Wie verhaltet ihr euch bei Krankenwagen mit Martinshorn hinter euch?

3 Antworten

Wie übersichtlich war die Straße denn?

An unübersichtlichen Kurven kann man bekanntermaßen nicht überholen. Es ist niemandem geholfen, wenn dann plötzlich Gegenverkehr kommt und ggf. ein Unfall passiert. Und wenn dann vor einem ein Verkehrsteilnehmer anhält, hat man als Rettungsfahrer die Wahl, ob man's auf gut Glück mit der Gegenfahrbahn und potentiellem Gegenverkehr versucht, oder ob man hinter dem anderen wartet bis er gemerkt hat, dass er noch um die Kurve herum fahren muss...

Das wäre so meine Erklärung, warum der Fahrer vielleicht gerne auf deiner Spur hätte bleiben wollen.

Ansonsten verschätzen sich weniger erfahrene Fahrer auf langen Geraden auch gerne mal, wie früh sie zum Überholen rausziehen müssen, damit das mit der Vorbeifahrt am haltenden Verkehrsteilnehmer nicht zu knapp wird. Ich war damals auch öfters mal überrascht, wie schnell die Distanz kleiner wurde.

Das verhalten sollte Situationsgerecht sein. In deinem Fall Rechts ranfahren und den Rettungswachen vorbeifahren lassen. Wenn Du weit rechts weiter fährst braucht das Rettungsfahrzeug zu lange zum Überholen und es könnte Gegenverkehr kommen.

Keine Scheu Stoppschilder oder Ampeln zu überfahren, wenn ihr andernfalls den Weg blockiert. Uhrzeit notieren und im Fall eines Blitzers Einspruch und Sachverhalt schildern. Selbstverständlich Vorsichtig und langsam in den Kreuzungsbereich einfahren. Andere dürfen nicht gefährdet werden.

Wenn du siehst, das die hinter dir fahrenden Fahrzeuge nicht ausweichen können, dann bleib nicht rechts stehen, sondern rücke vor.

Das sind nur mal ein paar Beispiele.Einfach versuchen mitzudenken, wie das Rettungsfahrzeug besser an Dir und anderen vorbeikommt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich verhalte mich so, dass er so schnell wie nötig voran kommt. Egal was dafür nötig ist.

RedPanther  05.05.2022, 15:14

Naja, du darfst weder dich selbst, noch andere gefährden.

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RedPanther  05.05.2022, 17:12
@StefanAumueller

Stellen wir uns vor, der Rettungswagen fährt zu einem mutmaßlichen Herzinfarkt.

Und jetzt wird die Besatzung Zeuge eines Verkehrsunfalls, z.B. weil jemand beim Platzmachen sein Hirn abgeschaltet und etwas gefährliches versucht hat. Was passiert? Der Rettungswagen muss anhalten und Hilfe leisten. Der mutmaßliche Herzinfarkt muss dann warten, bis ein anderer Rettungswagen zu ihm kommt. Die Wartezeit wird definitiv länger sein, denn wenn es ein Rettungsmittel in kürzerer Entfernung gegeben hätte, wäre das hingefahren.

Du willst mir nicht ernsthaft erzählen, dass diesem Menschen dann besser geholfen ist, als wenn der Verkehrsteilnehmer etwas langsamer, dafür aber ohne Eigengefährdung zur Seite gefahren wäre.

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StefanAumueller  05.05.2022, 17:32
@RedPanther

Gerade bei Herzinfarkt kann jede Sekunde entscheidend sein und ich gehe mal davon aus, wenn ein Krankenwagen mit Blaulicht fährt hat er es sehr eilig.

Wenn ich aber ein minimales Risiko eingehe und mal ausnahmsweise 20 Km/h zu schnell fahre, (für einen kurzen Moment) kann das lebensrettend sein. Ich denke das Risiko ist dabei überschaubar. Es gibt Leute die machen das jeden Tag ohne Krankenwagen im Nacken.

