Wie soll ich mit meinen Eltern als transgender umgehen?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich schließe mich hier Shrimmy an. Dass deine Mutter dich als egoistisch bezeichnet, ist vollkommener Unsinn. Entsprechend des Geschlechts angesehen werden zu wollen ist vollkommen normal und verständlich (sonst wäre dies ja nicht eines der Hauptziele bei einer Therapie für Trans*Personen), es ist aber absolut nicht verständlich, eine Trans*Person trotz ihres Unwohlseins damit permanent an ihr biologisches Geschlecht zu erinnern.

Aber wie soll ich denn nett/verständnisvoll reagieren, wenn sie Sachen erzählt, wie dass sie einen Grabstein für ihre Tochter anlegen muss,

Diese "Tochter" hat ja eigentlich nie existiert. Du kannst ihr sagen, dass das ziemlich beleidigend ist, weil sie damit dich meint und dich so einerseits als weiblich bezeichnet und andererseits auch als tot. Es ist nicht schön, für jemand lebendigen ein Grab zu errichten.

Und wenn deine Mutter sagen will, dass diese "Tochter" eine andere Person ist, dann macht sie sich selbst etwas vor, dann ist das eine ausgedachte Person.

Die Trauer um eine ausgedachte Person lässt sich normalerweise nicht vergleichen mit dem Leidensdruck einer Trans*Person, weshalb man dich eindeutig nicht als egoistisch bezeichnen kann. Falls deine Mutter vergleichbar stark trauert, dann kommt das, vermute ich, schon sehr nah an eine psychische Störung.

dass sie teilweise meine weiblichen Klamotten behalten will etc.

Solange sie die Klamotten jetzt nicht bei euch zu Hause aufhängt oder dir ständig zeigt, ist das denke ich in Ordnung. Soll sie eben im Privaten diese Kleidung besitzen. Solange das dich nicht stört (wobei in diesem Fall dann wie gesagt deine Gefühle wohl schwerwiegender sind), und solange sie davon nicht besessen ist, stellt das denke ich kein großes Problem dar.

Ein großes Problem ist auch, dass ich mir morgen die Haare kurz schneiden lassen will. Sie will meinen Zopf zur "Erinnerung" behalten. 

Das finde ich dann schon wieder merkwürdiger. Alte Kleidung kann ja möglicherweise an glückliche Kindheitstage (von dir) erinnern, aber man hebt doch keine Haare auf. Wie soll das denn beim Friseur ablaufen (falls du dir die Haare bei einem professionellen Friseur schneiden lässt), möchte sie dann sagen, dass die Haare bitte in einem Stück abgeschnitten und ihr gegeben werden sollen?

Haare sind nichts einmaliges, deine Haare kann sie auch auf deinem Kopf sehen. Wenn sie die Möglichkeit hätte, deine gesamte Frisur als eine Art Perücke zu erhalten, wäre es ja als Erinnerungsstück noch einigermaßen verständlich, aber an einem Zopf kann man gar nicht erkennen, wie jemand tatsächlich aussah.

Du kannst deiner Mutter auch sagen, dass sie dir das alles eigentlich gar nicht mitzuteilen braucht. Wenn sie unbedingt um jemanden trauern muss, dann kann sie das ja machen, aber sie muss dir das ja dann nicht unter die Nase reiben. Denn das ist dann egoistisch - zu denken, dass jeder ihr zuhören muss und die möglicherweise viel schwerwiegenderen Probleme der anderen irrelevant sind.

Und falls deine Mutter meint, dass es ein Teil ihrer "Trauer" ist, dich "noch" als weiblich zu bezeichnen, dann kannst du ihr sagen, dass man ja auch nicht um einen verstorbenen Verwandten (der Vergleich mit dem Tod kommt von ihr) trauert, indem man so tut, als sei dieser noch da.


chaospainter 
Fragesteller
 05.04.2021, 18:24

Wow das sind echt viele Ratschläge vielen Dank für deine Mühe!

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Noway725  21.01.2022, 06:52

Diese Kommentare sind überwiegend schon zum Abwinken ...

Und ja : egoistisch. Immer nur von Euch selbst zu reden und Eurem Leiden, wie schwer das doch alles ist.

Sowenig wie Ihr Eure Gefühle steuern und auf Knopfdruck an- bzw. abschalten könnt, sowenig kann das auch jemand anderes. Und dass ein/eine Jugendliche(r) meint, so selbstüberzeugt zu urteilen, welches Verhalten dieser Mutter ok. ist und welches nicht, zeugt nicht von Toleranz sondern von Egozentrik, purem Egoismus.

Die Menschen unterscheiden sich dadurch vom Tierreich, dass sie mit ihren Nachkommen eine lebenslange Bindung haben - und da spielen Gefühle wie Zuneigung und Liebe sehr wohl eine Rolle. Und was auch normal ist : es tut weh, wenn man als Eltern ein Kind zur Welt gebracht, mit Liebe und Verantwortungsbewusstsein jahrelang begleitet und erzogen hat und dieses Kind dann vom Sohn zu einer Tochter gendert oder umgekehrt - das ist erstmal ein Schock ! Ob's Euch gefällt oder nicht.

