Wie umständlcih ist es Hebamme im Ausland zu werden?

3 Antworten

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Es gibt in Deutschland (noch) zwei Wege, den Beruf der Hebamme zu erlernen.

Neben dem Bachelorstudiengang (z.B. in Bochum, Fulda und Berlin) existiert immer noch die althergebrachte Ausbildung an einer der 58 Hebammenschulen im Bundesgebiet und es wird ein Ausbildungsgehalt gezahlt.

Grundsätzlich wird das Hebammenexamen EU-weit anerkannt. Es ist aber formal notwendig, dass die zuständige Behörde des Bundeslandes den im Ausland erworbenen Bildungsabschluss überprüft. So wird sichergestellt, dass die  Ausbildungsinhalte vergleichbar sind und den  Anforderungen des deutschen Hebammenexamens entsprechen.

Für Hebammen aus Nicht-EU-Ländern gibt es nur einen einzigen Anpassungslehrgang in Rotenburg an der Wümme.

Hebammen werden händeringend gesucht - ob nun von Kliniken, Praxen oder auch Behörden. Im freiberuflichen Sektor sieht es noch schlechter aus; in manchen Regionen muss man am Ende des ersten Trimenons eine Hebamme zur Wochenbettbetreuung gefunden haben, sonst geht man leer aus.

Eine Hebamme für eine außerklinische Geburt zu finden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Der Beruf der Hebamme ist nicht immer Friede-Freude-Eierkuchen, süße Babys, selbstbestimmende, kraftvolle Gebärende und glückliche Mütter...

Als Hebamme begleitest du auch Geburt mit weniger schönem Ausgang; stille (Tod- oder Fehl-) Geburten, Geburten von behinderten oder missgebildeten Kindern bis hin zu nicht mit dem Leben zu vereinbarende Fehlbildungen, dramatische Notfälle unter der Geburt mit Bedrohung des Lebens von Mutter und Kind, Geburten von unerwünschten Kindern...

Du kommst mit sämtlichen Ausscheidungen in Berührung; Blut, Fruchtwasser, Urin, Kot, Erbrochenes... Nicht jede werdende Mutter ist frisch geduscht, wohlduftend und gut gepflegt...

Nicht selten kommst du mit bakteriellen und viralen Infektionen und Pilzerkrankungen in Kontakt; Syphilis, Toxoplasmose, Gonorrhoe, Chlamydien, Varizellen, Masern, Mumps, Tuberkulose, B-Streptokokken, Röteln, Cytomegalie, Herpes simplex, Hepatitis B und C, HIV, Humanes Papillomavirus...

Du arbeitest als angestellte Hebamme im Schichtdienst; nachts, am Wochenende, an Feiertagen..., springst bei Krankmeldungen häufig ein und machst oft Überstunden, immer mehr Schreibkram und weniger Zeit für die
eigentliche Hauptaufgabe und das alles bei chronischer Unterbesetzung...

Du arbeitest als freiberufliche Hebamme schlecht bezahlt, in einer ungeklärten Versicherungsproblematik und in Dauerbereitschaft...

Im Krankenhaus wirst du nach Tarif bezahlt (etwa gleich einer Krankenschwester) und arbeitest bei Vollzeit 38,5 Stunden, freiberuflich rechnest du über die Gebührenverordnung mit den Krankenkassen ab - das entspricht in etwa dem Mindestlohn.

Es ist ein stressiger, verantwortungsvoller, manchmal auch trauriger und unterbezahlter Beruf und er ist vielfältig, erfüllend und wunderbar.

Auf jeden Fall - sowohl um einen Einblick in den Beruf zu erlangen als auch um deine Chancen bei deiner Bewerbung für einen Ausbildungsplatz zu erhöhen - empfehle ich dir ein mehrwöchiges Praktikum. Das kannst du z.B. im Krankenhaus, in einer Hebammenpraxis, im Geburtshaus und/oder bei einer freiberuflichen Hebamme machen.

Schau auch mal unter http://www.ausbildung-hebamme.de/

Alles Gute für dich und viel Erfolg!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme
isebise50  27.07.2020, 22:06

Vielen Dank für deinen Stern!

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Grundsätzlich im gesamten EU-Raum. Der Abschluss an einer Fachhochschule in 'Bachelor of Science in Midwifery' bekommst du, zusammen mit einer Berufsbefähigung

Das ist EU-weit geregelt, jede Hebamme hat dann dieselben Mindestzahlen an Betreuungen erreicht. Auch Grundzüge der Studieninhalte sind vorgegeben. 

So kannst du dich auch an Schulen im Ausland bewerben. 

Danach gehst du zurück nach Deutschland, dich für Stellen bewerben, bekommst einen Job. Wenn du dich selbstständig machen willst, oder je nach Land, wenn man dort beginnen will zu arbeiten, benötigt man auch eine Übersetzung und Bestätigung des Zertifikats (vom Hebammenverband oder vom Bundesland).  Dies ist aber eine reine Formalität

Dein Studium kannst du in Kanada oder Neuseeland auch machen, aber du hast nachher höhere Hürden, dass das Zertifikat anerkannt wird. Je nachdem musst du dann wieder eine Art 'Praktika' machen, damit man sieht, dass du die wesentlichen Inhalte beherrschst. 

Ich würde dir also empfehlen, dein Studium in der EU zu machen. Momentan kannst du das auch noch in GB, je nachdem wie sich das entwickelt, wirst du dein Zertifikat auch noch ganz leicht anerkennen lassen können. 

Deutschsprachige Alternativen sind  Österreich und die Schweiz. Und ja, das Beschriebene gilt auch für die Schweiz.

Viel Erfolg,  
Jean-Louise

PinkBrain 
Fragesteller
 14.06.2017, 17:49

Nur noch einmal zum nachfragen, dass ich es richtig verstanden habe: Ich kann meine Ausbildung bzw mein Studium EU weit machen und es wird mir IMMER anerkannt, wenn ich denn bestanden habe und noch ein paar Formualre ausgefüllt habe ?

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JeanLouiseFinch  14.06.2017, 18:25
@PinkBrain

Wenn das Studium den Richtlinien entspricht, dann ja. Der Titel  'Bachelor of Science in Midwifery' ist EU-weit derselbe, es gibt Kennzahlen, die es zu erfüllen gilt. (So beispielsweise Betreuung von 100 Schwangerschaften, 40 aktive Teilnahmen bei Geburten, 100 Wochenbettbetreuungen; Du hast in der Ausbildung dann ein EU-Heft, wo du deine Betreuungen eintragen und Zählen musst). 

Diese Zahlen gelten aber auch für viele deutsche Hebammenschulen ohne akademischen Titelerwerb. Im Rahmen des Bachelorstudiengangs, der anerkannt wird, geht es auch darum, dass du diese Kennzahlen erreichst. Du kannst mir auch gerne mal den Link einer Schule schicken, die für dich in Frage kommt, wenn du möchtest :)

Je nach Studium, dauert die Ausbildung dann aber 4 Jahre. Ob und wieviel Bezahlung du in dieser Zeit erhältst, ist von Land zu Land unterschiedlich. 

Anerkannt wird dir das Studium dann gleich. Jedoch häufig erst, nachdem du das Diplom in den Händen hältst. Das ist manchmal dann erst ganz am Ende des 8. Semesters, also Mitte September, obwohl du Ende Juli schon fertig bist. In dieser Zeit kannst du im Ausbildungsland problemlos weiterarbeiten, anerkannt wird es im Ausland jedoch erst, nachdem du die entsprechenden Papiere nachweisen kannst. 

Möchtest du dich in einem deutschen Krankenhaus anstellen lassen, dann kannst du das gleich mit deinem Diplom tun, ob du das zusätzlich vom Verband anerkennen lassen musst, denke ich eher nicht, wenn dann ist es reine Formalität. Deutsche Hebammen müssen in der Schweiz beispielsweise wirklich nur eine ganz normale Bewerbung schreiben.  
Aber du musst halt den Sommer über warten, bis du das Diplom hast. 

Willst du gleich in Deutschland freiberuflich arbeiten, dann musst du auch da gewisse Zahlen nachweisen können. So frei heraus kann ich es dir nicht sagen, aber in Deutschland sind es eine gewisse Anzahl Stunden, die du freiberuflich mit einer anderen Hebamme begangen haben musst. (Ich habe da eine Zahl so um die 300 Stunden im Kopf, aber schau da lieber nochmals nach.) Einen Teil davon kannst du im Rahmen von Praktika machen. Was du davon nicht gemacht hast, kannst du auch in studienfreien Zeiten machen. Das sollte auch in deiner Heimat gehen, da deine Bezugshebamme sowieso die ganze Verantwortung trägt. Die Zeiten, wo du mitgelaufen bist, musst du dir dann einfach bestätigen lassen. So sollten 300 Stunden auch gut während der Ausbildung möglich sein. 
Hier brauchst du dann aber zwingend die Anerkennung deiner Diplome durch den Verband. Beispielsweise um eine Abrechnungsnummer bei der Krankenkasse zu beantragen. Aber auch das ist eine reine Formalität, wenn du die Anforderungen erfüllt hast, die im entsprechenden Land für die Freiberuflichkeit gelten. 

Viel Erfolg, 
Jean-Louise

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schwierig wird es wohl, wenn die Hebammen keine Haftpflichtversicherungen mehr bekommen. Hier gibt es mittlerweile schon Zuschüsse. Das ist hier zu Lande schon so, wie mag es erst mit Haftung im Ausland sein ?