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RedPanther  05.05.2022, 17:52
@StefanAumueller
Gerade bei Herzinfarkt kann jede Sekunde entscheidend sein

Die Praxis sagt, dass es in vielleicht einem von 10.000 Fällen vorkommt, dass eine Minute hin oder her einen signifikanten Unterschied bei der Überlebenschance macht. Dass man mit Sonderrechten fährt, liegt nicht daran dass es auf jeden Fall schnell gehen muss, sondern ist eine Sache des Prinzips, die Hilfe so schnell zu bringen wie es eben möglich ist.

Allein schon, weil sich bei 80 % aller Einsätze, die nach dem Motto "nicht auszuschließen, dass es was Schlimmes ist" mit Sonderrechten alarmiert und angefahren werden, die Situation vor Ort als relativ harmlos herausstellt.

Dieses "Doch plötzlich: ein Einsatz! Jetzt geht es um jede Sekunde! Paul schaltet Blaulicht und Sirene ein und gibt Vollgas..." kannst du getrost dem Erzähler im Fernsehen überlassen.

und ich gehe mal davon aus, wenn ein Krankenwagen mit Blaulicht fährt hat er es sehr eilig.

Es wird "großzügig" mit Sonderrechten gefahren. Wenn der Disponent nicht 100% sicher ist, dass der Fall harmlos ist, wird der Rettungswagen mit Sonderrechten losgeschickt. Wie gesagt, es geht mehr ums Prinzip als darum, ob die gesparte Zeit nun wirklich einen Unterschied macht.

Wenn ich aber ein minimales Risiko eingehe und mal ausnahmsweise 20 Km/h zu schnell fahre, (für einen kurzen Moment) kann das lebensrettend sein.

Ja. Und wenn dabei etwas schief geht und der Rettungswagen wegen dir anhalten muss, kann es genausogut den Tod des ursprünglichen Patienten bedeuten.

Ich denke das Risiko ist dabei überschaubar.

Wenn du die Regeln missachtest, um dem Rettungswagen Platz zu machen, solltest du nicht denken dass dabei schon alles gut gehen wird, sondern du solltest dir diesbezüglich absolut sicher sein.

Denn egal, ob es für den Rettungswagen hinter dir nun auf eine Minute hin oder her ankommt: Wenn er wegen eines Unfalls erstmal anhalten muss, ist die Verzögerung länger.

Es gibt Leute die machen das jeden Tag ohne Krankenwagen im Nacken.

Ja. Und dann schauen wir mal in die Unfallstatistiken und stellen fest, dass unangepasste Geschwindigkeit die häufigste Unfallursache ist. Den meisten dieser möchtegern-Rennfahrer ist nicht klar, wie oft ein Unfall schon von purem Glück oder der schnellen Reaktion anderer Verkehrsteilnehmer vermieden wurde.

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StefanAumueller  05.05.2022, 17:56
@RedPanther

Alles klar. Wegen dir werde ich ab jetzt, wenn es nicht anders möglich ist 5 km mit maximal erlaubten 100 km/h vor ihm her fahren. Danke. So mach ich das. 🙂

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RedPanther  05.05.2022, 18:01
@StefanAumueller

Ich habe auf Landstraßen oder innerorts noch nie eine 5 km lange Strecke gesehen, auf der es unmöglich war, einem Rettungswagen das Überholen durch "langsam machen" zu erleichtern oder keine Gelegenheit gab, rechts ran zu fahren. Spätestens an diesen Buchten, wo man reinfahren kann um Gegenverkehr vorbei zu lassen, ist auch das Überholen des Rettungswagens zu ermöglichen.

Einziger Punkt, an dem ich mir sowas vorstellen könnte, wären Autobahnbaustellen, wo eine einzelne Spur auf der Gegenseite geführt wird. Und da hätte ich tatsächlich wenig Bauchschmerzen, wenn jemand 20 km/h schneller fährt als offiziell erlaubt.

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RedPanther  06.05.2022, 15:32
@StefanAumueller

Wenn nötig, sinnvoll und ohne Eigengefährung möglich, ja.

Es hat noch nie jemand behauptet, dass man als Verkehrsteilnehmer das Hirn abschalten darf!

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