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loadingInfo  21.01.2022, 13:56
@Noway725

Wie ich mit meinem Satz

Die Trauer um eine ausgedachte Person lässt sich normalerweise nicht vergleichen mit dem Leidensdruck einer Trans*Person, weshalb man dich eindeutig nicht als egoistisch bezeichnen kann. 

schon auszudrücken versuchte, geht es mir um die Verhältnismäßigkeit. Es ist erwiesen, dass Trans-Personen ein über 5-fach erhöhtes Suizidrisiko im Vergleich zu anderen haben. Bei Eltern von Trans-Personen gibt es solche Zahlen meines Wissens nach nicht.

Sicher könnte man im Regelfall auch über den Umgang der Eltern mit der Transition reden, aber die Mutter des Fragestellers schien mir nicht gewillt zu sein, ein sinnvolles Gespräch zu führen, sondern sie will

um ihre "Tochter" trauern

und

einen Grabstein für ihre Tochter anlegen.
es tut weh, wenn man als Eltern ein Kind zur Welt gebracht, mit Liebe und Verantwortungsbewusstsein jahrelang begleitet und erzogen hat und dieses Kind dann vom Sohn zu einer Tochter gendert oder umgekehrt

Das ist eine Aussage, die ich nicht ganz verstehe. Sicher ist es

erstmal ein Schock

, aber außer dass man die geglaubte Tochter nun als Sohn und mit entsprechenden Formulierungen bezeichnen sollte (was die Mutter des Fragestellers scheinbar nicht tat), ändert sich ja im Umgang mit dem Kind nichts. Das Einzige (das mir einfällt), was möglicherweise "weh tut", ist der Gedanke, dass das Kind mit einem Leidensdruck kämpft, und das beste, was man dann tun kann, ist das Nutzen der (hier) männlichen Formulierungen.

Es ist immernoch dasselbe Kind. Man wird nicht durch mangelnde(s) Liebe und Verantwortungsbewusstsein der Eltern Trans. Es ändert nichts an der Zuneigung zueinander (sollte es zumindest nicht). Natürlich machen sich die Eltern Sorgen, aber das sollte sich eben nicht in einem "Grabstein für die 'Tochter' " ausdrücken.

Falls es vernünftige Gründe dafür gibt, das Kind, obwohl man weiß, dass es sich dabei unwohl fühlt, noch als (hier) Tochter zu bezeichnen, denke ich gern noch einmal darüber nach, aber bis dahin sehe ich keinen Grund, das nicht für egoistisch zu halten.

Hier noch ein paar Studien, um meine Aussagen zu untermauern:

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Ich würde mit deiner Mutter das Gespräch suchen und sagen, dass sie sehr wohl trauen darf (ist sicher nicht ein leichter Schritt), aber auch akzeptieren sollte, dass du nicht immer an die Person erinnert werden willst, die du nie wirklich warst. Dein Charakter ändert sich ja nicht.
Sag am besten ganz offen, dass du verstehen kannst, dass es schwer für sie ist, du im Leben aber weitergehen willst ohne die ganze Zeit das Gefühl zu bekommen du bist der Grund für ihr Leid.
ich wünsche dir noch viel Glück!

Es ist wichtig, dass sie versteht dass du eigentlich immer noch derselbe Mensch bist. So wie sie sich jetzt fühlt, denkt sie ihre Tochter wäre für immer gegangen und ein ganz neuer Mensch wäre an ihre Stelle getreten.

Du kannst nur versuchen deine Mutter im Gespräch zu überzeugen das sie dafür aber ja einen liebenswerten und ganz tollen Sohn bekommt. Ich hoffe das deine Mutter zur Vernunft kommt und es einfach akzeptiert.

Von Experte loadingInfo bestätigt

Hallo,

Also die einzige Person die sich, laut deiner Aussage, egoistisch verhält ist deine Mutter.

Selbst wenn sie Probleme damit hat, dass du eigentlich ein Junge bist, sollte sie doch so erwachsen sein und dich in deiner Entscheidung unterstützen und nicht so eine (sorry für die Aussage) "Freakshow" abziehen indem sie am liebsten einen Grabstein für ihre "verlorene Tochter" anlegen würde.

Zumal sie dich nicht verloren hat, sondern du endlich du selbst sein kannst/willst und daran absolut nichts verwerfliches ist.

Ich denke da hilft nur reden.

Wie steht dein Vater zu der Sache? Versuch ihn auf deine Seite zu ziehen indem du ihm ganz ehrlich erzählst wie du dich (behandelt) fühlst (ich hätte an seiner Stelle, deiner Mutter schon längst "die Wacht" angesagt).

Such auch das Gespräch mit deiner Mutter und erkläre ihr wie du dich fühlst und lass dich nicht in die "du bist egoistisch" Ecke drücken. Erzähl ihr ernst und ruhig wie du dich fühlst und dass es ganz schön verletzend ist, dass sie dich nicht so akzeptiert wie du bist und....um etwas provokanter zu werden, da musst du aber abwägen, dass sie ihre "Tochter" nicht verloren hat aber ihr Kind auf kurz oder lang verlieren wird, wenn sie so weiter macht.

Wenn es überhaupt nicht mehr geht, bleibt dir noch die Möglichkeit zu warten bis du 18 bist um dann finanziell so weit unabhängig zu werden, dass du dir eine eigene Wohnung suchen kannst.

Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute.

LG