Wie sinnvoll ist ein Lehramtsstudium wirklich?

3 Antworten

>Zum Beispiel sind die Lehramtsstudien in Informatik, Physik, Mathematik und Chemie extrem theorielastig und man lernt kaum etwas aus der echten Praxis von Physikern, Chemikern, Informatikern, usw.

Das was man im Sudium lernt, ist aber genau die Praxis...das eigentliche Problem ist, dass man eigentlich 1000 mal mehr lernt, als man an Schulstoff eigentlich durchnehmen kann und man in der Schule gerade mal an der Oberfläche kratzt. Das ist einerseits gut, denn man muss schon deutlich mehr wissen als ein Schüler, um sich in eine Klasse zu stellen, andererseits hat man als Lehrer größtenteils aber mit anderen Problemem zu tun, die man im Studium nicht lernt.

>Ein Schulfach sollte ja Schülern auch einen gewissen Realitätsbezug bieten und deshalb wäre es eigentlich sinnvoll, wenn in den MINT-Fächern speziell Praktiker*innen zum Einsatz kommen

Wie definierst du "Praktiker"? Wenn jamand Mathematik oder Chemie studiert, hat er jede Menge Praxis in seinem Fach. Was meinst du da also? Wir brauchen ja keine Lehrer, die 10 Jahre lang Reagänzgläser (Praxis) geputzt haben, dafür muss man nicht studiueren und kann auch nicht unterrichten.

>Ich habe das Gefühl, dass unser Lehrer*Innen-System bzw. unser Schulsystem kaum hinterfragt wird und noch immer alles so gemacht wird, wie das schon vor hunderten von Jahren gemacht wurde.

Ist in Österreich leider zu 100% der Fall. Das liegt aber am Schulsystem und nicht am Studium. Das Schulsystem ist total verrottet und gehört eigentlich entrümpelt, und zwar radikal. Das kann aber nicht passieren, da schon bei jedem kleinsten Änderungswunsch über den man bloß mal nachdenkt sofort die Lehrergewerkschaft amok läuft. Und so bleibt es wie es ist: ein System, wo Schüler die Feinde sind gegen die mit schweren Geschoßen angekämpft wird - notfalls auch bis zum Schülerselbstmord (hauptsache der Lehrer hat am Ende Recht). Gefördert werden Unterwürfigkeit, Gehorsamkeit, Auswendiglernerei,... und auf der Strecke bleben Kreativität, Föderung von Eigeniniative und Schulung im sozialen Verhalten. So wie es halt auch vor 100 Jahren war...

Andererseits muss man dem aber entgegen halten, dass wirklich viele Schüler (ohne nun verallgemeinern zu wollen) wirklich sehr faul sind und kaum Interesse zeigen, etwas verstehen zu wollen oder völlig ungewillt sind, sich auch nur auf ganz geringem Niveau mit einer Sache zu befassen. Das liegt teilweise wohl an unserer Zeit, wo man kaum noch in Bücher schaut und alles, was man nicht in zwei Minuten über You-Tube gebacken bekommt als viel zu kompliziert ansieht.

Wenn ich schaue, was heutzutage alles in HTLs herumläuft, kommen mir Zweifel, ob mir meine Pension noch wer bezahlen kann. Ich kenne Schüler die die 4. Klasse einer HTL besuchen, und nicht in der Lage sind, ein simples Multimeter zu verwenden. Das Niveau hat deutlich nachgelassen (Fälle, wie ich sie kenne hätten zu meiner Zeit den ersten Jahrgang nicht überlebt) und es ist verständlich, dass sich selbst engagierte Lehrer hier über die Jahre ausklinken, denn es ist unter solchen Umständen nur noch frustrierend in einer Klasse zu stehen, wo 80% der Schüler nicht hin gehören. Viele HTL Lehrer (die haben ja kein Lehramtsstudium absolviert, sondern kommen aus der Industrie) sind aber wiederum komplett unfähig zu unterrichten...alles in allem ist das sehr unbefriedigend.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium technische Physik, promoviert in Festkörperphysik
Außerdem könnte man auch BWLer*Innen, Physiker*Innen, Chemiker*Innen Mathematik unterrichten lassen

nein das könnte man nicht

weil diese Leute ihre Ausbildung angefangen haben, ohne die Schule dabei im Fokus zu haben. Erkennbar daran, dass sie kein pädagogisches Examen haben und das 0-8-15 im Crashkurs "nebenbei" erwerben möchten, was andere jahrelang studiert haben. Sie erachten die Schule oft als "rettenden Notnagel", da sie in der Wirtschaft arbeitslos sind.

Solche Leute braucht keine Schule.

Sondern eben solche, die sich von Beginn ihrer Ausbildung an dazu entschieden haben und für die es nicht der letzte Ausweg vor der Arbeitslosigkeit ist. LG

michiwien22  14.03.2021, 15:05

Das Lehramtsstudium in Österreich (ein anderes kenne ich nicht) hat Pädagogik aber auch nur in homöopathischen Dosen. Viele die zu Ende studierten und das erste mal in einer Klasse stehen, sind dann komplett überfordert.

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Die Vorbereitung auf den schulischen Alltag im Rahmen dieses Studiums scheint sehr mangelhaft. Wer nicht einmal als Aushilfslehrer längere Zeit gearbeitet hat ist darauf nicht vorbereitet.

Ausserdem ist unterrichten eine Kunst und keine Wissenschaft was übrigens für alle Fächer gilt!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung