+ über den Q-Zyklus des Cytochrom-b6/f-Komplexes, sind 8 H+ und 4 H+ aus der Wasserspaltung sind insgesamt bis zu 12 H+ pro 2 H2O.

Für H2O sind es dementsprechend 2 H+ über Plastochinon, nochmals potentiell bis zu 2 H+ über den Q-Zyklus und 2 H+ aus der Wasserspaltung, sind 4-6 H+ pro H2O.

Wir können aber nicht ganz sicher sagen, wie viele H+ am Cytochrom-b6/f-Komplex pro gespaltenem Wasser zusätzlich durch die Membran ins Thylakoidlumen gepumpt werden, da der Q-Zyklus nicht immer voll ausgelastet ist. Das schwankt also zwischen 0 und 2 H+. Da gibt es eine Unsicherheit, je nachdem wie die Elektronentransportkette gerade betrieben wird.

Wenn man nun die ATP-Ausbeute betrachtet:

Sind es pro 2 H2O 8-12 H+ dementsprechend ist die "12 H+" Angabe bei der ATP-Synthase in der Abb. nur hypothetisch, es müsste heißen "8-12". Auf der ATP-Seite wurde das berücksichtigt, es sind nicht 3 sondern 2-3 (~2,5) ATP pro 2 H2O oder pro O2. Wie der auf "2,6" kommt, weiß ich nicht, ist aber auch egal. Das hat der Zeichner zwar in der ATP-Ausbeute berücksichtigt, es ergibt sich aber nicht aus den Zahlenverhältnissen der angegebenen H+.

Pro H2O sind es 4-6 bei vollem Q-Zyklus 6 H+ sind bei 4 H+ / ATP = 1,5 ATP.

und davon scheinen die Angaben in der Literatur meistens auszugehen:

Im Internet steht aber überall, dass pro 12 H2O 18 ATP, also 1,5 ATP pro Wassermolekül emlntstehe.

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologielehrer SI/II a. D.
 - (Biologie, Pflanzen, Bio)
Startill 
Fragesteller
 18.04.2023, 00:36

Dann ist die ATP synthase in den Mitochondrien aber deutlich stärker und schafft ein ATP pro Proton.

Oder pumpen die Proteinkomplexe je 4 Protonen pro 2 Elektronen?

1
CliffBaxter  18.04.2023, 10:52
@Startill

nicht viel stärker, denn auch bei ihr gilt, dass sie kein ATP pro Proton schafft. Sie muss sich einmal um 360° drehen, um 3 ATP zu bilden und dafür braucht sie mehr als 1 Proton. Wenn man in die oben verlinkte Tabelle schaut:

https://de.wikipedia.org/wiki/ATP-Synthase#ATP-Synthasen_bei_verschiedenen_Organismen

sind es in Mitochondrien von Hefe 3,3 H+ pro ATP

Das liegt daran, dass der Ring, der die Umdrehung durch Protonenfluss antreibt, der sog. c-Ring bei verschiedenen ATP-Synthasen verschiedene Dimensionen hat. Man kann sich das wie ein Wasserrad vorstellen, das z.B. ein Hammerwerk antreibt: https://workupload.com/file/9WfxBYT7MLq

Das Wasserrad schafft auch nicht durch Füllen eines Fächers eine ganze Drehung, sondern durch Füllung von x Fächern. Jetzt kann man sich statt des Wassers Kugeln (Protonen) vorstellen, die in die Fächer gelangen und das Rad antreiben. ATP-Synthase von Mitochondrien hat 10 Fächer für eine Vollumdrehung. Sie nimmt also 10 H+ auf und dreht die ATP-Synthase dabei um 360° wodurch sie 3 ATP erzeugen kann. Das sind 3,3 H+ / ATP.

Bei Säugetieren, also auch uns Menschen, ist der c-Ring offenbar optimiert worden und besteht nur noch aus 8 Fächern. Unsere ATP-Synthase ist also in der Tat effektiver geworden, denn sie benötigt je Volldrehung nur noch 8 H+ und erzeugt damit 3 ATP, das sind 2,7 H+ pro ATP. Aber um auf 1 H+ pro ATP zu kommen, wäre mir keine ATP-Synthase bekannt.

je 2 Elektronen werden beim NADH+H+ in der Atmungskette insgesamt 10 H+ durch die innere Mitochondrienmembran gepumpt. Das reicht für die Bildung von 3 ATP. Wir gehen jetzt mal allgemein von dem Wert der Hefe aus, mit einem c-Ring aus 10 Untereinheiten. Das ist der übliche Literaturwert.

Das FADH2 überträgt seine Elektronen erst später, unter Auslassung von Komplex I, auf Komplex II (Ubichinon) in die Atmungskette. Da Komplex I der NADH-Dehydrogenase-Komplex 4 H+ pumpt und beim FADH2 nicht beteiligt ist, sind es beim FADH2 -4 H+ weniger, dementsprechend nur 6 H+ die über die innere Membran gepumpt werden.

LG

1